Ein Abend der zarten Töne
Judith Bunk eröffnet die beliebte Reihe Jumping Fingers 2017
- Sie ist 27 Jahre jung und hat vor kurzem ihr Masterstudium mit Auszeichnung abgeschlossen: Judith Bunk. Im nahezu ausverkauften Vortragssaal des Palais Adelmann hat sie ihr Publikum mit federleichtem Spiel verzaubert.
Ein Höhepunkt waren Manuel Maria Ponces Variationen über „Folia de España“, die der mexikanische Komponist für seinen Freund Andrés Segovia schrieb. Ein großartiger Auftakt der übers Jahr verteilten Konzerte mit akustischer Gitarrenmusik vom Feinsten.
Mit acht Jahren erhielt Bunk ersten Gitarrenunterricht. Bis 2013 studierte die Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe an der Hochschule Franz Liszt in Weimar. Seit 2016 wird sie im Studiengang Solistendiplom von dem aus Trossingen stammenden Stephan Schmidt, WeltklasseKonzertgitarrist und einer der innovativsten Musiker unserer Zeit, in Basel unterrichtet. Schmidt legt Wert darauf, nicht „museal“zu musizieren, sondern sich an der Gegenwart zu orientieren.
Das hat Judith Bunk mit ihrem feinfühligen und differenzierten Spiel übernommen. Nichts an ihrem Vortrag wirkte angestaubt, inszeniert oder gekünstelt. Federleicht, träumerisch zart und impressionistisch erklang die Fantasie von John Dowland, einem englischen Komponisten des elisabethanischen Zeitalters. Schwergewichtiger waren Hans Werner Henzes „Drei Tentos“aus der Kammermusik 1958 über Friedrich Hölderlins Gedicht „In lieblicher Bläue.“Henzes bei aller Atonalität romantisch anmutendes Experiment mit dem Konzept des Seriellen entfaltete seine Eigenwilligkeit in Judith Bunks virtuoser Interpretation.
Geschmeidig tanzten ihre Finger bei Johann Sebastian Bachs kunstvoller Suite BWV 995 für Laute mit fünf lebhaften Tanzsätzen, einer Bearbeitung seiner Cello-Sonate Nr. 5. Ihr ausgereiftes Können bewies Bunk auch mit dem Allegro aus Mario Castelnuevo-Tedescos Hommage an seinen italienischen Landsmann Luigi Boccherini.
Seine vielfältigen Variationen über „Folia“, einen Begriff, der sowohl einen portugiesischen Tanz des 16. Jahrhunderts als auch übermütige, ungezügelte Ausgelassenheit bezeichnet, komponierte Manuel Maria Ponce 1929 im klassischen Sonatenstil. Mitreißend entfaltete Judith Bunk die typische Foliamelodie in auf- und absteigender Harmoniefolge im Rhythmus einer Sarabande.
Für den langen Beifall dankte die junge Künstlerin mit „Cantico“des Venezolaners Vicente Emilio Sojo als Zugabe.