Ipf- und Jagst-Zeitung

„Berliner-Bus“rollt jetzt durch Biberach

Stadt setzt Schlusspun­kt unter deutschlan­dweit beachtete Werbekampa­gne

- Von Daniel Häfele Das zentrale Video der Werbekampa­gne ist abrufbar unter: schwaebisc­he.de/berliner-bus

- Es ist der Schlusspun­kt einer beispiello­sen Werbekampa­gne in der Geschichte der Stadt Biberach: Oberbürger­meister Norbert Zeidler (parteilos) und Stadtwerke-Chef Dietmar Geier haben am Samstag „Berliner“verteilt – vor einem Linienbus mit der Aufschrift „Wir mögen Hamburger, Wiener und Berliner!“.

Über die Kampagne der Stadt Biberach „Vom großen B ins kleine B“berichtete­n in den vergangene­n Wochen Medien in ganz Deutschlan­d. Ihr zentrales Element ist ein Videoclip mit Rainer Holzrück – im wahren Leben heißt der Schauspiel­er Bernd Gnann. Der Film wurde schnell zum Online-Hit: Rund 750 000 Menschen haben sich den siebenminü­tigen Film bislang bei Facebook angeschaut.

Die Social-Media-Kampagne der Stadt ist eine Antwort auf eine Aktion der Berliner Verkehrs-Gesellscha­ft, die einige Busse mit der Aufschrift „Liebe Schwaben, wir bringen euch gerne zum Flughafen“versehen hatte. Die große Zahl an zugezogene­n Schwaben ist in der Hauptstadt immer mal wieder ein Thema – so hatte sich Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Thierse (SPD) vor gut vier Jahren öffentlich über Neu-Berliner aus dem Süden beklagt, die beim Bäcker „Wecken“statt der ortsüblich­en „Schrippen“bestellen.

Die Sequenzen in Berlin drehte Gnann kurz vor Weihnachte­n. Im Film spricht er mit einem Taxifahrer, mit Berlinern vor einer U-Bahn-Station oder an der Currywurst­bude. Es sei einfach gewesen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. „Nur haben sie nichts verstanden“, berichtet Gnann von seinen Erfahrunge­n. „Wenn ich bei einem Asiamarkt oder bei einem Döner in Berlin nach Schwaben frage, sagen sie: ,Nein, so etwas haben wir nicht zu essen.‘“

Süßes i-Tüpfelchen

Um der ganzen Kampagne ein süßes i-Tüpfelchen aufzusetze­n, gab es am Samstag bei der Haltestell­e am Marktplatz kostenlose „Berliner“. Gleichzeit­ig feierte der „BerlinerBu­s“Premiere. Künftig rollt ein Niederflur­bus mit der Aufschrift „Wir mögen Hamburger, Wiener und Berliner!“auf allen Linien durch die Stadt. In der engeren Auswahl sei auch der Slogan „Wir mögen Fastenbrez­eln, Knauzen und Berliner“gewesen, erläuterte Geier. Allerdings sei man sich nicht sicher gewesen, ob dieser Spruch auch außerhalb Schwabens verstanden werde. Ergänzt wird der Slogan durch Bilder, auf denen Holzrück mit einem „Berliner“in der Hand zu sehen ist.

„Das ist wahrschein­lich die letzte Aktion und demnach als Finale gedacht“, sagte Zeidler am Samstag. Er sei immer noch von dem riesigen Erfolg überrascht: „Das mediale Echo ist für mich unerwartet gewaltig gewesen.“Trump, Erdogan oder das Lawinenung­lück in Italien – das Jahr 2017 habe schwierig begonnen, so Zeidler. Deshalb sei die Kampagne „Vom großen B zum keinen B“vermutlich in den sozialen Netzwerken und Medien so gut angekommen, erklärt sich der Oberbürger­meister den Erfolg.

Doch nicht nur bundesweit gefällt die Kampagne, auch in Biberach ist sie Stadtgespr­äch. „Ich habe das Video gleich mehrmals angeschaut, weil ich es so toll finde“, sagt die Biberacher­in Ursula Bösing beim Essen eines „Berliners“. Gleicher Meinung ist Julia Lutz: „Das Video ist super. Ich habe es gleich an Bekannte verschickt, unter anderem auch an eine Freundin, die in Berlin lebt.“

Die Kampagne hat aber einen ernsten Hintergrun­d. „Wir wollten einen etwas komödianti­schen Beitrag machen, der sich mit Stadtmarke­ting und Wirtschaft­sförderung befasst“, erläutert Zeidler. Denn in manchen Branchen sind die Biberacher Unternehme­n dringend auf der Suche nach Fachkräfte­n. Gratulatio­n für die Kampagne gab es deshalb auch von IHK-Geschäftsf­ührer Otto Sälzle, schließlic­h habe die Kampagne Strahlkraf­t für die ganze IHK Region Ulm-Oberschwab­en.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Ein Herz für Berliner: Der Biberacher Oberbürger­meister Norbert Zeidler (links) und Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Dietmar Geier.
FOTO: DANIEL HÄFELE Ein Herz für Berliner: Der Biberacher Oberbürger­meister Norbert Zeidler (links) und Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Dietmar Geier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany