Konsequente Entscheidung
Lange wurde gerätselt, ob der Bahn-Aufsichtsrat Konzernchef Rüdiger Grube noch über 2017 hinaus beschäftigen will. Nun wirft der Manager von sich aus die Brocken hin, nachdem die Eigentümer den Vertrag mit ihm verlängern wollten. Überraschender kann eine Wendung kaum sein. Im Konzern und in der Politik war darauf niemand vorbereitet.
Grube hat Kante gezeigt. Er hätte noch zwei Jahre bleiben dürfen, wenn er das Angebot des Aufsichtsrates angenommen hätte. Das war ihm eine zu kurze Zeit, um als erfolgreicher Sanierer aufzuhören. Drei Jahre sollten es schon sein. Auch eine als Zeichen der Anerkennung normalerweise fällige Anhebung der Vergütung war nicht drin. Das war zu viel für den gradlinigen Vorstandschef. Der 65-Jährige muss sich zum Ende des Berufslebens nicht auch noch durch politische Ränkespiele demütigen lassen. Der Rückzug verlangt daher Achtung für jemanden, dem Selbstachtung wichtiger ist als der Chefposten bei einem der größten deutschen Konzerne. Von dieser konsequenten Haltung könnten sich andere Manager eine Scheibe abschneiden.
Das Verhalten des Aufsichtsrates lässt sich erklären. Einerseits steht die Bahn weiter nicht gut da, und Grube hat das in seiner achtjährigen Dienstzeit mitzuverantworten. Mit der kurzen Laufzeit eines neuen Kontraktes wäre zugleich aber auch bald der Weg frei für den früheren CDU-Kanzleramtschef Ronald Pofalla an die Spitze des Konzerns. Er gilt als Favorit, besser: galt. Denn mit Grubes Rücktritt haben sich die Aussichten auf den Karrieresprung eher verschlechtert, weil sich die Union im Wahljahr kaum den Ruch der Günstlingswirtschaft erlauben kann.
Ärgerlich ist die Entwicklung auf jeden Fall. Denn Grube hat der Bahn nach anfänglichem Zögern einen stringenten Sanierungskurs verpasst. Die Kernpunkte der Strategie, sich verstärkt um das Transportgeschäft in Deutschland zu kümmern, das Angebot in der Fläche zu verbessern und die Digitalisierung voranzutreiben sind richtig. Die Lorbeeren dafür wird sein Nachfolger ernten.