Wie anno dazumal
Multi-Instrumentalist Mike Oldfield macht mit „Return to Ommadawn“sich und seine alten Fans glücklich
Der Mann muss niemandem mehr etwas beweisen, außer sich selbst. Mike Oldfield hat in seiner Karriere Abermillionen Tonträger verkauft. Der Engländer hatte Erfolg mit New-Age-Klängen, Prog, Pop, Rock und – mit Einschränkungen – auch bei seinen Ausflügen in die Klassik. Verehrt von seinen Fans wird der Musiker jedoch bis heute vor allem für eine weitgehend instrumentale Trilogie, die in den Jahren 1973 bis 1976 entstand: „Tubular Bells“, „Hergest Ridge“und „Ommadawn“. Nun, mehr als 40 Jahre danach, hat der Gitarrist und Multi-Instrumentalist „Return to Ommadawn“(Virgin) veröffentlicht.
Es war bereits der zweite Anlauf, einen „Ommadawn“-Nachfolger zu fabrizieren. 1990 war Oldfield noch vom Pfad abgekommen, am Ende erschien das weniger geglückte Werk „Amarok“. Dieses Mal hat es geklappt. Die neue Platte, sagt der Mann aus Reading, sei „eine Rückkehr zu mir selbst, zu meinem wirklichen Wesen“.
Es ist ein bisschen wie beim Electro-Pionier Jean Michel Jarre. Der Franzose, der zuvor mit seinen beiden „Electronica“-Alben Gespür für aktuelle Trends bewiesen hat, fand mit diesen Fingerübungen nicht nur zu seinem alten Stil, sondern auch zu Form und Kreativität zurück. Der 68- Jährige lieferte mit „Oxygene 3“sein bestes Album seit Jahren ab, viele Anhänger sagen: seit Jahrzehnten. Auch Oldfields letztes Album vor „Return to Ommadawn“war eine an sich geglückte Pop-Rock-Platte, die im Hier und Jetzt verortet war. Doch während es bei „Man on The Rocks“vor drei Jahren noch um Songs ging, ist der Brite nun mit 63 Jahren wieder in jenem Klangkosmos angekommen, der ihn einst zum Star machte: Es fiept, zirpt und klimpert, dass es eine helle Freude ist. Die Gitarrenspuren wurden übereinander gelegt wie die Schichten einer Torte. Zwei Stücke, kein Gesang (es gibt nur zwei gesprochene Sätze, die eine Reminiszenz an das ursprüngliche Album sind) – eine Platte aus einem Guss. Alles in grandioser Klangqualität, alle Instrumente wurden, im Gegensatz zum ersten „Ommadawn“, von Oldfield selbst eingespielt.
Auch wenn das Tempo immer wieder mal anzieht, auch wenn die Percussion manchmal etwas zu wuchtig in den Vordergrund rückt: Entspannung ist garantiert – und irgendwie klingt das Album ziemlich esoterisch. Eigentlich wie anno dazumal, aber im positiven Sinn. Das ist Musik für Bäume-Umarmer, FünfUhr-Teetrinker, audiophile HighEnd-Fans oder auch für NebenbeiHörer. Selten jedenfalls war ein Klangteppich feiner gewoben.
In den Albumcharts auf Rang 3
Und jene Anhänger, die dem Meister des gepflegten Prog-Rocks auf all seinen Pfaden gefolgt sind, werden tatsächlich sogar ein paar Sprengsel vom alten „Ommadawn“-Album wiederfinden. Oldfield hat sie zerlegt, am Computer in veränderter Form wieder zusammengesetzt und als Effekte wieder eingefügt. Wahrscheinlich, um den Namen der Platte vor sich selbst zu rechtfertigen. Es sei ihm gegönnt, wenn es ihn glücklich macht. Seine Fans jedenfalls sind begeistert: „Return to Ommadawn“, sein in Nassau auf den Bahamas eingespieltes 26. Studioalbum, ist auf Rang 3 in die deutschen Charts eingestiegen – hinter den Rappern der Antilopen Gang und zwischen Schlager-Murks wie Klubbb3 und Andrea Berg. Ein ebenso verdienter wie unerwarteter Erfolg. Denn wer traut sich heutzutage noch, ein Album mit zwei Stücken von jeweils knapp über 20 Minuten herauszubringen? Einer wie Mike Oldfield. A- und B-Seite – fertig. Eben wie anno dazumal.