„Berliner-Bus“rollt jetzt durch Biberach
Stadt setzt Schlusspunkt unter deutschlandweit beachtete Werbekampagne
- Es ist der Schlusspunkt einer beispiellosen Werbekampagne in der Geschichte der Stadt Biberach: Oberbürgermeister Norbert Zeidler (parteilos) und Stadtwerke-Chef Dietmar Geier haben am Samstag „Berliner“verteilt – vor einem Linienbus mit der Aufschrift „Wir mögen Hamburger, Wiener und Berliner!“.
Über die Kampagne der Stadt Biberach „Vom großen B ins kleine B“berichteten in den vergangenen Wochen Medien in ganz Deutschland. Ihr zentrales Element ist ein Videoclip mit Rainer Holzrück – im wahren Leben heißt der Schauspieler Bernd Gnann. Der Film wurde schnell zum Online-Hit: Rund 750 000 Menschen haben sich den siebenminütigen Film bislang bei Facebook angeschaut.
Die Social-Media-Kampagne der Stadt ist eine Antwort auf eine Aktion der Berliner Verkehrs-Gesellschaft, die einige Busse mit der Aufschrift „Liebe Schwaben, wir bringen euch gerne zum Flughafen“versehen hatte. Die große Zahl an zugezogenen Schwaben ist in der Hauptstadt immer mal wieder ein Thema – so hatte sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) vor gut vier Jahren öffentlich über Neu-Berliner aus dem Süden beklagt, die beim Bäcker „Wecken“statt der ortsüblichen „Schrippen“bestellen.
Die Sequenzen in Berlin drehte Gnann kurz vor Weihnachten. Im Film spricht er mit einem Taxifahrer, mit Berlinern vor einer U-Bahn-Station oder an der Currywurstbude. Es sei einfach gewesen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. „Nur haben sie nichts verstanden“, berichtet Gnann von seinen Erfahrungen. „Wenn ich bei einem Asiamarkt oder bei einem Döner in Berlin nach Schwaben frage, sagen sie: ,Nein, so etwas haben wir nicht zu essen.‘“
Süßes i-Tüpfelchen
Um der ganzen Kampagne ein süßes i-Tüpfelchen aufzusetzen, gab es am Samstag bei der Haltestelle am Marktplatz kostenlose „Berliner“. Gleichzeitig feierte der „BerlinerBus“Premiere. Künftig rollt ein Niederflurbus mit der Aufschrift „Wir mögen Hamburger, Wiener und Berliner!“auf allen Linien durch die Stadt. In der engeren Auswahl sei auch der Slogan „Wir mögen Fastenbrezeln, Knauzen und Berliner“gewesen, erläuterte Geier. Allerdings sei man sich nicht sicher gewesen, ob dieser Spruch auch außerhalb Schwabens verstanden werde. Ergänzt wird der Slogan durch Bilder, auf denen Holzrück mit einem „Berliner“in der Hand zu sehen ist.
„Das ist wahrscheinlich die letzte Aktion und demnach als Finale gedacht“, sagte Zeidler am Samstag. Er sei immer noch von dem riesigen Erfolg überrascht: „Das mediale Echo ist für mich unerwartet gewaltig gewesen.“Trump, Erdogan oder das Lawinenunglück in Italien – das Jahr 2017 habe schwierig begonnen, so Zeidler. Deshalb sei die Kampagne „Vom großen B zum keinen B“vermutlich in den sozialen Netzwerken und Medien so gut angekommen, erklärt sich der Oberbürgermeister den Erfolg.
Doch nicht nur bundesweit gefällt die Kampagne, auch in Biberach ist sie Stadtgespräch. „Ich habe das Video gleich mehrmals angeschaut, weil ich es so toll finde“, sagt die Biberacherin Ursula Bösing beim Essen eines „Berliners“. Gleicher Meinung ist Julia Lutz: „Das Video ist super. Ich habe es gleich an Bekannte verschickt, unter anderem auch an eine Freundin, die in Berlin lebt.“
Die Kampagne hat aber einen ernsten Hintergrund. „Wir wollten einen etwas komödiantischen Beitrag machen, der sich mit Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung befasst“, erläutert Zeidler. Denn in manchen Branchen sind die Biberacher Unternehmen dringend auf der Suche nach Fachkräften. Gratulation für die Kampagne gab es deshalb auch von IHK-Geschäftsführer Otto Sälzle, schließlich habe die Kampagne Strahlkraft für die ganze IHK Region Ulm-Oberschwaben.