Brady wirft sich zum eigenen Denkmal
Den New England Patriots gelingt im Super Bowl eines der spektakulärsten Comebacks der Sportgeschichte
(SID) - Nervös lief Tom Brady in der Kabine auf und ab. Er blickte in jede Ecke, etwas fehlte. „Hat jemand mein Trikot genommen?“, rief der Football-Superstar, der sich beim soeben zu Ende gegangenen Super Bowl endgültig zu mindestens einem der besten Quarterbacks in der Geschichte des Sports geworfen hatte, einigermaßen verzweifelt, dann durchwühlte er noch einmal seine Tasche. Nichts. Das Erinnerungsstück an den Thriller von Houston, an diesen Football-Krimi, bei dem sich Brady und seine New England Patriots den Sieg über die Atlanta Falcons erst in der Verlängerung und nach einer atemberaubenden Aufholjagd gesichert hatten, war einfach weg.
Doch der nun auch offiziell erfolgreichste Quarterback der NFLHistorie wird den Verlust nach seinem fünften Triumph verschmerzen können. „Das werden wir für den Rest unseres Lebens nicht vergessen“, sagte Brady nach diesem unglaublichen Comeback. Mit 25 (!) Punkten hatten die Patriots im dritten Viertel des Finalspiels gegen die Atlanta Falcons zurückgelegen, doch Brady grub sein Team in Houston aus dem tiefen Loch und führte es zu einem 34:28 in der Verlängerung. Nie zuvor hat es beim Spektakel eine solche Aufholjagd gegeben, noch nie fiel die Entscheidung in der Overtime.
Brady und sein Trainer Bill Belichik haben mal wieder etwas geschafft, was zuvor keinem gelungen war. Mit ihrer jeweils siebten Finalteilnahme sorgten beide für NFL-Rekorde, durch den fünften gemeinsamen Gewinn der Vince Lombardi Trophy nach 2002, 2004, 2005 und 2015 stehen nun beide alleine auf Platz eins der Bestenlisten. Kein Quarterback, kein Headcoach hat so häufig den Super Bowl gewonnen.
Roger Goodell gratulierte beiden, doch die Reaktion fiel kühl aus. Denn der NFL-Boss war maßgeblich daran beteiligt, dass Brady wegen seiner angeblichen Verwicklung in die so genannte Deflategate-Affäre zu Anfang der Saison für vier Spiele gesperrt war. Brady und die Patriots sollen die Football-Eier mit Absicht zu wenig aufgepumpt haben, um einen Vorteil zu erzielen. Goodell schlich sich unter den Pfiffen der Fans vom Podium. Vergessen war in dieser Nacht auch, dass Brady wegen seiner Nähe zu US-Präsident Donald Trump zu den Sportlern gehört, die am meisten polarisieren in dem Land. In dieser Nacht durfte Brady einfach Held sein.
Natürlich ließ es sich Trump nicht nehmen, seinen Freunden, auch Coach Belichik ist erklärter Trumpist, zu gratulieren. „Tom Brady, Bob Kraft und Coach B sind wahre Sieger. Wow!“, schrieb Trump auf Twitter.
Zu Anfang muss sich der Präsident allerdings wie in einem Alptraum gefühlt haben. Nichts gelang den Patriots, Brady wurde fünfmal mit dem Ball zu Boden gebracht. Atlanta zog auf 28:3 davon, doch dann holte Quarterback Matt Ryan ein Fluch ein. Der 31-Jährige, tags zuvor als wertvollster Spieler der Hauptrunde ausgezeichnet, ist der achte MVP in Folge, der im Super Bowl den Kürzeren zog.
Tom Bradys Rekorde in Zahlen: Vier: Als erster Spieler wird Brady zum vierten Mal als wertvollster Spieler des Super Bowls ausgezeichnet.
Fünf: Als erster Quarterback gewinnt Brady den Super Bowl zum fünften Mal.
Sieben: Bei sieben Super Bowls stand vor Brady noch kein Profi auf dem Feld.
15: Insgesamt 15 TouchdownPässe hat Brady in seiner Karriere bei Super Bowls geworfen.
43: Mit 43 erfolgreichen Pässen in einem Spiel setzte Brady eine Bestmarke.
62: Auch 62 Passversuche von Brady sind Rekord.
207: 207 Pässe brachte Brady bei seinen sieben Super-Bowl-Auftritten an den Mann – Rekord.
309: 309 versuchte Pässe in Bradys Super-Bowl-Karriere sind unerreicht.
466: 466 Yards (426 Meter) mit erfolgreichen Pässen hat vor Brady noch kein Quarterback in einem Spiel erworfen.
2071: Insgesamt hat Brady in seiner Laufbahn sein Team mit Pässen um 2071 Yards (1893 Meter) nach vorne gebracht. (SID)