Nachfolger für Handwerksbetriebe sind rar
Franz Wolf von Wolf Haustechnik ist seit vier Jahren auf der Suche.
ELLWANGEN-SCHREZHEIM - Immer mehr Handwerksbetrieben fällt es schwer, vor dem Ruhestand einen geeigneten Nachfolger zu finden. So ergeht es auch Franz Wolf, Inhaber von Wolf Haustechnik aus Schrezheim. Roman Gottschalk und Philipp Hilsenbek von der Handwerkskammer Ulm wissen um die Not der Betriebsinhaber.
„Wir könnten Tag und Nacht schaffen“, sagt Wolf. Die Konjunkturlage sei gut, viele Aufträge kämen herein, er und sein Mitarbeiter seien voll beschäftigt. Nichtsdestotrotz möchte sich der 61-jährige Spezialist für Heizung, Sanitär, Brennwert, Solarund Photovoltaiktechnik allmählich zur Ruhe setzen. Seit vier Jahren sucht er vergebenes nach einem potentiellen Nachfolger.
„Eigentlich ist das ein gemachtes Nest für jeden, der Betriebsinhaber sein will“, sagt Hilsenbek, Pressesprecher der Handwerkskammer Ulm. „Kundenakquise, die Suche nach einem passenden Objekt und nach Mitarbeitern fallen bei einer Nachfolge weg“, fügt Hilsenbeks Kollege Gottschalk hinzu, der bei der Handwerkskammer für die Unternehmensberatung zuständig ist. Durch die Ablöse koste eine Übernahme zwar etwas mehr als eine Neugründung, allerdings habe man auch den Inhaber an seiner Seite, der den Nachfolger in den ersten Jahren unterstützen könne, so Gottschalk.
Angestelltenverhältnisse werden attraktiver
Verschiedenes hat Wolf schon versucht: Er hat Inserate in der Deutschen Handwerks Zeitung geschaltet, seine Firmenfahrzeuge mit „Nachfolger gesucht“beschriftet und die beiden Töchter als Erben des Unternehmens gewinnen wollen; ohne Erfolg. Auch sein Mitarbeiter, mit dem Wolf seit Anbeginn zusammenarbeitet, wird die Nachfolge nicht übernehmen: „Der ist auch nur fünf Jahre jünger als ich“, sagt Wolf.
Die Angestelltenverhältnisse würden zunehmend attraktiver, sagt Gottschalk. Das sei ein Grund, warum Handwerker kein Unternehmen gründen oder übernehmen möchten. Auch der Fachkräftemangel wirke sich negativ auf die Selbstständigkeit aus. „Über 2000 Betriebe stehen bis 2020 zur Nachfolge an“, sagt Gottschalk und mahnt die Betriebe frühzeitig vorzusorgen: „Jeder Inhaber sollte sein Unternehmen so weiterführen und fleißig investieren, als ginge es immer weiter.“
Warum niemand Wolf Haustechnik übernehmen möchte, erklärt sich der Inhaber selbst mit einer gesellschaftlichen Trendwende: „Als ich mich selbstständig gemacht habe, wurde das Thema Freizeit noch nicht so groß geschrieben.“Dabei kann die Selbstständigkeit Wolf zufolge finanziell durchaus lukrativ sein. „Unterm Strich bleibt mehr hängen, als wenn man irgendwo angestellt ist. Man muss halt die Zeit opfern“, sagt der 61-Jährige. Oftmals arbeite er zwölf bis 14 Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche. „Klar können wir nicht dreimal im Jahr Familienurlaub machen“, gibt Wolf zu, dennoch habe er auch Zeit für die Familie gefunden.