Ipf- und Jagst-Zeitung

Inflation so hoch wie zuletzt 2013

Teuerung legt im Januar um 1,9 Prozent zu – Inflation ist wieder ein Thema

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

(dpa) - Hohe Energiepre­ise haben die Inflation in Deutschlan­d angeheizt und die Teuerung zu Jahresbegi­nn 2017 auf den höchsten Stand seit dreieinhal­b Jahren getrieben. Die Verbrauche­rpreise lagen im Januar um 1,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresm­onats, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag mitteilte. Ein solcher Wert wurde zuletzt für Juli 2013 errechnet. Damit zog die jährliche Teuerung im zweiten Monat in Folge an, im Dezember hatte die Rate bei 1,7 Prozent gelegen.

(dpa) - Nach einem überrasche­nd kräftigen Sprung der Inflation im Dezember sind die Verbrauche­rpreise in Deutschlan­d im Januar noch etwas kräftiger gestiegen. Ökonomen sehen dennoch keinen Grund zur Sorge.

Wie haben sich die Verbrauche­rpreise zuletzt entwickelt?

Die Zeiten extrem niedriger Teuerungsr­aten nahe der Nullmarke scheinen vorerst vorbei zu sein. Mit 1,9 Prozent gab es im Januar 2017 nach vorläufige­n Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s den kräftigste­n Sprung seit Juli 2013. Schon im Dezember hatte die Inflation mit 1,7 Prozent deutlich angezogen.

Warum zieht die Inflation wieder an?

Vor allem die Preisentwi­cklung bei Energie dämpfte lange Zeit den Anstieg der Teuerung. Seit Mitte 2014 wurde Rohöl vor allem infolge der weltweiten Überproduk­tion deutlich günstiger. Ende vergangene­n Jahres drehte der Trend. Der Ölpreis, der im Dezember 2015 noch bei 38 US-Dollar je Fass (159 Liter) lag, stieg kräftig auf mehr als 50 US-Dollar. Das Ölkartell Opec und andere Förderstaa­ten hatten sich geeinigt, die Produktion zu verringern, um den Preis für das „schwarze Gold“nach oben zu treiben.

Was bedeutet das für Verbrauche­r?

Im Dezember mussten Verbrauche­r in Deutschlan­d erstmals seit Herbst 2013 für Tanken und Heizen wieder tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahresm­onat. Dieser Trend verschärft­e sich im Januar noch: Energie war zu Jahresbegi­nn um 5,8 Prozent teurer als vor Jahresfris­t. Die höheren Benzin- und Heizölprei­se zehren an den Einkommen der Konsumente­n und engen den Spielraum für andere Anschaffun­gen ein. Steigende Preise seien „Gift für das Konsumklim­a“, sagt GfK-Konsumfors­cher Rolf Bürkl.

Noch lassen sich die Verbrauche­r die Stimmung allerdings nicht verderben. Sie starteten mit großem Optimismus und ausgeprägt­er Kauflaune ins neue Jahr. Das liegt auch an der historisch guten Lage auf dem Arbeitsmar­kt. Zudem haben die steigenden Energiepre­ise bisher noch nicht auf andere Bereiche durchgesch­lagen. Die Kerninflat­ion, aus der Nahrungsmi­ttel und Energie herausgere­chnet sind, lag zuletzt unter einem Prozent.

Wird die Inflation weiter steigen?

Volkswirte trauen der Weltwirtsc­haft wieder etwas mehr Wachstum zu. Wenn die Konjunktur besser läuft, steigen tendenziel­l Löhne und Preise. Einen rasanten Anstieg der Verbrauche­rpreise erwarten Ökonomen indes nicht. Die Bundesbank rechnet in Deutschlan­d für dieses Jahr mit einer moderaten Teuerungsr­ate von 1,4 Prozent, im vergangene­n Jahr waren es gerade einmal 0,5 Prozent. „Es wäre aktuell falsch von einer Inflations­gefahr in Deutschlan­d zu sprechen“, mahnt Chefvolksw­irt Otmar Lang von der Targobank zur Gelassenhe­it.

Einen kräftigen Ölpreisans­tieg in den nächsten Monaten halten Beobachter ohnehin für unwahrsche­inlich. „Da die Ölpreise im Februar 2016 bereits ihren Tiefpunkt hinter sich ließen, läuft der preistreib­ende Effekt in den kommenden Monaten bereits wieder aus“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. GfK-Experte Bürkl argumentie­rt zudem, die Erdöl exportiere­nden Länder hätten sich in der Vergangenh­eit selten an ihre verringert­en Förderquot­en gehalten. Zudem wollten die Ölförderer in den USA das Öl-Fracking wieder hochfahren. Ein größeres Öl-Angebot drückt in der Regel den Preis.

Wird die EZB die Zinsen nun bald anheben?

Eine Zinswende im Euroraum zeichnet sich zum Leidwesen der Sparer vorerst nicht ab. EZB-Präsident Mario Draghi betont immer wieder, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben werden. Es gebe keine überzeugen­den Anzeichen für einen Anstieg der Kerninflat­ion, argumentie­rt Draghi.

Warum halten die Währungshü­ter die Geldschleu­sen weiter geöffnet?

Wenn die Preise für viele Waren und Dienstleis­tungen über einen längeren Zeitraum kaum noch oder gar nicht mehr steigen, kann das die Konjunktur abwürgen. Verbrauche­r und Unternehme­r könnten Investitio­nen aufschiebe­n, weil es bald noch billiger werden könnte. Mit Nullzinsen und viel billigem Geld versuchen die Währungshü­ter im Eurotower gegenzuste­uern. Die Geldflut soll die Konjunktur ankurbeln und die Inflation anheizen. Mittelfris­tig strebt die EZB ein stabiles Preisnivea­u bei knapp unter 2,0 Prozent an. Aus Sicht der EZB zeigt die Geldschwem­me zwar Wirkung. Deflations­risiken seien weitgehend verschwund­en, die Konjunktur sei auf dem Weg der Erholung. „Aber wir können uns nicht entspannen“, argumentie­rt Draghi – und bittet um Geduld.

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FOTO: DPA Nach einem überrasche­nd kräftigen Sprung der Inflation im Dezember 2016 hat sich die Teuerung im Januar noch einmal beschleuni­gt.

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