Ipf- und Jagst-Zeitung

Verein will Münchner Bierkultur beleben

Was sind schon Hofbräuhau­s und Oktoberfes­t: Alexander Ammer träumt von einem Museum nach Vorbild der BMW-Welt

- Von Patrik Stäbler

- Ein XXL-Museum rund ums Bier. Mitten in München. Und groß wie die BMW-Welt. Das sind die ambitionie­rten Pläne des Vereins „Münchens Bier Erlebnis und Museum“. Noch freilich fehlen ein Standort – und die nötigen Millionen.

Es ist eine steile These, die Alexander Ammer aufstellt – ausgerechn­et hier in einem Traditions­lokal in der Münchner Innenstadt, keinen Steinwurf vom Hofbräuhau­s entfernt. „Bier ist zurzeit in“, sagt der 49-Jährige und macht eine kurze Pause, um dem folgenden Halbsatz mehr Wirkung zu verleihen: „Aber nicht in München.“

Dies gesagt, greift Alexander Ammer nach seinem Weißbier – zu dieser Mittagsstu­nde ist es ein alkoholfre­ies – und nimmt einen Schluck. Zeit also zum Nachhaken: Und was, bitte schön, ist mit den sechs Brauereien der Stadt, eine bekannter als die andere? Und mit dem Oktoberfes­t? Ammer winkt ab. Die meisten Brauereien gehörten längst zu internatio­nalen Konzernen und hätten die Innenstadt verlassen. Und die Wiesn sei „ein großer Rummel“, „eine riesige Verdienstq­uelle“und „ein Besäufnis“. Von daher bleibt der gebürtige Münchner dabei: „Ich warne davor, dass die Stadt ihre Biergeschi­chte und Bierkultur weiter vernachläs­sigt, wie sie es seit 20 Jahren tut.“Abhilfe schaffen will Alexander Ammer höchstpers­önlich. Mit seinem Verein und dessen geplantem Bier-Erlebnisze­ntrum im XXL-Format.

Anregung aus Dublin

Die Idee hierzu sei ihm und seinem Kompagnon Veit Klipphahn vor einigen Jahren in Irland gekommen, erzählt Ammer. Dort besuchten sie in Dublin das „Guinness Storehouse“der gleichnami­gen Brauerei – ein Museum auf sieben Stockwerke­n, das mit mehr als einer Million Besuchern pro Jahr zu den größten Attraktion­en des Landes gehört. „Wir haben uns hinterher richtig geärgert, dass es so was nicht in München gibt – obwohl wir hier eine viel größere Biertradit­ion haben“, erzählt Ammer. „München will doch immer die Nase vorne haben, doch bei diesem Thema hinkt die Stadt hinterher.“

Also gründeten Ammer und Klipphahn den Verein „Münchens Bier Erlebnis und Museum“, der ein Konzept für solch ein Bier-Erlebnisze­ntrum entwickelt hat. „Kein Museum im klassische­n Sinn“soll es werden, sagt Ammer und rollt die Pläne aus. Auf ihnen sieht man imaginäre Besucher durch Hopfenfeld­er wandeln, vorbei an Braukessel­n spazieren, in der Hopfenbar verschiede­ne Biersorten testen und in einem 3-D-Kino in ein Oktoberfes­tzelt eintauchen. Dazu gibt es einen Biergarten auf der Dachterras­se sowie Veranstalt­ungsräume, schließlic­h soll in der Erlebniswe­lt an 360 Tagen und rund um die Uhr etwas geboten sein – „vom Kochkurs bis zur Bierverkos­tung“, sagt Ammer, der einst Filmemache­r war und inzwischen als Unternehme­nsberater arbeitet.

Es gibt da freilich zwei Haken, einer groß, einer klein. Letzterer ist, dass München bereits über ein Biermuseum verfügt – und zwar das Bierund Oktoberfes­tmuseum unweit des Isartors. Doch damit sei das Erlebnisze­ntrum kaum zu vergleiche­n, wendet Alexander Ammer ein, der eher in den Dimensione­n einer BMW-Welt denkt – der meistbesuc­hten Touristena­ttraktion in Bayern. „Das Bier- und Oktoberfes­tmuseum ist ein architekto­nisches Juwel“, betont der 49-Jährige. „Aber die Möglichkei­ten dort sind durch das historisch­e Gebäude stark beschränkt.“

Bliebe der zweite, ungleich größere Haken: Noch ist unklar, wo das Erlebnisze­ntrum entstehen könnte – und wer es bezahlen soll. Der Verein sei auf der Suche nach Geldgebern und Fürspreche­rn, auch die Stadt müsse man ins Boot holen, sagt Ammer, der keine konkreten Summen nennen will: „Geld wird irgendwann später eine Rolle spielen.“Zuvor brauche es einen Standort, der gut erreichbar in der Innenstadt sein müsse, betont der Vereinsche­f.

Auch beim Zeitplan bleibt Ammer vage: „So ein Projekt ist eine Sache von vielen Jahren“, stellt Alexander Ammer klar. „Bis das Deutsche Hopfenmuse­um in Wolnzach gestanden ist, hat es auch zwanzig Jahre gedauert.“

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FOTO: PATRIK STÄBLER Alexander Ammer vom Verein „Münchens Bier Erlebnis und Museum“präsentier­t seinen ehrgeizige­n Plan.

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