Grüne Politik trifft junge Bauern
Landtagsabgeordnete diskutieren mit landwirtschaftlichen Fachschülern
- „Wettbewerbsfähigkeit stärken, auf regionale Herkunft setzen“– so steht es im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung zum Thema Landwirtschaft. Doch was bedeutet Regionalität für die Regierungspartner? Und wie lässt sich damit Geld verdienen? Die Schüler der Aalener Fachschule für Landwirtschaft haben am Mittwoch den Koalitionären auf den Zahn gefühlt, genauer gesagt einem Teil der Landtagsfraktion der Grünen.
Zwei Tage lang ist der Arbeitskreis Ländlicher Raum und Verbraucherschutz der Fraktion auf der Ostalb unterwegs gewesen. In der Justus-von-Liebig-Schule stand ein Besuch der beim Ostalbkreis angesiedelten Fachschule für Landwirtschaft auf dem Programm, die dort am Berufsschulzentrum ihren Unterricht abhält. Schülersprecher Dennis Tschierske hatte für das Treffen eigens die entsprechenden Passagen des Koalitionsvertrags ausgedruckt. „Was ist für Sie Regionalität?“, wollte er von den Grünen-Politikern wissen.
Auch wenn es in Umfragen wesentlich besser aussehe – in der Praxis seien aber seit Jahren nur 20 Prozent der Verbraucher bereit, für regionale Produkte auch mehr Geld zu bezahlen, erklärte Melanie Amrhein, Beraterin der Fraktion für den Ausschuss. Da lohne dann durchaus ein Blick nach Bayern und Österreich, wo regionale Spezialitäten weit über die eigenen Grenzen hinaus vermarktet würden unter starkem Bezug auf die touristische Bekanntheit einer Region. Die Ausschussvorsitzende
„In Deutschland werden auf den weltweit teuersten Grills die billigsten Steaks gebrutzelt“, sagt der Landtagsabgeordnete der Grünen, Martin Grath.
Martina Braun, selbst Bäuerin im Schwarzwald, machte es noch anschaulicher: Breisgaumilch, mit dem Namen habe früher kein Mensch etwas außerhalb dieser Region anfangen können. Seit Molkerei und Produkte aber Schwarzwaldmilch hießen, sehe das wesentlich anders aus. Eine Region in deren Produkten zu verankern und sie weit darüber hinaus zu vermarkten, das sei der Idealfall. Und sie machte den jungen Landwirten Mut, ihre Höfe zu öffnen, die Menschen dort mit Fakten zu überzeugen. Die Landwirte müssten „raus aus ihrer Eigenwelt“, müssten mit Transparenz und Authentizität den Verbrauchern direkt in die Augen schauen. „Das haben wir selbst lange verpennt“, meinte sie.
Zu Gast bei Landrat Pavel
Für die Abgeordnete Bea Böhlen sind Lebensmittel in Deutschland im Vergleich zu den Nachbarländern „extrem billig“. Wenn selbst der Leberkäswecken unter den Produktionskosten verkauft würde, könne etwas nicht mehr stimmen.
Zur Sprache kamen in der lebhaften Diskussion aber auch Dinge wie die neue Gülleverordnung, der Gegensatz – oder vielleicht doch das Miteinander? – von konventionellen Landwirten und Biobauern oder die teils immensen Preise, die inzwischen für Pachtland verlangt würden. „Spekulativ aufgekauft, nur um mit der Verpachtung Kohle zu machen“, wie der Abgeordnete Martin Grath rügte.
Zuvor war der Ausschuss der Grünen zu Gast bei Landrat Klaus Pavel. Der erklärte den Besuchern, eines der wichtigsten Förderinstrumente des Ländlichen Raumes sei nach wie vor das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum. Und Pavel plädierte eindringlich dafür, das Programm zu halten, weiterzuentwickeln und auszubauen.