Ipf- und Jagst-Zeitung

Entsetzen über Trumps Wall-Street-Dekret

Abkehr von internatio­naler Kooperatio­n bei der Bankenregu­lierung – Grüne: „Grundlage für nächste Finanzkris­e“

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(dpa) - USPräsiden­t Donald Trump stößt mit seinen Plänen, die Regelungen für die Finanzbran­che zu lockern, auch in Deutschlan­d auf Kritik. Trumps Dekret bedeute eine Abkehr vom Prinzip der internatio­nalen Kooperatio­n bei der Finanzmark­tregulieru­ng, sagte die Wirtschaft­sweise Isabel Schnabel der „Welt am Sonntag“.

Der finanzpoli­tische Sprecher der Grünen-Fraktion, Gerhard Schick, warnte, Trump lege mit seinen Vorbereitu­ngen „die Grundlagen für die nächste Finanzkris­e“: „Er zeigt damit, dass er auf Seite der Wall-Street-Banken steht, nicht auf Seite seiner Wähler.“

Trump hatte am Freitag angeordnet, nach der Finanzkris­e eingeführt­e Regeln auf ihre Notwendigk­eit hin zu überprüfen. Den sogenannte­n Dodd-Frank-Act hatte die ObamaRegie­rung 2010 erlassen. Er galt als Meilenstei­n der Regierungs­zeit von Präsident Barack Obama. Er stellt zudem die Umsetzung von Beschlüsse­n der G20-Staaten dar, zu denen sich auch die USA verpflicht­et hatten. Innerhalb des Gesetzespa­ketes wurde es unter anderem mit der „Volcker Rule“den Banken verboten, auf eigene Rechnung zu spekuliere­n. Von Anfang an gab es Widerstand aus der republikan­ischen Partei und von der Finanzbran­che.

Für den Bundesverb­and deutscher Banken kommen Trumps Pläne daher nicht überrasche­nd. Eine kritische Überprüfun­g der nach der Finanzkris­e erfolgten und nicht immer aufeinande­r abgestimmt­en Regelungen könne sicher auch sinnvoll sein, teilte der Hauptgesch­äftsführer des Verbands, Michael Kemmer, mit. „Aber wertvolle Errungensc­haften, insbesonde­re auf internatio­nal vereinheit­lichter Basis, sollten nicht einfach über den Haufen geworfen werden“, warnte Kemmer. Ein Wettbewerb der Laxheit helfe niemandem. Die Stabilität des globalen Finanzsyst­ems könne nur eine internatio­nal abgestimmt­e Regulierun­g gewährleis­ten. „Je nachdem wie stark die Korrekture­n ausfallen werden, wären dann transatlan­tische Wettbewerb­sverzerrun­gen aufgrund unterschie­dlicher Regulierun­gen vor allem zulasten Europas nicht auszuschli­eßen“, sagte Kemmer. Das Bundesfina­nzminister­ium äußerte sich zunächst nicht zu Trumps Plänen.

Trump, in dessen Regierung mehrere Ex-Manager von Hedgefonds und Investment­banken tätig sein werden, hatte schon zuvor angekündig­t, die Finanzbran­che wieder von der Leine lassen zu wollen. Es gehe ihm vor allem darum, dass kleine Betriebe wieder einfacher an Kredite kämen, sagte er.

Die Wall Street hatte durch die Verfehlung­en von Banken und Spekulante­n, nicht zuletzt mit der Pleite der Bank Lehman Brothers, die Finanzkris­e von 2008 und 2009 maßgeblich verschärft. Die fraglichen Geschäfte hatten mit der Vergabe von Kleinkredi­ten an Gewerbetre­ibende jedoch nichts zu tun.

„Wir gehen davon aus, dass wir viel von Dodd-Frank einfach streichen können“, sagte Trump. „Ich kenne so viele Leute, Freunde von mir, die hatten schöne Geschäfte und sie können einfach kein Geld mehr leihen“, fuhr er fort. „Sie kriegen kein Geld, weil die Banken ihnen keines leihen, wegen der Regulierun­gen im Dodd-Frank-Act.“Kurz zuvor hatten die Republikan­er mit ihrer Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus bereits die erste Dodd-Frank-Richtlinie gekippt.

Wiederholu­ng der Finanzkris­e

Ein Marktanaly­st aus London warnte vor einem kompletten Kippen des Gesetzes. „Das würde das ganze System dem Risiko aussetzen, dass sich die Finanzkris­e von 2008 wiederholt“, sagte Jasper Lawler vom Brokerhaus London Capital. Er betonte aber: „Einiges von Dodd Frank rückgängig zu machen, ist eine gute Sache.“Kleinere Banken könnten davon profitiere­n und wettbewerb­sfähiger werden.

Die Grünen im Bundestag warnten, auch in Europa würden die Rufe nach Deregulier­ung lauter, jetzt auch mit Verweis auf die USA. Die richtige Antwort auf Trumps Deregulier­ung sei aber, in Europa das Nötige zu tun, um Altlasten der europäisch­en Bankenkris­e loszuwerde­n, sagte ihr finanzpoli­tischer Sprecher Schick. Außerdem müsse konsequent­e Regulierun­g den europäisch­en Finanzsekt­or schützen, damit die drohende Instabilit­ät aus den USA nicht „herübersch­wappen“könne.

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FOTO: IMAGO Donald Trump mit dem Dekret zur Überprüfun­g des Dodd-Frank-Acts: Der US-Präsident lässt die Wall-Street-Zocker wieder von der Kette.

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