Keineswegs reparaturbedürftig: Die Buchstützer glänzen
Ein volles Haus im Palais Adelmann - Szenische Lesung – Zuhörer lachen Tränen
(sj) - Der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ist in Bayern Feiertag, in Baden-Württemberg jedoch nicht. Aber nicht nur um diese Ungerechtigkeit ging es in der höchst amüsanten szenischen Lesung „Reparaturbedürftig“, die die Buchstützer im Palais Adelmann ausdrucksstark einem begeisterten Publikum präsentierten.
Der Lesung zugrunde liegt ein Theaterstück von Dirk Salzbrunn mit dem Titel „Hey, Joe!“, das die Buchstützer gekürzt und leicht verändert haben. Es spielt in einer kleinen Autowerkstatt mit Tankstelle im Grenzgebiet zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Werkstattbesitzer Joachim Riemenkeiler, genannt Joe (köstlich: Andreas Müller), diskutiert mit seiner cleveren Frau Sonja (mit Pfiff: Uschi Dow) über die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass in Bayern an Mariä Himmelfahrt Feiertag ist, er aber in BadenWürttemberg arbeiten muss, und den Anbau für seine Werkstatt, den die Gemeinde abgelehnt hat.
Die hitzige Diskussion kann allerdings nicht weitergeführt werden, denn nach und nach muss sich Joe um akute Notfälle und Problemfälle kümmern. Da kommt ein junges, schwules Pärchen, tankt sein Auto auf und kann die 50 Euro nicht bezahlen, weil keiner der beiden Geld oder Personalausweis dabei hat. Der 77jährige Bernd Brasse schlüpft dabei mit Studentenmütze und viel schauspielerischem Talent in die Rolle des bis über beide Ohren verliebten, aber total abgebrannten, altklugen Studenten Andi. Werner Schindhelm hingegen verkörpert Torsten, genannt Totti, der die brenzlige Situation schamlos ausnutzt, um sich von seinem Freund zu trennen und zu türmen. Andi bleibt in derWerkstatt als Pfand zurück und muss überwacht werden. Für einigen Trubel sorgt auch das nörgelnde Ehepaar Herbert (mit Cowboyhut und eifersüchtig: Jürgen Volmer) und Gertrud (abenteuerlustig: Heike Dietrich), beide Anfang 40 und auf dem Weg an den Gardasee, wo sie seit zwölf Jahren ihren Urlaub verbringen, und zwar immer im gleichen Hotel. Dabei würde die Ehefrau viel lieber ganz romantisch ihren Urlaub in einem Zwei-Mann-Zelt auf Norderney verbringen. Eine Reifenpanne hat das Paar zu Riemenkeilers Werkstatt geführt.
Eine Ministerin im Wahlkampf strandet
Doch damit nicht genug. Auch eine waschechte Ministerin, Dorothea Schwarzmüller-Weißmeier oder Schwarzmeier-Weißmüller, ist ein echter Notfall. Ihr Wagen will nicht mehr, und die Ministerin mit bayerischem Dialekt ist schließlich auf dem Weg zu einer wichtigen Wahlkampfveranstaltung. Diana Scherer im Dirndl ist die Rolle auf den Leib geschrieben. In hohler Phrasendrescherei kann sich locker mit Politikern ganz anderen Kalibers messen. Nebenbei schafft sie es noch, ihrem Neffen bei Riemenkeiler eine Ausbildungsstelle zu verschaffen.
Weil seine alte Harley ihren Geist aufgegeben hat, mischt auch der Möchtegern-Dorfrocker Peter (in Rockerkluft: Tanja Peter) kräftig mit und sorgt für Eifersuchtsszenen. Als Erzähler der glänzenden szenischen Lesung fungierte Gerald Marek.