Erneut Suizid in Gefängniszelle
(lsw/sz) - Mehr als ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod einer Frau in Ludwigsburg hat sich der wegen Totschlag angeklagte Ehemann im Gefängnis das Leben genommen. Wie ein Sprecher des Justizministeriums in Stuttgart am Montag sagte, war seine Leiche am Morgen in der Zelle der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stuttgart-Stammheim gefunden worden. Der Prozess gegen den Mann sollte am Montag fortgesetzt werden.
Nach Angaben des Gefängnisleiters Matthias Nagel erhängte sich der Angeklagte mit Stoffteilen. Er war demnach allein in der Zelle. Das ist Nagel zufolge vorgeschrieben, um etwa nächtliche Übergriffe zu vermeiden.
Der Mann stand wegen der Tötung seiner 36 Jahre alten Frau vor dem Stuttgarter Landgericht. Ihre nackte Leiche war vor mehr als einem Jahr in Ludwigsburg entdeckt worden. Dem 43-Jährigen wurde vorgeworfen, die von ihm getrennt lebende Frau am 12. Oktober 2015 im gemeinsamen Haus erwürgt zu haben. Er hatte die Tat bestritten.
Im vergangenen Jahr hatte es zwölf Suizide im Gefängnis gegeben. Die Zahl schwankt laut Justizministerium ohne erkennbaren Trend und reichte in den vergangenen Jahren bis zu 15 Suizide pro Jahr. Im August hatte sich nach einer Familientragödie mit drei Toten in Ravensburg der mutmaßliche Täter in Haft das Leben genommen – dabei war er zuvor als suizidgefährdet eingestuft worden und mit anderen Häftlingen zusammen in einer Zelle untergebracht gewesen.
Wie die „Schwäbische Zeitung“erst am Freitag berichtet hatte, will Justizminister Guido Wolf (CDU) einen Beauftragten für Suizidprävention in die Gefängnisse des Landes schicken. Die kosten von rund 32 000 Euro pro Jahr dafür sind im Haushalt für 2017 eingeplant, der am 22. Februar vom Landtag verabschiedet werden soll.