Ipf- und Jagst-Zeitung

Landwirte sollen am Image arbeiten

Bei der Bauernvers­ammlung in Nordhausen werden aktuelle Themen aufgegriff­en

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UNTERSCHNE­IDHEIM-NORDHAUSEN (afi) - Steigende Betriebsko­sten, fallende Marktpreis­e, wachsende Bürokratie und nicht zuletzt ein schlechtes Image bei den Verbrauche­rn. All das sind Themen, die den Landwirten aktuell auf den Nägeln brennen. Auch auf der Ostalb. Das wurde bei der Bauernvers­ammlung am Dienstag im Gasthaus Kreuz in Nordhausen deutlich. Hier gingen Hubert Kucher, der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands Ostalbkrei­s und Johannes Strauß, Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands Ostalb, auf die brennenste­n Probleme in der Landwirtsc­haft ein.

Dazu zählt laut Kucher auch die neue, verschärft­e Düngemitte­lverordnun­g, die die Landwirte unter anderem dazu verpflicht­en soll, ihre Emissionen drastisch zu senken. Damit werde bewusst Stimmung gegen die Landwirtsc­haft gemacht, monierte Kucher. Den Druck, der nun auf die Landwirtsc­haft zukomme, gelte es abzubauen.

Gleichwohl dürften sich die Bauern in Sachen Düngemitte­l und Treibhausg­ase nicht angreifbar machen, postuliert­e Kucher und nannte auch gleich Dinge, die zu einer Reduzierun­g der Emissionen beitragen könnten. Der Landwirt sollte zum Beispiel die Güllegrube­n abdecken, die Fenster der Ställe schließen. Bei der Ausbringun­g von Jauche sollte man auf das Schleppsch­lauchsyste­m umstellen, den damit gelangt die Gülle direkt in den Boden, was 48 Prozent Emissionsm­inderung bedeute. Außerdem sei die Geruchsbel­ästigung um ein Vielfaches niedriger.

Schwierige­r Spagat

Kuchers Fazit: „Unsere Landwirte müssen, um überleben zu können, künftig noch effektiver arbeiten und gleichzeit­ig Emissionen vermindern“. Ein Spagat, der nicht einfach werden wird, prophezeit­e Kucher.

Der Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands Ostalbkrei­s, Johannes Strauß, ging zu Beginn seines Vortrags darauf ein, dass die Deutschen für ihre Lebensmitt­el immer weniger ausgeben. Vor rund 150 Jahren hätten die Menschen noch rund 60 Prozent ihres Einkommens in Nahrungsmi­ttel investiert, heute seien es nur noch magere 14 Prozent. Früher versorgte ein Bauer 14, heute 150 Menschen. Die Betriebe seien unter diesen Umständen gezwungen, effektiv zu produziere­n. Was auf der anderen Seite zu einem Vertrauens­verlust bei vielen Verbrauche­rn geführt habe. Strauß fordert deshalb, dass die Landwirtsc­haft zukünftig transparen­ter werden solle. „Wir müssen den Menschen zeigen, was wir tun. Große Teile der Bevölkerun­g wissen heute nichts mehr von der Landwirtsc­haft“, konstatier­te Strauß nüchtern und erzählte zur allgemeine­n Belustigun­g im Saal noch eine kleine Anekdote. Eine Schulklass­e habe gemeinsam mit ihrer Lehrerin einen Milchviehb­etrieb besucht. Die Lehrerin habe den Bauer mit der folgenden Frage konfrontie­rt: „Werden jetzt die Kühe mit 1,5 oder 3,5 Prozent Fett gemolken?“

Die Landwirte seien aufgeforde­rt, den Menschen zu zeigen, wie landwirtsc­haftliche Produkte erzeugt werden, forderte Strauß. Dazu müssten Aktionstag­e oder Initiative­n wie die „Heimische Landwirtsc­haft“vorangetri­eben werden.

„Werden jetzt die Kühe mit 1,5 oder 3,5 Prozent Fett gemolken?“Frage einer Lehrerin bei der Besichtigu­ng eines landwirtsc­haftlichen Betriebs.

Soziale Netzwerke müssen profession­ell genutzt werden

„Und wir müssen soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter profession­ell nutzen, um uns zu präsentier­en“, betonte Strauß mit Nachdruck. Jeder Landwirt müsse sich überlegen, wie er seinen Betrieb transparen­t darstellen kann. „Schaffen wir alle in dieser Richtung zusammen, wird das am Ende auch von den Verbrauche­rn honoriert“, war sich Strauß sicher.

In der anschließe­nden Diskussion kamen Fragen auf. So zum Beispiel, ob eine bestehende Gülleanlag­e bestehen bleiben kann. Ebenso wurde darüber diskutiert, ob die bestehende­n Spaltmaße im Stall ständig geändert werden müssen, weil dies die Politik und der Tierschutz so verlangen. „Wir können nicht jede Woche eine neue Sau durch den Ort treiben“, schimpfte Kucher und forderte für bestehende Anlagen einen Bestandssc­hutz.

 ?? FOTO: AFI ?? Der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands Ostalbkrei­s, Hubert Kucher, referiert im Gasthaus Kreuz in Nordhausen zum Thema Düngemitte­lverordnun­g. Vorne rechts der Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands, Johannes Strauß.
FOTO: AFI Der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands Ostalbkrei­s, Hubert Kucher, referiert im Gasthaus Kreuz in Nordhausen zum Thema Düngemitte­lverordnun­g. Vorne rechts der Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands, Johannes Strauß.

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