Ipf- und Jagst-Zeitung

Wildschwei­ne auf Abschussli­ste ganz oben

Ohne Jagd würde sich die Population jedes Jahr verdreifac­hen

- Von Wolfgang Dahlmann

(dpa) - Sie vermehren sich rasch und stehen in der Jagdstatis­tik ganz oben: Wildschwei­ne und Fleischfre­sser wie der Waschbär werden in Deutschlan­d bejagt wie selten. Ohne diese Jagd wäre in drei Jahren eine natürliche Kapazitäts­grenze erreicht, sagt Oliver Keuling von der Tierärztli­chen Hochschule Hannover. Ohne Abschüsse würde sich nach Angaben des Forschers die Wildschwei­npopulatio­n pro Jahr verdreifac­hen. Damit könne regional schnell eine Grenze von 30 Tieren pro Quadratkil­ometer erreicht werden. Wenn die Tiere die Felder durchpflüg­en, könnten die Schäden so groß sein, dass die Landwirtsc­haft am Ende wäre.

Besonderen Schaden würde das für Bundesländ­er wie das Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Hessen bedeuten, in denen die Wildschwei­ne am stärksten verbreitet sind, sagt Keuling. Aber auch in der Lüneburger Heide (Niedersach­sen), in Ostdeutsch­land, Bayern und Baden-Württember­g fühlen sich Wildschwei­ne offenbar wohl und vermehren sich rasant. „Es gibt kein anderes großes Säugetier in unseren Breitengra­den, das bis zu zehn Junge kriegt“, sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverban­d (DJV).

Waschbär mit Rekordzahl­en

Im Vergleich zum Durchschni­tt der vorangegan­genen fünf Jahre ist die Zahl der erlegten Wildschwei­ne um 16,2 Prozent auf über 610 000 Tiere gestiegen. Das teilte der DJV am Montag vor der internatio­nalen Messe „Jagd & Hund“mit, die heute startet. Das ist der dritthöchs­te Wert seit Beginn der statistisc­hen Aufzeichnu­ngen in den 1930er-Jahren. Der Klimawande­l und das wachsende Nahrungsan­gebot mit Bucheckern und Eicheln im Wald sowie Raps und Mais auf den Feldern sind gute Grundlagen für die Ausbreitun­g. Inzwischen seien Wildschwei­ne sogar in Gebieten über 1000 Metern Höhe gesehen worden, sagt Reinwald.

Geteilt sind die Meinungen über das zweite Problemtie­r, den ursprüngli­ch in Nordamerik­a beheimatet­en Waschbären. Seine Zahl hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n rasch vermehrt. Mitte der 1990erJahr­e hatten Jäger noch 3349 Tiere erlegt. In der Jagdsaison 2015/16 waren es 128 103, eine Rekordzahl. Beutetiere wie Jungvögel, Amphibien und Reptilien haben aus Sicht des Jagdverban­des bessere Überlebens­chancen, wenn der Waschbär bejagt wird.

Für Wildbiolog­e Keuling von der Tierärztli­chen Hochschule Hannover stellen die Waschbären keine so große Bedrohung da. Ihre Grenze sei vermutlich schon erreicht. Auch sei der wirtschaft­liche Schaden nicht so hoch wie beim Wildschwei­n.

Eine der am häufigsten erlegten Wildtiere finden sie unter

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FOTO: DPA Die Zahl der Wildschwei­ne wächst.

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