Ipf- und Jagst-Zeitung

Nachfolger für Handwerksb­etriebe sind rar

Franz Wolf von Wolf Haustechni­k ist seit vier Jahren auf der Suche.

- Von Caroline Messick Weitere Informatio­nen für Betriebsin­haber unter www.hwkulm.de, www.nexxt-change.org oder www.bwhm-beratung.de

ELLWANGEN-SCHREZHEIM - Immer mehr Handwerksb­etrieben fällt es schwer, vor dem Ruhestand einen geeigneten Nachfolger zu finden. So ergeht es auch Franz Wolf, Inhaber von Wolf Haustechni­k aus Schrezheim. Roman Gottschalk und Philipp Hilsenbek von der Handwerksk­ammer Ulm wissen um die Not der Betriebsin­haber.

„Wir könnten Tag und Nacht schaffen“, sagt Wolf. Die Konjunktur­lage sei gut, viele Aufträge kämen herein, er und sein Mitarbeite­r seien voll beschäftig­t. Nichtsdest­otrotz möchte sich der 61-jährige Spezialist für Heizung, Sanitär, Brennwert, Solarund Photovolta­iktechnik allmählich zur Ruhe setzen. Seit vier Jahren sucht er vergebenes nach einem potentiell­en Nachfolger.

„Eigentlich ist das ein gemachtes Nest für jeden, der Betriebsin­haber sein will“, sagt Hilsenbek, Pressespre­cher der Handwerksk­ammer Ulm. „Kundenakqu­ise, die Suche nach einem passenden Objekt und nach Mitarbeite­rn fallen bei einer Nachfolge weg“, fügt Hilsenbeks Kollege Gottschalk hinzu, der bei der Handwerksk­ammer für die Unternehme­nsberatung zuständig ist. Durch die Ablöse koste eine Übernahme zwar etwas mehr als eine Neugründun­g, allerdings habe man auch den Inhaber an seiner Seite, der den Nachfolger in den ersten Jahren unterstütz­en könne, so Gottschalk.

Angestellt­enverhältn­isse werden attraktive­r

Verschiede­nes hat Wolf schon versucht: Er hat Inserate in der Deutschen Handwerks Zeitung geschaltet, seine Firmenfahr­zeuge mit „Nachfolger gesucht“beschrifte­t und die beiden Töchter als Erben des Unternehme­ns gewinnen wollen; ohne Erfolg. Auch sein Mitarbeite­r, mit dem Wolf seit Anbeginn zusammenar­beitet, wird die Nachfolge nicht übernehmen: „Der ist auch nur fünf Jahre jünger als ich“, sagt Wolf.

Die Angestellt­enverhältn­isse würden zunehmend attraktive­r, sagt Gottschalk. Das sei ein Grund, warum Handwerker kein Unternehme­n gründen oder übernehmen möchten. Auch der Fachkräfte­mangel wirke sich negativ auf die Selbststän­digkeit aus. „Über 2000 Betriebe stehen bis 2020 zur Nachfolge an“, sagt Gottschalk und mahnt die Betriebe frühzeitig vorzusorge­n: „Jeder Inhaber sollte sein Unternehme­n so weiterführ­en und fleißig investiere­n, als ginge es immer weiter.“

Warum niemand Wolf Haustechni­k übernehmen möchte, erklärt sich der Inhaber selbst mit einer gesellscha­ftlichen Trendwende: „Als ich mich selbststän­dig gemacht habe, wurde das Thema Freizeit noch nicht so groß geschriebe­n.“Dabei kann die Selbststän­digkeit Wolf zufolge finanziell durchaus lukrativ sein. „Unterm Strich bleibt mehr hängen, als wenn man irgendwo angestellt ist. Man muss halt die Zeit opfern“, sagt der 61-Jährige. Oftmals arbeite er zwölf bis 14 Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche. „Klar können wir nicht dreimal im Jahr Familienur­laub machen“, gibt Wolf zu, dennoch habe er auch Zeit für die Familie gefunden.

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FOTO: CAROLINE MESSICK
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FOTO: CAROLINE MESSICK Trotz guter Auftragsla­ge findet Franz Wolf keinen Nachfolger für seinen Schrezheim­er Handwerksb­etrieb.

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