LEA-Pforte nimmt Ausweis als Pfand
Nach dem Umzug der Kleiderannahmestelle aufs LEA-Gelände wundern sich Bürger – Sicherheit geht vor
- Wer Spenden zur Kleiderannahmestelle der LEA bringen will, muss seit Mitte Januar seinen Ausweis oder den Führerschein parat haben. Das hat für Irritationen gesorgt. Dabei ist der Grund ein ganz einfacher, sagt Roland Herzog, der stellvertretende Leiter der Landeserstaufnahmestelle. Es geht um die Sicherheit.
Kleiderspenden abzugeben ist umständlicher geworden, seit die Annahmestelle vom ehemaligen Woha-Kaufhaus in ihr neues Domizil gezogen ist. Zwei Jahre lang nahmen die Ehrenamtlichen die Hilfsgüter für die Flüchtlinge mitten in der Stadt entgegen. Jetzt müssen Spender zur LEA rausfahren und sich dort an der Pforte anmelden. Denn seit 12. Januar ist die Kleiderannahmestelle direkt dort auf dem Gelände. Damit gelten auch für Bürger mit Tüten voller Kinderschuhe, mit Reisekoffern oder Herrenhosen im Gepäck die üblichen Sicherheitsvorkehrungen.
Besucher erhalten an der Pforte einen Besucherausweis
„Wir müssen wissen, wer kommt“, erklärt Herzog. Es müsse sicher sein, dass sich niemand mit böser Absicht unbemerkt zwischen redlichen Bürgern aufs Gelände begebe. Hauptund ehrenamtliche Mitarbeiter tragen deshalb unterschiedliche Dienstausweise. Besucher erhalten an der Pforte einen Besucherausweis, für den sie ein eigenes Dokument, etwa den Personalausweis, als Pfand hinterlegen. Das müsse auch für Bürger gelten, die Spenden abgeben möchten. Außerdem heißt es stichprobenartig: „Kofferraum auf“für die, die überhaupt aufs Gelände fahren dürfen. Denn der Sicherheitsdienst überprüft laut Herzog manche Autos und das Gepäck von Fußgängern auf Alkohol, Drogen und Waffen. Sie sind in der LEA verboten.
„Es ist ein Spagat“, weiß der stellvertretende Einrichtungsleiter. Man freue sich sehr über das Engagement der Bürger und wolle es fördern, gleichzeitig aber auch Sicherheit gewährleisten. Und er versichert: „Der Einlass geht schnell.“„Die Menschen wollen ja Sicherheit“, springt Birgit Blattner ihm bei, die als eine von fünf Ehrenamtlichen die Kleiderannahmestelle betreut. „Aber wenn man dann für Sicherheit sorgt, ist es auch nicht recht.“Tatsächlich hat es in der Anfangszeit kritische Kommentare gegeben, etwa in der FacebookGruppe „Du weißt, dass du aus Ellwangen bist“. Es sei kompliziert, Hilfsgüter in der LEA abzugeben, „und dann kommt man nur rein, wenn man den Ausweis abgibt“.
So kompliziert scheint das dann aber auch wieder nicht. Am vierten Donnerstag unter neuer Adresse trudeln die ersten Spender mit Kartons voller Kleidung ein, sobald die Annahmestelle, ein großer Raum gleich neben der Wäscherei, um 15 Uhr ihre Türen geöffnet hat.
Birgit Blattner und Gabi Gauermann, die schon zu Woha-Zeiten
„Wir müssen wissen, wer kommt“, sagt Roland Herzog, der stellvertretende Leiter der LEA.
mitgeholfen haben, sowie Jakob Lieder, Ute Weik und Ilse Bauer haben zu tun, die Waren entgegen zu nehmen und nach Art und Größe in Kartons zu sortieren, die dann in die Kleiderkammer der LEA weitergereicht werden. „Wir haben auch schon Flossen und Schnorchel bekommen“, schmunzelt die Ehrenamtskoordinatorin Charlotte Raubach und verweist darauf, was vielleicht dringender gebraucht würde: zum Beispiel Herrenkleidung in kleinen Größen, gerne auch in der Kindergröße 164, oder Sportkleidung.
Herzog ermuntert Firmen, Vereine oder soziale Inititativen zu internen Sammelaktionen. Denn Lücken bei der Ausstattung für die Flüchtlinge gebe es immer.
„Insgesamt ist das Spendenaufkommen zurückgegangen“, analysiert Herzog. „Der große Hype der Anfangszeit von 2015 ist vorbei.“Damals erreichte die LEA eine Flut von Kleidung, als ob die Menschen in der Region alle ihre Dachböden geräumt hätten. Jetzt seien es oft kleinere Mengen, sowohl noch an der alten wie auch bereits an der neuen Adresse. „Es macht sich“, ist Birgit Blattner zufrieden. Nur eins stört sie: „Die Leute legen nach wie vor jeden Tag eine Menge einfach vors ehemalige Woha-Gebäude, meistens über Nacht.“Teils seien das „richtig gute Sachen“. Sie mache sich die Arbeit, die Tüten möglichst einzusammeln und zur neuen Annahmestelle zu transportieren, bittet aber, Spenden doch direkt zur LEA zu bringen. Zumal sonst doch einige nass werden oder verloren gehen könnten.
Klar „wäre es uns auch lieber, wir hätten in der Stadt bleiben können“, sagt Charlotte Raubach. Doch habe die Stadtverwaltung nach dem Verkauf des Woha-Gebäudes „schlicht nichts anderes gefunden“, meint der städtische Pressesprecher Anselm Grupp. Die Kleiderannahmestelle ist donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Bitte direkt zur LandesErstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) kommen und an der Pforte den Personalausweis oder den Führerschein gegen einen Besucherausweis eintauschen. Beim Verlassen der LEA erhält man sein eigenes Dokument zurück.