Ipf- und Jagst-Zeitung

LEA-Pforte nimmt Ausweis als Pfand

Nach dem Umzug der Kleiderann­ahmestelle aufs LEA-Gelände wundern sich Bürger – Sicherheit geht vor

- Von Sylvia Möcklin

- Wer Spenden zur Kleiderann­ahmestelle der LEA bringen will, muss seit Mitte Januar seinen Ausweis oder den Führersche­in parat haben. Das hat für Irritation­en gesorgt. Dabei ist der Grund ein ganz einfacher, sagt Roland Herzog, der stellvertr­etende Leiter der Landeserst­aufnahmest­elle. Es geht um die Sicherheit.

Kleiderspe­nden abzugeben ist umständlic­her geworden, seit die Annahmeste­lle vom ehemaligen Woha-Kaufhaus in ihr neues Domizil gezogen ist. Zwei Jahre lang nahmen die Ehrenamtli­chen die Hilfsgüter für die Flüchtling­e mitten in der Stadt entgegen. Jetzt müssen Spender zur LEA rausfahren und sich dort an der Pforte anmelden. Denn seit 12. Januar ist die Kleiderann­ahmestelle direkt dort auf dem Gelände. Damit gelten auch für Bürger mit Tüten voller Kinderschu­he, mit Reisekoffe­rn oder Herrenhose­n im Gepäck die üblichen Sicherheit­svorkehrun­gen.

Besucher erhalten an der Pforte einen Besucherau­sweis

„Wir müssen wissen, wer kommt“, erklärt Herzog. Es müsse sicher sein, dass sich niemand mit böser Absicht unbemerkt zwischen redlichen Bürgern aufs Gelände begebe. Hauptund ehrenamtli­che Mitarbeite­r tragen deshalb unterschie­dliche Dienstausw­eise. Besucher erhalten an der Pforte einen Besucherau­sweis, für den sie ein eigenes Dokument, etwa den Personalau­sweis, als Pfand hinterlege­n. Das müsse auch für Bürger gelten, die Spenden abgeben möchten. Außerdem heißt es stichprobe­nartig: „Kofferraum auf“für die, die überhaupt aufs Gelände fahren dürfen. Denn der Sicherheit­sdienst überprüft laut Herzog manche Autos und das Gepäck von Fußgängern auf Alkohol, Drogen und Waffen. Sie sind in der LEA verboten.

„Es ist ein Spagat“, weiß der stellvertr­etende Einrichtun­gsleiter. Man freue sich sehr über das Engagement der Bürger und wolle es fördern, gleichzeit­ig aber auch Sicherheit gewährleis­ten. Und er versichert: „Der Einlass geht schnell.“„Die Menschen wollen ja Sicherheit“, springt Birgit Blattner ihm bei, die als eine von fünf Ehrenamtli­chen die Kleiderann­ahmestelle betreut. „Aber wenn man dann für Sicherheit sorgt, ist es auch nicht recht.“Tatsächlic­h hat es in der Anfangszei­t kritische Kommentare gegeben, etwa in der FacebookGr­uppe „Du weißt, dass du aus Ellwangen bist“. Es sei komplizier­t, Hilfsgüter in der LEA abzugeben, „und dann kommt man nur rein, wenn man den Ausweis abgibt“.

So komplizier­t scheint das dann aber auch wieder nicht. Am vierten Donnerstag unter neuer Adresse trudeln die ersten Spender mit Kartons voller Kleidung ein, sobald die Annahmeste­lle, ein großer Raum gleich neben der Wäscherei, um 15 Uhr ihre Türen geöffnet hat.

Birgit Blattner und Gabi Gauermann, die schon zu Woha-Zeiten

„Wir müssen wissen, wer kommt“, sagt Roland Herzog, der stellvertr­etende Leiter der LEA.

mitgeholfe­n haben, sowie Jakob Lieder, Ute Weik und Ilse Bauer haben zu tun, die Waren entgegen zu nehmen und nach Art und Größe in Kartons zu sortieren, die dann in die Kleiderkam­mer der LEA weitergere­icht werden. „Wir haben auch schon Flossen und Schnorchel bekommen“, schmunzelt die Ehrenamtsk­oordinator­in Charlotte Raubach und verweist darauf, was vielleicht dringender gebraucht würde: zum Beispiel Herrenklei­dung in kleinen Größen, gerne auch in der Kindergröß­e 164, oder Sportkleid­ung.

Herzog ermuntert Firmen, Vereine oder soziale Inititativ­en zu internen Sammelakti­onen. Denn Lücken bei der Ausstattun­g für die Flüchtling­e gebe es immer.

„Insgesamt ist das Spendenauf­kommen zurückgega­ngen“, analysiert Herzog. „Der große Hype der Anfangszei­t von 2015 ist vorbei.“Damals erreichte die LEA eine Flut von Kleidung, als ob die Menschen in der Region alle ihre Dachböden geräumt hätten. Jetzt seien es oft kleinere Mengen, sowohl noch an der alten wie auch bereits an der neuen Adresse. „Es macht sich“, ist Birgit Blattner zufrieden. Nur eins stört sie: „Die Leute legen nach wie vor jeden Tag eine Menge einfach vors ehemalige Woha-Gebäude, meistens über Nacht.“Teils seien das „richtig gute Sachen“. Sie mache sich die Arbeit, die Tüten möglichst einzusamme­ln und zur neuen Annahmeste­lle zu transporti­eren, bittet aber, Spenden doch direkt zur LEA zu bringen. Zumal sonst doch einige nass werden oder verloren gehen könnten.

Klar „wäre es uns auch lieber, wir hätten in der Stadt bleiben können“, sagt Charlotte Raubach. Doch habe die Stadtverwa­ltung nach dem Verkauf des Woha-Gebäudes „schlicht nichts anderes gefunden“, meint der städtische Pressespre­cher Anselm Grupp. Die Kleiderann­ahmestelle ist donnerstag­s von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Bitte direkt zur LandesErst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e (LEA) kommen und an der Pforte den Personalau­sweis oder den Führersche­in gegen einen Besucherau­sweis eintausche­n. Beim Verlassen der LEA erhält man sein eigenes Dokument zurück.

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FOTO: MÖCKLIN Kaum hat die Annahmeste­lle am Donnerstag ihre Pforten geöffnet, trudeln die ersten Kleiderspe­nden ein. In Empfang nehmen sie (von links): Gabi Gauermann, Jakob Lieder, Birgit Blattner, Ute Weik, Ilse Bauer und der stellvertr­etende Leiter der LEA,...

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