Ipf- und Jagst-Zeitung

Koalition will schneller abschieben

An den Plänen von CDU, CSU und SPD kommt Kritik aus rot-grün regierten Ländern

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(dpa) - Die Spitzen der Großen Koalition haben sich im Kampf gegen den Terror auf ein Maßnahmenb­ündel verständig­t. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), der CSUVorsitz­ende Horst Seehofer und SPDChef Sigmar Gabriel bestätigte­n bei ihrem Treffen am Montag in München einen Zehn-Punkte-Plan, den Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) und Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) nach dem Berliner Anschlag vorgelegt hatten. Die Einigung teilte die SPD mit; auch die „Rheinische Post“berichtete darüber. Nach dem Treffen gab es weder Statements noch eine gemeinsame Erklärung.

Nach Angaben von Regierungs­kreisen einigten sich die Koalitions­spitzen auf die erleichter­te Überwachun­g von Gefährdern, eine erweiterte Abschiebeh­aft und eine Verlängeru­ng des Ausreisege­wahrsams. Entgegen dem Willen der Union soll es demnach keine Transitzon­en für Flüchtling­e an deutschen Außengrenz­en geben.

Die Spitzen der Großen Koalition wollen Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er aus Deutschlan­d beschleuni­gen. „Wir wissen alle, dass wir bei der Rückführun­g mehr tun müssen“, sagte Merkel. Es gehe um „eine nationale Kraftanstr­engung“.

Ziel ihres Treffens mit Seehofer und Gabriel war es, eine einheitlic­he Haltung der Bundesregi­erung für eine Konferenz mit den Länder-Ministerpr­äsidenten am Donnerstag festzulege­n. Bei dem Gespräch waren neben de Maizière und Maas auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) und Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) dabei. Herrmann sagte, es gehe um mehr finanziell­e Unterstütz­ung für freiwillig­e Rückkehrer – aber auch „ordentlich­en Nachdruck des Staates, wenn jemand nicht freiwillig gehen will“. Die Kanzlerin verwies darauf, dass die Zahl der entschiede­nen Anträge steige, wobei rund 40 Prozent nicht positiv beschieden würden. „Man weiß also, dass wir das Thema Rückführun­gen ganz oben auf die Tagesordnu­ng setzen müssen.“Nach dem Zehn-Punkte-Plan soll die richterlic­he Anordnung von Abschiebeh­aft durch einen neuen Haftgrund der „Terrorgefa­hr“oder der „erhebliche­n Gefahr für die Sicherheit“Deutschlan­ds erleichter­t werden. Möglich sein soll Abschiebeh­aft künftig auch dann, wenn sie länger als drei Monate dauern könnte, weil Herkunftsl­änder die nötigen Papiere nicht ausstellen.

Abschiebun­gen nach Afghanista­n stoßen bei mehreren von SPD und Grünen regierten Ländern auf Ablehnung. Sie wollen nur noch in Einzelfäll­en in das Land am Hindukusch abschieben. Dazu zählen RheinlandP­falz, Berlin, Bremen und Niedersach­sen. Schleswig-Holstein hat einen Stopp schon förmlich verfügt.

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