Zahl der Wildunfälle steigt stark an
Autofahrer müssen nach der langanhaltenden Kältephase besonders aufpassen
- Nach langen Frost- und Kältephasen wie in den vergangenen Wochen im Ostalbkreis ist die Gefahr eines Wildunfalls am größten. Schnee und Eis auf der Straße tauen ab und geben das Streusalz frei, das tonnenweise in den Wintermonaten gestreut wird. Vor allem wenn das Nahrungsangebot für Reh- und Schwarzwild nach frostigen Temperaturen knapp wird, nutzen die Tiere das Salz an den Straßenrändern, um den Mineralienhaushalt aufzufüllen. Die „Aalener Nachrichten“haben mit einem Jagdexperten und der Polizei darüber gesprochen, was Autofahrer in unserer Region jetzt besonders beachten müssen. Denn die Zahl der Wildunfälle steigt. Auch den Schutz vor Wildunfällen kann man verbessern.
Gleich zwei Entwicklungen begünstigen den drastischen Anstieg der durch Wild verursachten Unfälle, fasst es Josef Uhlirsch, der stellvertretende Kreisjägermeister der Jägervereinigung Aalen im Ostalbkreis, zusammen. „Wir haben auf unseren Straßen in der Region deutlich mehr Verkehr bei gleichzeitig steigenden Tierpopulationen.“Beim Rehwild habe diese um fünf Prozent zugenommen. Weitaus größer war das Plus beim Schwarzwild in der Jagdsaison 2015/16 – rund 40 Prozent mehr Tiere wurden hier beobachtet.
Immer mehr Wildschweine im Ostalbkreis unterwegs
Die meisten Wildunfälle sind jedoch weiterhin auf Rehe zurückzuführen. Ein Trend, der sich in ganz BadenWürttemberg beobachten lässt. „Die Zahl der überfahrenen Rehe stieg um 8,5 Prozent“, betont Uhlirsch. Die Polizei erhebt zwar keine offiziellen Wildunfallzahlen, doch das decke sich mit den Erfahrungen, bestätigt Rudolf Biehlmaier vom Aalener Polizeipräsidium. Laut Uhlirsch sind vermehrt auch Wildschweine in Unfälle verwickelt. Hierin liege die größte Gefahr für Autofahrer. „Die Tiere wiegen 100 Kilo und mehr“, erklärt der Jagdexperte: „Ein Reh kommt dagegen durchschnittlich auf 15 Kilogramm.“Bei einem Unfall richte das Gewicht eines Wildschweins schwere Schäden an
„Die Zahl der überfahrenen Rehe stieg um 8,5 Prozent“, sagt Josef Uhlirsch von der Jägervereinigung Aalen
den Fahrzeugen an, ergänzt Biehlmaier – die Gefahr für die Autofahrer sei nicht zu unterschätzen.
Wenn Wild plötzlich vor dem Auto auftaucht, so die Tipps der beiden Experten, sollte das Fernlicht abgeblendet und die Geschwindigkeit reduziert werden. Auf keinen Fall sollten die Fahrer ruckartig ausweichen. „Auch eine unvermittelte, unkontrollierte Vollbremsung kann schnell gefährlicher werden, als einen Unfall in Kauf zu nehmen“, so Uhlirsch.
Wenn ein Tier angefahren wurde, sollte unbedingt die Polizei informiert werden. Zum einen übernimmt die Teilkaskoversicherung den Schaden nur, wenn eine entsprechende Bescheinigung von der Polizei oder einem Jagdpächter vorliegt. „Wir erfassen Fahrzeugschäden und Blutspuren, sichern die Unfallstelle und klären, ob überhaupt ein Unfall stattgefunden hat“, erklärt der stellvertretende Kreisjägermeister. Darüber hinaus gehört das angefahrene Wild meist zu einem Jagdrevier, wovon es allein in Aalen gleich mehrere gibt. Die Polizei verständigt dann den zuständigen Jagdpächter, der das tote Tier beseitigen muss. „Wenn es lediglich verletzt wurde, muss eine Fährte aufgenommen, das Wild gefunden und erlegt werden.“Für die Kosten muss der Autofahrer aufkommen – im Schnitt 50 Euro.
In den Wintermonaten entstehen viele Unfälle, wenn die Tiere am Straßenrand stehen und versuchen, das Salz von der Fahrbahn aufzunehmen. Die Jägerschaft versucht, mit Salzlecksteinen in Wäldern das Problem zu minimieren. Vor allem zwischen der Dämmerung und den frühen Morgenstunden ist die Gefahr eines Wildunfalls am größten. An Freiflächen, Waldrändern und Streckenabschnitten mit WildwechselSchildern gilt die größte Vorsicht: „Abstand halten, aber auch vorausschauend und bremsbereit fahren“, rät Biehlmaier.
Wo Obstbäume stehen, ist es besonders gefährlich
Gefährlich kann es für Autofahrer zudem werden, wenn Obstbäume am Straßenrand stehen. „Bei Neubauten und dem Straßenbau müssen Kommunen, Kreise, Länder und der Bund darauf achten, dass diese Bäume in Richtung Wald gepflanzt werden.“ Laut Uhlirsch reduziere das den Wildwechsel enorm. Gute Erfolge erziele man in unserer Region auch mit Warnreflektoren an Straßenrändern. Die Jägervereinigung Aalen im Ostalbkreis empfehle ihren Mitgliedern, verstärkt auf die Strahler zu setzen, die die Tiere durch das reflektierte Fahrzeuglicht frühzeitig warnen und verscheuchen. „Momentan konzentrieren wir uns vorrangig auf Unfallstrecken“, sagt Uhlirsch, doch weitere sollen künftig folgen.