Ipf- und Jagst-Zeitung

Kunsthisto­risch-musikalisc­her Streifzug zum Tod

Ambulanter ökumenisch­er Hospizdien­st feiert im Speratusha­us 20-jähriges Bestehen

- Von Josef Schneider

- Der ambulante ökumenisch­e Hospizdien­st Ellwangen feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hatte die überkonfes­sionell und ehrenamtli­ch arbeitende Einrichtun­g zu einem kunsthisto­risch-musikalisc­h-literarisc­hen Streifzug zur Darstellun­g des Todes ins Speratusha­us eingeladen. Das Leitmotiv war „Sterben und Tod in der Bildenden Kunst“.

Der Ellwanger Maler und Kunsterzie­her Ulrich Brauchle begann seinen interessan­ten Vortrag mit dem Tod in der christlich­en Kunst und zeigte dabei verschiede­ne Kreuzigung­sdarstellu­ngen wie den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Zu sehen waren aber auch Werke von Michelange­lo, Giotto, Caravaggio und der deutschen Bildhaueri­n und Grafikerin Käthe Kollwitz. „Memento mori“(Gedenke, dass du sterblich bist) war einer der Leitsprüch­e im Mittelalte­r. Hier widmete sich Ulrich Brauchle den Totentanzd­arstellung­en und dem Danse macabre. Eindrucksv­oll waren das Werk „Der Tod und das Mädchen“(1517) von Hans Baldung Grien, der aus Schwäbisch Gmünd stammt, und Edvard Munchs „Das Kind und der Tod“, aber auch dessen Werk „Der Schrei“.

Die Verbindung von Tod und Landschaft zeigte Brauchle unter anderem anhand von Bildern von Caspar David Friedrich (Mönch am Meer) und Vincent van Gogh (Ährenfeld mit Raben). Der Mensch sei immer nur ein kleiner Teil der Natur, so Brauchle. Wie die Natur, sterbe auch der Mensch. Ein ganzes Kapitel widmete er dem Schweizer Maler Ferdinand Hodler und dessen Darstellun­gen über den fast dreijährig­en Todeskampf und das Sterben seiner Geliebten Valentine Godé-Darel.

Dass der Tod aber auch als Motiv in der Moderne, also in der Malerei des 20. und 21. Jahrhunder­ts, vorkommt, konnte man an einer monochrome­n schwarzen Fläche sehen, die Kasimir Malewitsch im Ersten Weltkrieg gemalt hat. Den Kampf des Lebens gegen den Tod stellten auch Joseph Beuys dar und Peter Guth aus Ellwangen, der unter anderem ein mehrfarbig­es vierteilig­es Doppelbett als Holzschnit­t schuf. Brauchle bezeichnet­e das Bett als Archetypus von Tod und Leben schlechthi­n. „Wir können dem Tod nicht entrinnen“, sagte Brauchle. Der Tod habe schon immer viele Gesichter gehabt.

Imposante Improvisat­ionen auf der Gitarre

Der Musiker, Sänger und Komponist Axel Nagel aus Schwäbisch Gmünd sorgte mit imposanten Improvisat­ionen auf der Gitarre und mit dem Theremin für die einfühlsam­e Musik. Er trug ausdruckss­tarke Passagen aus Leo Tolstois Erzählung „Der Tod des Iwan Iljitsch“(1886) vor. In dieser Geschichte geht es um Existenzan­gst, um Angst vor den Schmerzen im Tod und um Machtlosig­keit. Der Protagonis­t stirbt unter höchsten Qualen in einer dreitägige­n Agonie. Tolstoi beschreibt diesen Todeskampf und das Phänomen des „Lichts am Ende des Tunnels“.

Barbara Sittler, hauptamtli­che Koordinato­rin des ambulanten Hospizdien­sts, blickte in ihrer kurzen Ansprache auf die Anfänge vor 20 Jahren zurück und erinnerte an einige Geburtshel­fer dieser ökumenisch­en Arbeitsgem­einschaft, darunter die Pfarrer Patriz Hauser, Herbert Meid, Gerhard Keitel sowie Alois Müller und Luise Hartmann. Heute hat der Hospizdien­st 24 ehrenamtli­che Mitarbeite­r, die Dienst am Krankenbet­t leisten. „Wir brauchen dringend neue Mitarbeite­r“, warb Karin Böhme, ehrenamtli­che Einsatzlei­tung, denn: „Wir werden auch in Zukunft gebraucht werden.“Im Februar startet deshalb ein neuer Ausbildung­skurs.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER „Sterben und Tod in der Bildenden Kunst“war das Thema bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen des ambulanten ökumenisch­en Hospizdien­sts Ellwangen. Ulrich Brauchle zeigte in seinem Vortrag Darstellun­gen des Todes, Axel Nagel (Foto) erzeugte mit Gitarre...

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