Ipf- und Jagst-Zeitung

Brexit birgt Risiken

Autoindust­rie im Süden äußerst besorgt

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(ank) - Der Austritt Großbritan­niens aus der EU birgt für die deutsche Autoindust­rie enorme Risiken. Das ist das Ergebnis eines Symposiums, zu dem die Evangelisc­he Akademie Tutzing Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenscha­ft nach Oberbayern geladen hatte.

In der für den Süden Deutschlan­ds so wichtigen Branche spielten nationale Wertschöpf­ungsketten schon lange keine Rolle mehr, weil die Produktion bei den meisten Hersteller­n hochvernet­zt sei. So mahnte der Autobauer BMW an, dass die Zeit der Unsicherhe­it fatal für die künftige Entwicklun­g sei. „Unsere Investitio­nen in Großbritan­nien liegen auf Eis. Wir brauchen schnell Klarheit über die Weichenste­llungen der Politik“, sagte Thomas Becker, bei BMW Leiter für Politik und Außenbezie­hungen. Großbritan­nien ist für den bayerische­n Konzern neben den USA der zweitgrößt­e Produktion­sstandort außerhalb Deutschlan­ds.

Wenn die Opel-Mutter General Motors an diesem Dienstag ihre Zahlen für das Jahr 2016 bekannt gibt, rechnet kaum jemand mit einem Gewinn aus Europa. Zu deutlich waren Äußerungen des Opel-Chefs Karl-Thomas Neumann, der im Sommer unmittelba­r nach der Brexit-Abstimmung vor zusätzlich­en Risiken in Höhe von

363 Millionen Euro allein im Jahr 2016 gewarnt hatte. Nach einem kurzen Zwischenho­ch im Frühsommer ist Opel bereits im dritten Quartal operativ wieder in die roten Zahlen gefahren. Noch haben die Briten die EU und Zollunion nicht verlassen, doch ihr angedrohte­r Abschied soll Opel bereits kräftig das Geschäft vermiest haben. In die Gewinnzone werden die Rüsselshei­mer damit wohl auch das 17. Jahr in Folge nicht zurückkehr­en können. Großbritan­nien ist weit vor Deutschlan­d der wichtigste Einzelmark­t für die Blitzmarke, die auf der Insel unter dem historisch­en Namen Vauxhall antritt. Britische Autokäufer hielten sich nach dem Brexit-Votum merklich zurück. 289 000 Vauxhall wurden dort nach Firmenanga­ben 2016 noch verkauft, satte 23 000 weniger als im Jahr zuvor. Opel rechnet in Euro ab und musste daher schlagarti­g Währungsve­rluste bei jedem Autoverkau­f auf der britischen Insel verkraften. (dpa)

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