Gefühlter Sieger
Fußball-Drittligist VfR Aalen holt trotz 0:2-Rückstand noch einen Punkt in Kiel
(MSPW) - Das 2:2 (0:2) beim Aufstiegsaspiranten Holstein Kiel ist für den VfR Aalen nicht nur wegen des zwischenzeitlichen Zwei-ToreRückstands besonders bemerkenswert gewesen. Fast noch eindrucksvoller war die erhebliche Leistungssteigerung der Gäste nach einer ziemlich verkorksten ersten Halbzeit. So war der Punktgewinn für den VfR letztlich hochverdient und Trainer Peter Vollmann konnte an seiner früheren Wirkungsstätte zufrieden feststellen: „Wir waren der moralische Sieger.“
Sein Kieler Kollege, der Ex-Bundesligaprofi Markus Anfang, wollte da gar nicht widersprechen: „Wir können mit dem Punkt überhaupt nicht zufrieden sein. Das ist nicht unser Anspruch. Dabei hatten wir eine gute erste Halbzeit hingelegt und das Spiel jederzeit kontrolliert. Dann sind uns aber zu viele Fehler unterlaufen, die der VfR Aalen konsequent ausgenutzt hat.“Gegenüber dem 1:1 zum Rückrundenstart gegen den SV Wehen Wiesbaden hatte Peter Vollmann seine Startformation auf zwei Positionen verändert. Für Mika Ojala, der wegen einer Erkrankung seiner Frau in Aalen geblieben war, kam Winterzugang Philipp Hercher auf der rechten Außenbahn zu seiner Startelfpremiere, blieb allerdings nach einem durchwachsenen Debüt bereits zur Pause in der Kabine. Außerdem erhielt Alexandros Kartalis zunächst den Vorzug gegenüber Sebastian Vasiliadis. Gerrit Wegkamp, gegen Wehen noch eingewechselt, gehörte wegen einer Sprunggelenkverletzung nicht zum Kader. Vollmanns Vorgabe, „unbedingt ein frühes Gegentor zu vermeiden“, war bereits nach nicht einmal fünf Minuten über den Haufen geworfen.
Müller mit gebrauchtem Tag
Ein missglückter Rettungsversuch von Robert Müller landete genau bei Kiels Mittelfeldspieler Manuel Janzer, der schneller reagierte als die VfR-Verteidiger um ihn herum und Aalens Schlussmann Daniel Bernhardt mit einem sehenswerten Seitfallzieher keine Chance ließ - 1:0. Die Folge:
Die Gastgeber dominierten eindeutig die Partie, die Aalener Abwehrkette wirkte von Beginn an ungewohnt unsicher, auch das Mittelfeld bekam kaum Zugriff. Als sich dann erneut Müller, sonst die Zuverlässigkeit in Person, einen Ballverlust gegen Fetsch leistete und der starke Steven Lewerenz zum 2:0 abschloss (30.), schien die Partie frühzeitig gelaufen. Zwar startete der VfR auch schon vor der Pause einige zaghafte Angriffsversuche, unter dem Strich hätte der Rückstand aber sogar noch höher ausfallen können. „Dennoch haben wir uns in der Kabine geschworen, dass noch alles drin ist, wenn wir unsere Spielweise umstellen und möglichst schnell zum Anschlusstreffer kommen“, verriet Peter Vollmann später.
Vollmann stellt um
Seine Reaktion auf den Auftritt in der ersten Hälfte. Vasiliadis kam für Hercher, Matthias Morys rückte auf die Linksaußen-Position und Kartalis neben Neuzugang Martin Toshev in den Sturm. „Die Umstellung auf ein 4-4-2-System hat uns zurück ins Spiel gebracht. Vor allem Morys konnte so die Schwächen auf der rechten Kieler Abwehrseite sehr gut ausnutzen“, so der VfR-Trainer. Aber auch Rico Preißinger und Maximilian Welzmüller steigerten sich in der Defensivzentrale deutlich, trieben ihr Team nach vorne. Plötzlich häuften sich die Aalener Tormöglichkeiten. So hatte Toshev schon das 1:2 auf dem Kopf, scheiterte aber am glänzend reagierenden KSV-Schlussmann Kenneth Kronholm, der den Ball von der Linie kratzte. Nur wenig später machte Kronholm allerdings keine gute Figur, als ein Freistoß von Maximilian Welzmüller in der Torwart-Ecke einschlug - nur noch 2:1 (70.).
Der VfR setzte nun nach und wurde belohnt. Ein abgefälschter Schussversuch von Vasiliadis fiel Matthias Morys vor die Füße, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und den 2:2-Ausgleich besorgte (79.). In der Schlussphase verstärkte Kiel noch einmal die Bemühungen, hatte durch den gut aufgelegten Ex-Aalener Dominick Drexler auch die letzte gute Chance, vielleicht doch noch den Siegtreffer zu erzielen. Sein Schuss ging aber deutlich über Bernhardts Gehäuse. „Die Jungs haben eine Riesenmoral bewiesen, wir haben das Spiel völlig zurecht gedreht“, lobte VfR-Trainer Vollmann.
Holstein Kiel: Kronholm - Herrmann, Schmidt, Czichos, Lenz - Peitz (46. Siedschlag) - Lewerenz, Bieler, Drexler, Janzer (46. Dürholtz) - Fetsch (88. Azemi).
VfR Aalen: Bernhardt - Traut, R. Müller, Geyer, T. Schulz - Welzmüller, Preißinger ab 74. Deichmann - Hercher ab 46. Vasiliadis, Kartalis ab 85. Stanese, Morys - Toshev.
Tore: 1:0 Janzer (5.), 2:0 Lewerenz (30.), 2:1 Welzmüller (70.), 2:2 Morys (79.). Schiedsrichter: Fritsch (Bruchsal). Zuschauer: 4.413.