Grippewelle geht um Die Wartezimmer bei den Ellwanger Ärzten sind voll.
Wartezimmer bei Ärzten sind voll – Neben Influenza gehen grippale Infekte und Norovirus um
- Wartezimmer in Hausarztpraxen sind voll, halbe Schulklassen und Firmenbelegschaften krank: Die Grippewelle läuft auch durch Ellwangen. Wen sie trifft, dem raten Mediziner: im Bett bleiben, ausruhen, Hühnerbrühe trinken.
„In den vergangenen zwei bis drei Wochen war es heftig“, sagt Dr. Daniel Schiefer von der Gemeinschaftspraxis Grill, Schiefer und Roth in Neunheim und wird bestätigt von Dr. Matthias Krombholz, Allgemeinmediziner im Ärztezentrum: „Es sind sehr viele krank, kunterbunt von Jung bis Alt.“Die Ellwanger Ärzte erleben, was die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts längst für ganz Deutschland festgestellt hat. Demnach ist die InfluenzaAktivität deutschlandweit deutlich, im Süden des Landes sogar stark erhöht.
Nicht nur die Grippe geht um
„Wir haben tatsächlich eine Grippewelle und im Schlepptau viele andere grippale Infekte“, sagt Schiefer. Zwar testen die Ärzte ihre Patienten meist nicht auf Influenza, da das weder Konsequenzen bei der Behandlung hätte noch organisatorisch zu leisten sei. Doch ordnen die Mediziner die echte Grippe anhand ihrer Symptome zu. Sie beginne plötzlich, werde von hohem Fieber auch bei Erwachsenen und von trockenem Husten begleitet, aber teils von wenig anderen Erkältungssymptomen, erklärt Schiefer. Zusätzlich gehen MagenDarm-Erkrankungen wie der Norovirus um, sagt Krombholz. „Es gibt von allem etwas.“
Aus der Ruhe bringen kann die Krankheitswelle die Ärzte nicht: „Es ist jedes Jahr das Gleiche, vielleicht dieses Jahr ein bisschen mehr, aber es rast keine Epidemie durch Ellwangen“, beruhigt Krombholz. Wo viele Menschen unterwegs seien wie jetzt in der Faschingszeit, steckten sich eben viele an.
Die Folgen sind überall zu spüren, allerdings nicht so extrem wie in Heidenheim, wo „die Wucht des Geschehens“das Klinikum laut Heidenheimer Zeitung an seine Kapazitätsgrenzen gebracht hat. „Zum Glück ist es bei uns nicht so schlimm“, beruhigt Ralf Mergenthaler, der Pressesprecher des OstalbKlinikums. Nicht viele Patienten würden wegen der Grippe ins Krankenhaus geschickt. In der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik sei das Geschehen sogar „unauffällig“. In Aalen merke man den Patientenandrang zwar in der Notaufnahme, der Ambulanz sowie stationär. „Die Grippe ist angekommen“, fasst Mergenthaler fürs Ost-alb-Klinikum zusammen. Aber es gebe keine Todesfälle. Und die krankheitsbedingten Lücken im Personal „können wir auffangen“.
Ausfälle haben auch Unternehmen. „Manche Angestellten erzählen mir, die Büros seien halb leer“, sagt Krombholz. Großen Firmen, wie Varta oder auch die Sparkasse, melden derzeit tatsächlich erhöhte Krankenstände; viele Mitarbeiter lägen mit Erkältungen und grippalen Infekten flach. Aber als ungewöhnlich oder gar dramatisch bezeichnet man die Lage hier nicht. Die Dinge bewegten sich für die Jahreszeit noch im „üblichen Rahmen“, heißt es übereinstimmend.
Schulen lassen so wenig Unterricht ausfallen wie möglich
Schiefer hat gehört: „In den Schulen waren halbe Klassen weg.“Arg betroffen gewesen sind zum Beispiel die Buchenbergschule oder das Peutinger-Gymnasium (PG). „Dieses Jahr ist es deutlich mehr als in den Vorjahren“, bestätigt PG-Schulleiter Hans-Bernd Hirschmiller, auch wenn die Klassen nicht halbiert seien. Besonders schlimm hat er die vergangene Woche erlebt. „Es waren sowohl viele Lehrer als auch Schüler krank.“Dank einer hohen Anzahl von Vertretungen komme die Schule aber über die Runden, „so dass so wenig Unterricht wie möglich ausfällt“, sagt der Schulleiter. Die gesunden Lehrer müssten viel auffangen. Inzwischen habe die Welle ihren Höhepunkt überschritten, „gefühlt wird es jetzt langsam weniger“.
Dagegen blieben andere Schulen bislang weitgehend verschont. An Sankt Gertrudis etwa mit immerhin rund 1100 Schülerinnen und Schülern halte sich die Grippe im Rahmen, so die Auskunft. Man bekomme mit, dass sie umgehe, an der Schule aber gebe es nicht mehr Fälle als gewöhnlich. Noch Erstaunlicheres berichtet Claudia Frenkel, die Rektorin der Grundschule Neunheim: „Wir sind komplett.“Auch bei den Schülern gebe es keine massiven Ausfälle, und Frenkel vermutet: „Wenn man erst einmal einen Virenherd in der Schule hat, ist die Verbreitung intensiv.“Die Grundschüler Neunheims haben bisher wohl keinen entfacht.
Bei Fieber ab ins Bett
Wen ein Infekt befällt, für den haben Krombholz und Schiefer gute Tipps: ausruhen, und zwar lange: „Ein paar Tage reichen da nicht“, mahnt Krombholz. Den Reizhusten könnten Medikamente lindern, bei Fieber „hilft alles nichts außer ins Bett legen“, ergänzt Schiefer. Um die eigene Abwehr zu stärken, empfiehlt er Zink aus der Apotheke und Omas Hühnersuppe. „Keiner weiß so recht, warum, aber: Es scheint zu funktionieren.“