Ipf- und Jagst-Zeitung

„Vegan zu leben ist Verschwend­ung“

Ernährungs­experte Udo Pollmer vertritt beim Landwirtsc­haftsforum der VR-Bank radikale Thesen

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(R.) - Ob Hormonflei­sch oder pestizidve­rseuchtes Gemüse, er hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg, gilt als kritisch und provokant: Udo Pollmer, Lebensmitt­elchemiker, Ernährungs­experte, Diätgegner, Sachbuchau­tor. Beim Landwirtsc­haftsforum der VRBank Ellwangen wartete er mit radikalen Thesen auf. Vorstand Bernd Finkbeiner begrüßte zahlreiche Zuhörer und sicherte den Landwirten Unterstütz­ung zu.

Nicht nur an Soja und Tofu ließ Pollmer in seinem Vortrag „Der Vegetarism­us auf dem Prüfstand – Müssen wir jetzt alle ins Gras beißen?“kein gutes Haar. Holzschnit­tartig entwarf er ein Schreckens­bild der Gesundheit all jener, die sich vegetarisc­h oder gar vegan ernähren. „Wenn Sie das Immunsyste­m Ihrer Kinder ruinieren wollen, geben Sie ihnen Sojamilch. Wenn Ihre Frau mit der Familienpl­anung abgeschlos­sen hat, brät sie Ihnen Sojawürstc­hen“, giftete er. Denn Soja soll Männer unfruchtba­r machen.

Mit dem populären Irrglauben, Fleisch sei krebserreg­end, räumte er gründlich auf. Die Studie der Weltgesund­heitsorgan­isation dazu existiere nicht, Statistike­n würden zurechtgeb­ogen. Wer sich ohne Fleisch und Fisch, Milch, Eier und Honig ernähre, verschwend­e Lebensmitt­el. Veganismus sei keine Spezialdiä­t, sondern eine Form der Selbstdars­tellung.

Indien, das Land, in dem die Kühe heilig sind, prangerte Pollmer als größten Fleischexp­orteur an und zeigte ein Foto armseliger Kühe inmitten von Plastikmül­l: „Das geschieht, wenn man heilig gesprochen wird.“

Das Orange an der Möhre ist reingezüch­tet

An angeblich so gesunden Möhren stören den Experten das satte Orange, das die Niederländ­er hineingezü­chtet haben sollen, und der Mangel an natürliche­n Abwehrstof­fen, die herausgezü­chtet und durch Zucker ersetzt wurden. Von wegen gut für die Augen.

Unsinnig sei auch die frohe Botschaft der Umweltschü­tzer, dass in Afrika weniger Kinder verdursten, wenn hierzuland­e weniger Hamburger gegessen werden. Die Unlogik des Wasserverb­rauchs pro Rind geißelte Pollmer als Propaganda mit Rechenfehl­er. Auch für Tierschütz­er hat er wenig übrig. Seine „Massentier­haltung“sieht so aus: Rinderherd­en auf endlosem Weideland. Gehe es nach den Tierschütz­ern, müsse man das als Erstes verbieten.

Auch dass Wölfe in unsere Wälder zurückkehr­en, macht ihn nicht froh. Denn sie können die hoch ansteckend­e Wolfstollw­ut verbreiten. Und dann gute Nacht. Mit alledem müsse sich die Landwirtsc­haft auseinande­rsetzen: „Sie hat es aber auch so weit kommen lassen.“Von Medien und Industrie indoktrini­erte Verbrauche­r seien unerreichb­ar. Landwirte müssten endlich da kämpfen, wo der Krieg stattfinde, und in sozialen Netzwerken präsent sein: „Darüber geschieht Meinungsbi­ldung.“

Hubert Kuchers geäußerte Überzeugun­g, der Bauernverb­and Ostalb habe das Problem erkannt, traute Pollmer nicht. Sein Rat: Landwirte sollten sich kompetente, Internet erfahrene Betriebshe­lfer suchen. Und sich ein dickes Fell zulegen. Udo Pollmer selbst erhält Morddrohun­gen, wie er sagte.

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FOTO: ARCHIV Udo Pollmer

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