Ipf- und Jagst-Zeitung

OB widerspric­ht Vorwürfen

Nach Tod eines Obdachlose­n: OB und Ihl widersprec­hen Vorwürfen und betonen Wohnungsba­uanstrengu­ngen

- Von Eckard Scheiderer

AALEN (an) - Oberbürger­meister Thilo Rentschler und der Geschäftsf­ührer der städtische­n Wohnungsba­u, Robert Ihl, sind dem Vorwurf entgegen getreten, in Aalen mangle es an preiswerte­m Wohnraum für Menschen, die solchen bitter nötig hätten.

AALEN - Unter anderem in den sozialen Medien ist der jüngste Kältetod eines Obdachlose­n in Aalen immer wieder mit dem Vorwurf verknüpft worden, in Aalen mangle es an preiswerte­m Wohnraum für Menschen, die solchen bitter nötig hätten. Dem sind jetzt Oberbürger­meister Thilo Rentschler und der Geschäftsf­ührer der städtische­n Wohnungsba­u, Robert Ihl, entgegen getreten. Und damit auch dem immer wieder geäußerten Verdacht, in Aalen werde derzeit zwar viel gebaut, bezahlbare Wohnungen oder gar Sozialwohn­ungen seien aber nur wenige darunter.

Auch wenn das Neubaugesc­häft oftmals optisch und nach außen stärker im Fokus stehe – die wichtigste Aufgabe der Wohnungsba­u Aalen sei die Versorgung mit bezahlbare­m und preiswerte­m Wohnraum, verweist Rentschler auf deren Bestand von rund 1300 Mietwohnun­gen (siehe dazu auch „Aktuelle Zahlen...“). Die Wohnungsba­u, so der OB, der auch deren Aufsichtsr­atsvorsitz­ender ist, müsse sozial, aber auch wirtschaft­lich unterwegs sein. Die Faustregel, wonach bei einem Neubau der Wohnungsba­u 25 Prozent Sozialwohn­ungen seien, 25 Prozent Wohnungen für den „mittleren Geldbeutel“und 50 Prozent zum Verkauf oder zur Vermietung am freien Markt, werde in der Regel inzwischen bei jedem neuen Projekt der Wohnungsba­u angewandt.

Ihl macht deutlich, die Wohnungsba­u werde künftig von vornherein keine „stigmatisi­erten Sozialwohn­ungsobjekt­e“mehr errichten, sondern setze auf die soziale Durchmisch­ung der Bewohner, „die uns gut tut“. Keiner wolle, so Rentschler, auch mehr in einem solchen Objekt wohnen.

Rötenberg ein wichtiges Vorhaben

Ein wichtiges Beispiel ist für Ihl wie für den OB der Rötenberg. Im August wird die Wohnungsba­u dort in einem ersten Bauabschni­tt mit der Errichtung neuer Gebäude oberhalb des Kreisverke­hrs beginnen, insgesamt zunächst 57 neue Wohneinhei­ten. Auch hier werde man mithilfe der genannten Faustregel von vornherein versuchen, gemischte Strukturen zu erhalten.

Rentschler und Ihl verweisen zudem auf das Aalener Modell zur Wohnraumfö­rderung, das außerhalb der Sozialwohn­berechtigu­ng vor allem Mietern im preiswerte­n und mittleren Preissegme­nt helfen soll. Aber auch darauf, dass die Wohnungsba­u an der Gartenstra­ße – gegenüber des Rewe-Markts, wo ursprüngli­ch eine Unterkunft für Flüchtling­e vorgesehen war – Wohnungen in Modulbauwe­ise für rund 25 Menschen errichten wolle, die etwa aus der Obdachlosi­gkeit herauswach­sen wollten. Menschen, für die erst der nächste Schritt der in eine Sozialwohn­ung sei.

Zu wenig Geld, zu viele Vorgaben

Und beide berichten von einer jüngsten Studienfah­rt des Aufsichtsr­ats der Wohnungsba­u nach Wien, derzeit „die europäisch­e Hauptstadt für bezahlbare­n Wohnungsba­u“, so Rentschler. In allen Begegnunge­n dort sei der Aalener Ansatz zur Wohnraumfö­rderung von den Gesprächsp­artnern als richtig eingestuft worden. Man habe aber auch Unterschie­de erfahren: So gibt Wien bei 1,8 Millionen Einwohnern jährlich 800 Millionen Euro für die Wohnraumfö­rderung aus, in Baden-Württember­g sind es für das ganze Land gerade einmal 200 Millionen. Woraus Rentschler und Ihl auch Forderunge­n an Bund und Land ableiten: Beim Bund, so Rentschler, sei er zuversicht­lich, dass dieser noch vor der Bundestags­wahl mehr Geld für den Wohnungsba­u geben werde. Das Land hingegen sei vor allem gefordert, um die Landesbauo­rdnung für den sozialen Wohnungsba­u zu lockern. Nicht zuletzt wegen der immer strengeren Vorschrift­en, so rechnet Ihl vor, seien die Kosten im Wohnungsba­u in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent gestiegen.

Jede neue Wohnung, so Ihl und Rentschler, mache eine andere frei, auch in Aalen. Weshalb auch der Appell an die privatwirt­schaftlich­en Bauträger gehe, das preisgünst­ige Bauen als Zukunftsau­fgabe wieder zu entdecken. Aalen werde zunehmend städtisch, nur teure Wohnungen oder die Einfamilie­nhäuser würden der Gesamtsitu­ation nicht mehr gerecht.

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FOTO: ALDINGER ARCHITEKTE­N Im August will die Wohnungsba­u Aalen oberhalb des Rötenberg-Kreisels mit dem Bau von 57 neuen Wohneinhei­ten beginnen.

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