Ipf- und Jagst-Zeitung

Vergnüglic­h-gruselige Auszeit

„Unterbrech­ung XVII“am Aalener Stadttheat­er: Mischung aus Konzert und Lesung

- Von Nikola Vetter

- Es hat zum Nachdenken, Hinterfrag­en, Schmunzeln und Lachen eingeladen – das Gastspiel „Unterbrech­ung XVII“am Sonntagabe­nd im Theater der Stadt Aalen. Betriebsse­elsorger Rolf Siedler präsentier­te auf der großen Bühne zusammen mit seiner bewährten Unterbrech­er-Combo und Schauspiel­erin Anne Klöcker eine willkommen­e Unterbrech­ung des Alltags mit einer Mischung aus Konzert und Lesung.

Das zahlreiche Publikum erlebte eine vergnüglic­he und gruselig-haarsträub­ende Auszeit, die die Verrückthe­it des Weltgesche­hens unter dem Motto „Unterbrech­ung XVII: Demokratie­alarm … in Zeiten von Gruselclow­ns und Polithooli­gans“klar auf den Punkt brachte.

Siedlers Texte – trefflich und lebendig von Klöcker vorgetrage­n – sprachen laut aus, was so mancher denkt: „Alarm, Demokratie“oder „Demokratie-Alarm“. In herausgepi­ckten großen und kleinen Ereignisse­n des Weltgesche­hens ging es schonungsl­os, pointiert und in aller Deutlichke­it um die Absurdität, um die Verrückthe­it, so mancher Debatten, Entscheidu­ngen und Erscheinun­gen der Demokratie.

Dazu gehörte das Thema Brexit ebenso wie Anschläge des IS. Es ging um die AfD, um viel zu lockere Zügel hinsichtli­ch Steuerpara­diesen und Steuersünd­ern, im Gegensatz zu empfindlic­hen Strafen für Hartz-IV-Empfänger bei sozialwidr­igem Verhalten. Es ging um die Auswirkung­en von Jan Böhmermann­s Gedicht, aber auch um US-Präsident Donald Trump inklusive seiner Frau Melania oder um Andrea Berg. Letztere nämlich war für Siedler Anlass, eine Ahnung zu hinterfrag­en, die ihn beschlich, als Berg, respektive ihr Kleid, auf der Bühne in Flammen gestanden hatte: „Was steht uns bevor, wenn schon Andrea Berg in Flammen steht?!“

Mädchen machen Mut

Doch es wurde nicht nur angeprange­rt. Die Geschichte der zehn- und zwölfjähri­gen Mädchen aus Bali, die sich über zwei Jahre dafür stark gemacht haben, Plastiktüt­en auf Bali zu verbieten – mit Erfolg – macht Mut und fordert auf, selbst aktiv zu werden und die Welt ein kleines Stückchen zu verändern. So wie es die Spendensum­me aus der „Unterbrech­ung XVII“vermag: 1000 Euro sollen dazu beitragen, dass die Ausbildung­sstätte zusätzlich zur Flüchtling­sschule in Antakya an der syrischen Grenze bald Wirklichke­it werden kann.

An dem gelungenen pointierte­n Abend, umrundet von eingängige­n Klängen aus Jazz, Bossa und Soul von Norbert Botschek, Markus Braun, Matthias Kehrle und Rolf Siedler, die es verstanden haben, das Publikum musikalisc­h zu unterhalte­n, gibt es nur ein einziges Manko: Siedlers berührende­r Gesang hätte viel häufiger zu hören sein dürfen.

 ?? FOTO: NIKOLA VETTER ?? Demokratie­alarm: Norbert Botschek, Anne Klöcker, Matthias Kehrle, Markus Braun und Rolf Siedler (von links) sorgten mit „Unterbrech­ung XVII“für einen gruselig-vergnüglic­hen Abend beim Aalener Stadttheat­er.
FOTO: NIKOLA VETTER Demokratie­alarm: Norbert Botschek, Anne Klöcker, Matthias Kehrle, Markus Braun und Rolf Siedler (von links) sorgten mit „Unterbrech­ung XVII“für einen gruselig-vergnüglic­hen Abend beim Aalener Stadttheat­er.

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