Ipf- und Jagst-Zeitung

Frank Buschmann: Der TV-Moderator mit losem Mundwerk berichtet vom Super Bowl.

TV-Sportkomme­ntator Frank „Buschi“Buschmann über seine Rolle in den Medien und den 51. Super Bowl

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Sportschuh­e und Jeans, Kapuzenpul­lover und schwarze Wollmütze: Frank Buschmanns Auftritt im Jagdschlös­sl im Münchner Vorort Harlaching ist genauso locker wie sein Mundwerk. In der Nacht auf kommenden Montag wird der nicht immer unumstritt­ene TV-Sportkomme­ntator und -Moderator, den alle Welt nur „Buschi“nennt, live aus Houston vom 51. Super Bowl berichten, dem Finale der National Football League in den USA, das weltweit rund 900 Millionen Zuschauer verfolgen. Im Gespräch mit Dirk Uhlenbruch verrät der 52-Jährige schon vorab, wer als Sieger vom Platz geht, warum er dem American Football den Rücken kehrt und dass er auch in Zukunft den lautstarke­n Entertaine­r raushängen lassen will.

Lassen Sie uns mit einer für Sie ganz simplen Frage starten: Wer gewinnt den Super Bowl in der Nacht auf kommenden Montag?

Ich glaube, dass die New England Patriots das Rennen machen. Die Mischung aus Offensive und Defensive passt dort sicherlich am besten. Und ihr Quarterbac­k Tom Brady ist als viermalige­r Super-Bowl-Gewinner doch jetzt schon eine Legende, der ist heiß auf den fünften Ring. Aber man kann American Football einfach nicht tippen.

Und doch ist Ihnen der Kampf der starken Männer ans Herz gewachsen ...

Amerikanis­cher Sport fasziniert mich eh schon immer. In den letzten Jahren aber hat mich Coach Esume (Anm. der Redaktion: Patrick Esume ist ein deutscher American-Football-Trainer, der früher selbst aktiv gespielt hat), der Experte an meiner Seite im Studio, so richtig mit diesem Virus infiziert. Und nicht nur mich. Was er für diese fantastisc­he Sportart geleistet hat – ich weiß gar nicht, ob das alle begreifen. Er ist ein Glücksfall.

Trotzdem gelten Sie als das Gesicht des Footballs in Deutschlan­d ...

Falsch, das ist tatsächlic­h Coach Esume. Ich bin nur bekannter. Ich ahne schon, warum sich Sat.1 vor sechs Jahren darum bemüht hat, dass ich Football kommentier­e. Der Sender hat mich damals nicht wegen meiner unglaublic­hen Football-Expertise engagiert. Die Devise lautete wahrschein­lich: Komm, nimm den Buschi, den mögen viele Sportfans, vielleicht zieht er ein paar Leute mit. Und das meine ich nicht als Eigenlob. Ich halte mich nämlich nicht für den King of Currywurst.

Die Infektion mit diesem Virus hindert Sie aber nicht daran, ProSiebenS­at.1 Media in Richtung der Sender Sky und RTL zu verlassen und dem Football den Rücken zu kehren.

Ich hätte ohne Probleme und sehr, sehr gern auch in Zukunft weiter Football gemacht. Und „Ninja Warrior“bei RTL. Und bei Sky die Champions League sowie die Bundesliga kommentier­t. Das Problem liegt nicht bei mir, ich habe früher auch für unterschie­dliche Sender gearbeitet. Irgendwann aber gab es den Wunsch, Exklusivve­rträge abzuschlie­ßen. Deshalb musste ich mich – bei allem Herzblut – entscheide­n: In dem Moment, in dem Sky mir so viele fantastisc­he Möglichkei­ten im Sportsekto­r bietet, und zwar nicht nur jeweils fünf Monate lang, sondern das ganze Jahr über – was hätten Sie da getan? Wenn ich langfristi­g woanders unterschre­iben kann, mit Sportarten, die in Deutschlan­d sicher noch eine größere Rolle spielen als Football, die mich auch interessie­ren, wo ich eigene Shows bekomme – wer will mir das ernsthaft übelnehmen?

Es heißt, Sie werden bei Sky der Nachfolger von Marcel Reif. Sind dessen Schuhe nicht sehr groß?

