Früh dran, deshalb zu spät
Viktoria Rebensburg fehlen 0,17 Sekunden zu Super-G-Bronze – Gold für Nicole Schmidhofer
(dpa/SID) - Dem vierten Rang im Auftaktrennen der Ski-WM konnte Viktoria Rebensburg – mit etwas Abstand – auch ein Positives abgewinnen. Zwar hatte sie das erhoffte Edelmetall im Super-G von St. Moritz hauchdünn um 0,17 Sekunden verpasst, ihren Platz bei der Medaillenzeremonie der besten Sechs am Dienstagabend allerdings hatte sie sich gesichert. „Wir haben jetzt ein Auto zum Runterfahren. Und dann sehe ich mal, was da so los ist“, sagte Deutschlands beste Skirennfahrerin zum geplanten Trip ins Zentrum des Nobelskiorts mit einem Fahrservice. „Das ist eine gute Motivation für die nächsten Rennen.“
Am Sonntag will Viktoria Rebensburg sich dieses Privileg erneut erarbeiten – und abends auf dem KulmPlatz nicht nur Statistin sein, sondern mit einer WM-Medaille um den Hals zu den Hauptdarstellerinnen zählen. „Das heute tut weh, aber ich bin in der Abfahrt gut drauf, und die WM hat gerade erst angefangen“, sagte die 27-Jährige. „Ich habe gezeigt, dass ich gut in Form bin und voll dabei. Irgendwann kommt das Glück zurück. Ich werde hart dafür arbeiten.“
Im Super-G brachte ein Fahrfehler kurz vor dem Ziel die Frau vom SC Kreuth um alle Chancen auf einen Podestplatz. Nach starken Zwischenzeiten konnte sie nach dem vorletzten Sprung die Linie nicht halten: „Ich war vom Timing her relativ früh dran, und wenn man zu früh ist, wird man automatisch zu spät.“Einfacher gesagt: „Da hat es mich hinten reingedrückt, und ich habe die Zehntel verloren, die mir fehlen.“Besagte 0,17 waren es. Zu Bronze.
Der Sieg ging überraschend an Nicole Schmidhofer aus Österreich, die in ihrer Karriere noch nie einen Weltcup gewonnen und im Super-G erst ein Podestresultat vorzuweisen hatte. Vor einem Jahr hatte sie beim Training in Cortina noch einen Kreuzbandriss erlitten. „Ich bin nie verlegen um einen Spruch, aber heute ist es schwer. Gold war für mich unerreichbar mit der Lara“, sagte die 27-Jährige. „Unglaublich!“Titelverteidigerin Anna Veith, selbst früh ausgeschieden, umarmte ihre Teamkollegin im Ziel lange; bei der Hymne musste Schmidhofer vor Rührung weinen. Die unterlegene Lara Gut zeigte Größe, sie wischte der Österreicherin die Tränen aus dem Gesicht. Als Topfavoritin hatte sich die Schweizerin (0,36 Sekunden Rückstand) bei ihrer Heim-WM mit Bronze zufriedengeben müssen. Zweite wurde Tina Weirather aus Liechtenstein (0,33 Sekunden), die, so berichtete sie im Ziel, mit einer gebrochenen Hand unterwegs gewesen war. Kira Weidle kam als zweite Starterin des Deutschen Skiverbandes (DSV) auf Rang 31.
Als Lara Gut knapp hinter Weirather als zunächst Zweitplatzierte über die Ziellinie fuhr, kam vom Publikum auf den nicht voll besetzten Tribünen ein kollektives „Aaahh“. Die letztjährige Weltcup-Gesamtsiegerin, die in diesem Winter drei von vier Super-G gewonnen hatte, lehnte danach lange enttäuscht gegen eine Absperrung, ehe sie das Lächeln wiederfand. „Die erste Medaille, sicher cool und so“, sagte sie. „Es ist eine Medaille – ich denke, es wird immer besser.“
Lindsey Vonn scheidet aus
Immerhin blieb Lara Gut Edelmetall – im Gegensatz zu Viktoria Rebensburg, die dem DSV die erste WM-Medaille im Super-G seit Maria Rieschs Garmisch-Partenkirchener Bronze von 2011 einfahren wollte. Das bis dato letzte Gold in der Disziplin hatte Katja Seizinger 1993 in Morioka Shizukuishi gewonnen.
Gar nicht ins Ziel kam US-Star Lindsey Vonn: Die Rekordsiegerin im Weltcup verlor zunächst kurz ihren Stock und wählte danach deswegen eine freche Linie – fuhr aber nach rund 44 Sekunden noch vor der zweiten Zwischenzeit an einem Tor vorbei. „Heute hieß es: ,Alles oder nichts.‘ Und es wurde nichts“, sagte Vonn.
Auch sie setzt nun auf die Abfahrt. Wie Viktoria Rebensburg.