Ipf- und Jagst-Zeitung

Schulz will an große Vermögen ran

SPD-Kanzlerkan­didat nennt erste programmat­ische Punkte – „Langstreck­enlauf“bis zur Bundestags­wahl

- Von Sabine Lennartz

- Kanzlerin Angela Merkel hat mit einer freundlich­en SMS gratuliert, Grüne und Linke melden bereits ihre Forderunge­n an. Martin Schulz, der neue Kanzlerkan­didat der SPD, steht auch einen Tag nach seiner Nominierun­g im Mittelpunk­t der politische­n Diskussion­en in Berlin. Die SPD ist zufrieden. 200 Menschen sind allein während der Rede von Schulz am Sonntag in die Partei eingetrete­n, meldet Generalsek­retärin Katarina Barley.

Schon am frühen Morgen macht Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder im Morgenmaga­zin klar, dass er die Wahl von Schulz gelassen sieht. Er habe vom Sozialdemo­kraten noch relativ wenig gehört, wofür er stehe, und was auf das Land zukomme.

Das finden auch Grüne und Linke. Linken-Chefin Katja Kipping fordert Schulz auf, die Hartz-IV-Gesetze über Bord zu werfen, wenn er es ernst meine mit der sozialen Gerechtigk­eit. Grünen-Chefin Simone Peter vermisst Aussagen des Kandidaten zu mehr Umweltschu­tz. Beide dürften gerne gehört haben, dass Schulz große Vermögen stärker besteuern will. Das erklärt er nach Ende der Vorstandsk­lausur im Willy-BrandtHaus. Schulz will in dieser Woche sein Mandat im EU-Parlament niederlege­n. Er wisse aber, dass er keinen Sprint, sondern einen Langstreck­enlauf bis zur Wahl vor sich habe.

Dass er kein Bundestags­mandat hat, sieht er nicht als Nachteil. Wichtiger sei, sich in die Mitte der Menschen zu begeben, zu hören, wie der Lebensallt­ag beschriebe­n werde und eine Politik für eine Verbesseru­ng ihrer Lebensumst­ände zu entwickeln. „Weil ich kein Mitglied der Bundesregi­erung bin, bin ich viel freier.“

In Bildung investiere­n

Zu genauen programmat­ischen Aussagen lässt sich Schulz noch nicht treiben. Ihm gehe es um mehr Verteilung­sgerechtig­keit und höhere Investitio­nen. Klar ist, dass er die Steuern nicht senken, sondern lieber in die Bildung investiere­n will. Genaue Überlegung­en zu mehr Steuergere­chtigkeit aber würden zur Zeit noch unter der Führung von SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel erarbeitet, so Schulz. Sich im Wahlkampf mit Linken oder Grünen zu verbünden, davon hält er gar nichts. „Wir werden einen Wahlkampf erleben, in dem keine Partei eine Koalitions­aussage macht“, sagt Schulz voraus.

Gleichzeit­ig schickt er die ersten Giftpfeile in Richtung Union. Schulz sagt, er habe sich über den SMSGlückwu­nsch der Kanzlerin gefreut und hoffe, dass er ihr „irgendwann auch zur Nominierun­g durch beide Parteien gratuliere­n“könne. Damit spielt er auf das lange Tauziehen zwischen CDU und CSU an. Die Union will am kommenden Sonntag/Montag in München einen weiteren Deutschlan­dkongress abhalten und sich dabei auf die Kanzlerkan­didatin Angela Merkel einigen.

CDU und CSU seien zwei Parteien, aber eine Union. Man werde ein sehr überzeugen­des gemeinsame­s Regierungs­programm zusammenst­ellen, verspricht CDU-Generalsek­retär Peter Tauber. Er sieht ein „gegenseiti­ges Aufeinande­rzugehen" von CSU-Chef Horst Seehofer und CDU-Chefin Angela Merkel.

Bis jetzt allerdings ist Seehofer noch nicht von seiner alten Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtling­e abgerückt und Merkel hat nicht vor, eine solche Obergrenze in ein gemeinsame­s Wahlprogra­mm aufzunehme­n. Bleibt also die bewährte Methode, die Obergrenze in den „Bayernplan“, das gesonderte bayerische Wahlprogra­mm der CSU, aufzunehme­n.

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FOTO: IMAGO SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz im Willy-Brandt-Haus.

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