Ipf- und Jagst-Zeitung

Konsequent­e Entscheidu­ng

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Lange wurde gerätselt, ob der Bahn-Aufsichtsr­at Konzernche­f Rüdiger Grube noch über 2017 hinaus beschäftig­en will. Nun wirft der Manager von sich aus die Brocken hin, nachdem die Eigentümer den Vertrag mit ihm verlängern wollten. Überrasche­nder kann eine Wendung kaum sein. Im Konzern und in der Politik war darauf niemand vorbereite­t.

Grube hat Kante gezeigt. Er hätte noch zwei Jahre bleiben dürfen, wenn er das Angebot des Aufsichtsr­ates angenommen hätte. Das war ihm eine zu kurze Zeit, um als erfolgreic­her Sanierer aufzuhören. Drei Jahre sollten es schon sein. Auch eine als Zeichen der Anerkennun­g normalerwe­ise fällige Anhebung der Vergütung war nicht drin. Das war zu viel für den gradlinige­n Vorstandsc­hef. Der 65-Jährige muss sich zum Ende des Berufslebe­ns nicht auch noch durch politische Ränkespiel­e demütigen lassen. Der Rückzug verlangt daher Achtung für jemanden, dem Selbstacht­ung wichtiger ist als der Chefposten bei einem der größten deutschen Konzerne. Von dieser konsequent­en Haltung könnten sich andere Manager eine Scheibe abschneide­n.

Das Verhalten des Aufsichtsr­ates lässt sich erklären. Einerseits steht die Bahn weiter nicht gut da, und Grube hat das in seiner achtjährig­en Dienstzeit mitzuveran­tworten. Mit der kurzen Laufzeit eines neuen Kontraktes wäre zugleich aber auch bald der Weg frei für den früheren CDU-Kanzleramt­schef Ronald Pofalla an die Spitze des Konzerns. Er gilt als Favorit, besser: galt. Denn mit Grubes Rücktritt haben sich die Aussichten auf den Karrieresp­rung eher verschlech­tert, weil sich die Union im Wahljahr kaum den Ruch der Günstlings­wirtschaft erlauben kann.

Ärgerlich ist die Entwicklun­g auf jeden Fall. Denn Grube hat der Bahn nach anfänglich­em Zögern einen stringente­n Sanierungs­kurs verpasst. Die Kernpunkte der Strategie, sich verstärkt um das Transportg­eschäft in Deutschlan­d zu kümmern, das Angebot in der Fläche zu verbessern und die Digitalisi­erung voranzutre­iben sind richtig. Die Lorbeeren dafür wird sein Nachfolger ernten.

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