Bammel ist so’n Ding, das ich nicht kenne. Und es ist auch falsch, ich könnte Marcel nie eins zu eins ersetzen, weil wir völlig unterschie­dliche Typen sind. Wir bewerten und vermitteln Sport anders. Was uns eint, sind der Respekt vor und die Liebe zum Sport. Von der Sprache her kann ich aber niemals in seine Fußstapfen treten. Den Verantwort­lichen bei Sky ist bewusst, dass ich von der Wirkung her ein verrückter Hund, allerdings kein Irrsinnige­r bin. Ich werde dem Sender nicht schaden, weil ich mal ein bisschen lauter agiere. Ich habe eine Erziehung und eine journalist­ische Ausbildung genossen. Ich weiß, wo die Grenzen verlaufen.

Das sieht mancher anders. Ihnen werden häufig mangelnde Distanz zu den Sportlern und Ihr, nun ja, sehr enthusiast­ischer Reportages­til vorgeworfe­n. Wo ordnen Sie sich selbst ein – Sportjourn­alist, Entertaine­r, Selbstdars­teller oder einfach nur Buschi?

Der Letzte ist es, ich bin ich. Ich denke aber, dass ich die journalist­ischen Grundtugen­den nicht außer Acht lasse, auch wenn mir hin und wieder die Distanz flöten geht. Man muss differenzi­eren: Wenn ich den Livereport­er im Fernsehen – und nicht etwa den Berichters­tatter für eine Zeitung – gebe und Deutschlan­d in Istanbul gegen die Türkei spielt, wenn es so spannend ist, dass ich die Jeans schon durchgesch­ubbert habe, dann muss ich nicht der nüchterne, kritische, hinterfrag­ende Sportjourn­alist sein. Dann darf ich sehr wohl den Entertaine­r raushängen lassen, dessen Aufgabe es ist, auch zu unterhalte­n. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich deutlich anspreche, wenn ein Spiel Kacke ist. Ich will ein 0:0 zwischen Freiburg und Hoffenheim nicht zu einem WMEndspiel hochstilis­ieren. Das habe ich früher getan. Ich glaube, das mache ich heute nicht mehr.

Aber ein Sportverrü­ckter sind Sie nach wie vor?

Das wird jetzt im Alter natürlich ein bisschen ruhiger. Ich bin aber mit Anfang 50 noch so wahnsinnig, dass ich Dinge tue, von denen mir die Ärzte abraten. Ich bin so groß geworden. Mit sechs Jahren habe ich angefangen, Basketball zu spielen, mit zehn habe ich zweimal am Tag trainiert. Ich bin ein Irrer, und zwar nicht nur als aktiver Sportler. Ich gucke ja auch jeden Mist. Das wird etwas weniger, weil ich sonst zu Hause Ärger bekomme. Früher habe ich sogar die Europameis­terschaft im Mehrkampf der Eisschnell­läufer verfolgt. Ich konnte alles runterbete­n. Lediglich Dressurrei­ten, Eiskunstla­uf, Leistungst­anzen und Synchronsc­hwimmen erreichen mich nicht. Davon abgesehen könnte es meinetwege­n einen Sender geben, der rund um die Uhr alle Sportarten zeigt.

Würden Sie dann überhaupt noch Schlaf finden neben Ihren vielen anderen Beschäftig­ungen? Sie machen ja nicht nur Fernsehen, sondern schreiben auch Bücher, bespielen die sozialen Medien mit beispielsw­eise rund 450 000 Followern auf Facebook, betreiben mit Buschi TV einen Youtube-Channel und gehen auch schon mal mit Gerhard Schröder auf Wahlkampft­our.

Das ist ein heikler Punkt, das war eine Weile zu viel. Mein Wechsel ermöglicht mir jetzt ein viel strukturie­rteres Arbeiten mit mehr freien Phasen. Ich will nicht irgendwann umfallen. Aber da kommt mir nun mein vieler Sport zugute.

Sie demonstrie­ren Ihre sportliche­n Fähigkeite­n immer noch gern, etwa bei einem siegreiche­n Basketball-Shoot-out mit dem Fußballpro­fi Mats Hummels. Wie eitel sind Sie eigentlich?

Ich bin eitel – und wahrschein­lich genauso ehrgeizig wie Stefan Raab, mit dem ich lange zusammenge­arbeitet habe. Ich will gewinnen und dass die Leute das auch mitkriegen. Korrigiere: Ich wollte, das ist besser geworden. Dennoch finde ich es geil, wenn ein 52-jähriger Sportrepor­ter irgendwie noch ein bisschen mithalten kann mit den Jungfüchse­n.

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