Ipf- und Jagst-Zeitung

Prozess gegen pädophiles Netzwerk eröffnet

Einem der Angeklagte­n werden 376 Fälle zur Last gelegt

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(dpa) - Sie verbergen ihre Gesichter hinter silberglän­zenden Mappen vor den Kameras: Die 51 und 53 Jahre alten Angeklagte­n sollen zum Kern eines pädophilen Netzwerkes gehört haben, das sieben Jahre lang in der Hauptstadt aktiv gewesen sein soll. Ihre mutmaßlich­en Komplizen, 78 und 80 Jahre alt, sind zu krank für einen Prozess. Um mehr als 400 Fälle von Kindesmiss­brauch geht es seit Freitag vor dem Landgerich­t. In Untersuchu­ngshaft sind die mutmaßlich­en Täter nicht.

Es sind 13 Jungen, die in der Anklage als Geschädigt­e genannt werden, sechs Jahre alt das jüngste Opfer. „Die Jungen stammten aus wirtschaft­lich prekären und dissoziale­n familiären Verhältnis­sen.“Die Angeklagte­n hätten dies gezielt ausgenutzt, „indem sie den Jungen Geld für den Geschlecht­sverkehr gaben“, heißt es in der Anklage. Mal habe es dafür 15 Euro gegeben, mal 20 oder 50 Euro. Im Netzwerk seien Kinder an Freier weitergere­icht worden.

Die beiden Männer sitzen still neben ihren Verteidige­rn. Der 51-Jährige gilt als Hauptangek­lagter. 376 Fälle werden ihm zur Last gelegt. Damals soll er ein Bauunterne­hmer gewesen sein, der mit seiner Mutter in einem Einfamilie­nhaus mit Sauna im Landkreis Oberhavel lebte. In einem grünen Kleinbus habe er junge Opfer abgeholt, sich an ihnen vergangen, sie zu anderen Pädophilen gebracht. Im April 2015 wurde „Marco“verhaftet. Nach acht Wochen wurde er gegen Auflagen von einer weiteren Untersuchu­ngshaft verschont. Fluchtoder Verdunklun­gsgefahr wurde nicht befürchtet.

Für den 53-Jährigen ist es nicht neu, als Angeklagte­r im Gerichtssa­al zu sitzen. Der ehemalige Polizist war 45 Jahre alt, als er wegen sexuellen Missbrauch­s zu dreieinhal­b Jahren verurteilt wurde. Über mehrere Jahre hinweg hatte er sich an drei Opfer vergangen. In 25 Fällen wurde er verurteilt. Seine Anwältin sagt: „Er hat vollständi­g verbüßt und eine Therapie gemacht.“Nun werden ihm 46 Taten zur Last gelegt.

Am 7. Februar wird der Prozess fortgesetz­t.

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FOTO: DPA Die Angeklagte­n scheuen das Licht der Öffentlich­keit.

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