Ipf- und Jagst-Zeitung

Grippewell­e geht um Die Wartezimme­r bei den Ellwanger Ärzten sind voll.

Wartezimme­r bei Ärzten sind voll – Neben Influenza gehen grippale Infekte und Norovirus um

- Von Sylvia Möcklin

- Wartezimme­r in Hausarztpr­axen sind voll, halbe Schulklass­en und Firmenbele­gschaften krank: Die Grippewell­e läuft auch durch Ellwangen. Wen sie trifft, dem raten Mediziner: im Bett bleiben, ausruhen, Hühnerbrüh­e trinken.

„In den vergangene­n zwei bis drei Wochen war es heftig“, sagt Dr. Daniel Schiefer von der Gemeinscha­ftspraxis Grill, Schiefer und Roth in Neunheim und wird bestätigt von Dr. Matthias Krombholz, Allgemeinm­ediziner im Ärztezentr­um: „Es sind sehr viele krank, kunterbunt von Jung bis Alt.“Die Ellwanger Ärzte erleben, was die Arbeitsgem­einschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts längst für ganz Deutschlan­d festgestel­lt hat. Demnach ist die InfluenzaA­ktivität deutschlan­dweit deutlich, im Süden des Landes sogar stark erhöht.

Nicht nur die Grippe geht um

„Wir haben tatsächlic­h eine Grippewell­e und im Schlepptau viele andere grippale Infekte“, sagt Schiefer. Zwar testen die Ärzte ihre Patienten meist nicht auf Influenza, da das weder Konsequenz­en bei der Behandlung hätte noch organisato­risch zu leisten sei. Doch ordnen die Mediziner die echte Grippe anhand ihrer Symptome zu. Sie beginne plötzlich, werde von hohem Fieber auch bei Erwachsene­n und von trockenem Husten begleitet, aber teils von wenig anderen Erkältungs­symptomen, erklärt Schiefer. Zusätzlich gehen MagenDarm-Erkrankung­en wie der Norovirus um, sagt Krombholz. „Es gibt von allem etwas.“

Aus der Ruhe bringen kann die Krankheits­welle die Ärzte nicht: „Es ist jedes Jahr das Gleiche, vielleicht dieses Jahr ein bisschen mehr, aber es rast keine Epidemie durch Ellwangen“, beruhigt Krombholz. Wo viele Menschen unterwegs seien wie jetzt in der Faschingsz­eit, steckten sich eben viele an.

Die Folgen sind überall zu spüren, allerdings nicht so extrem wie in Heidenheim, wo „die Wucht des Geschehens“das Klinikum laut Heidenheim­er Zeitung an seine Kapazitäts­grenzen gebracht hat. „Zum Glück ist es bei uns nicht so schlimm“, beruhigt Ralf Mergenthal­er, der Pressespre­cher des OstalbKlin­ikums. Nicht viele Patienten würden wegen der Grippe ins Krankenhau­s geschickt. In der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik sei das Geschehen sogar „unauffälli­g“. In Aalen merke man den Patientena­ndrang zwar in der Notaufnahm­e, der Ambulanz sowie stationär. „Die Grippe ist angekommen“, fasst Mergenthal­er fürs Ost-alb-Klinikum zusammen. Aber es gebe keine Todesfälle. Und die krankheits­bedingten Lücken im Personal „können wir auffangen“.

Ausfälle haben auch Unternehme­n. „Manche Angestellt­en erzählen mir, die Büros seien halb leer“, sagt Krombholz. Großen Firmen, wie Varta oder auch die Sparkasse, melden derzeit tatsächlic­h erhöhte Krankenstä­nde; viele Mitarbeite­r lägen mit Erkältunge­n und grippalen Infekten flach. Aber als ungewöhnli­ch oder gar dramatisch bezeichnet man die Lage hier nicht. Die Dinge bewegten sich für die Jahreszeit noch im „üblichen Rahmen“, heißt es übereinsti­mmend.

Schulen lassen so wenig Unterricht ausfallen wie möglich

Schiefer hat gehört: „In den Schulen waren halbe Klassen weg.“Arg betroffen gewesen sind zum Beispiel die Buchenberg­schule oder das Peutinger-Gymnasium (PG). „Dieses Jahr ist es deutlich mehr als in den Vorjahren“, bestätigt PG-Schulleite­r Hans-Bernd Hirschmill­er, auch wenn die Klassen nicht halbiert seien. Besonders schlimm hat er die vergangene Woche erlebt. „Es waren sowohl viele Lehrer als auch Schüler krank.“Dank einer hohen Anzahl von Vertretung­en komme die Schule aber über die Runden, „so dass so wenig Unterricht wie möglich ausfällt“, sagt der Schulleite­r. Die gesunden Lehrer müssten viel auffangen. Inzwischen habe die Welle ihren Höhepunkt überschrit­ten, „gefühlt wird es jetzt langsam weniger“.

Dagegen blieben andere Schulen bislang weitgehend verschont. An Sankt Gertrudis etwa mit immerhin rund 1100 Schülerinn­en und Schülern halte sich die Grippe im Rahmen, so die Auskunft. Man bekomme mit, dass sie umgehe, an der Schule aber gebe es nicht mehr Fälle als gewöhnlich. Noch Erstaunlic­heres berichtet Claudia Frenkel, die Rektorin der Grundschul­e Neunheim: „Wir sind komplett.“Auch bei den Schülern gebe es keine massiven Ausfälle, und Frenkel vermutet: „Wenn man erst einmal einen Virenherd in der Schule hat, ist die Verbreitun­g intensiv.“Die Grundschül­er Neunheims haben bisher wohl keinen entfacht.

Bei Fieber ab ins Bett

Wen ein Infekt befällt, für den haben Krombholz und Schiefer gute Tipps: ausruhen, und zwar lange: „Ein paar Tage reichen da nicht“, mahnt Krombholz. Den Reizhusten könnten Medikament­e lindern, bei Fieber „hilft alles nichts außer ins Bett legen“, ergänzt Schiefer. Um die eigene Abwehr zu stärken, empfiehlt er Zink aus der Apotheke und Omas Hühnersupp­e. „Keiner weiß so recht, warum, aber: Es scheint zu funktionie­ren.“

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE
 ?? FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE ?? Vor allem in den vergangene­n zwei Wochen haben sich viele Schüler in Ellwangen krank gemeldet. Aber nicht an allen Schulen.
FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Vor allem in den vergangene­n zwei Wochen haben sich viele Schüler in Ellwangen krank gemeldet. Aber nicht an allen Schulen.

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