Böse Mächte lösen Erdbeben aus
Trotz modernster Medizin und unaufhaltsamen technischen Fortschritts stirbt der Aberglaube nie aus. Seit einiger Zeit ist neben dem Aberglauben auch noch die Verschwörungstheorie ein wichtiges Mittel in der politischen Debatte geworden. Schauen Sie sich nur diesen Donald Trump an, oder die Rechtspopulisten in Europa, die wissen Dinge, von denen so ein Normalbürger ja nie erfahren hätte.
Der größte Alleswisser ist übrigens nicht etwa Wladimir Putin. Auch nicht sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan, nein, am überzeugendsten ist kein Geringerer als der Oberbürgermeister von Ankara. Nun ist die türkische Hauptstadt alles andere als attraktiv und leidet immer unter der Anziehungskraft von Istanbul, der Perle am Bosporus. Aber der Bürgermeister, seit 20 Jahren im Amt, wird das ändern.
Melih Gökcek heißt der Mann in Ankara. Nachdem dort vor Kurzem die Erde gewackelt hat, hat der Hobby-Seismologe aus dem Rathaus sogleich eine Analyse über die Ursachen präsentiert: Irgendwo im Schwarzen Meer müsse eine Schiffsbesatzung seismologische Forschungen angestellt haben. Und diese Forscher könnten ja bekanntermaßen alles Mögliche auslösen, also sicher auch solche Beben wie am Montag und Dienstag. Gökcek ist ein Gefolgsmann Erdogans und hat darum gleich einen Vorschlag gemacht, der seinem Präsidenten gefallen wird: Alle Schiffe und U-Boote, in denen große Apparate verbaut sind, seien sofort zu beschlagnahmen. Wir können dem nur zustimmen, und sind überzeugt, dass Ausländer es waren, die die Erde haben wackeln lassen. (pla.) untermstrich@schwaebische.de