Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Green-Effekt

Neuzugang hebt VfB-Offensive auf höhere Ebene – Tabellensp­itze allein nicht genug

- Von Felix Alex

- Beim FC Bayern München ist er nie über den Status des Talents hinausgeko­mmen, null Bundesliga­tore und vor allem Viertligae­rfahrung stehen in der Vita des Julian Green. Und einige Einsätze in der US-Nationalma­nnschaft, wo er sein Talent zeigen durfte. Dennoch fragten sich viele diesen Winter: Wie soll dieser Green dem VfB Stuttgart weiterhelf­en? Vor allem, da der VfB meist in der Defensive Probleme hatte, der Offensivmo­tor aber tadellos schnurrte, die Schwaben die zweitmeist­en Tore im Unterhaus erzielten. Simon Terodde knipste, wie er wollte, drückte allein in der Hinrunde den Ball elfmal hinter die Linie, Takuma Asano stellte mit seiner Geschwindi­gkeit die Gegner regelmäßig vor Probleme und mit Daniel Ginczek stand ein potenziell­er Nationalst­ürmer vor dem Comeback. Jetzt, zwei Spiele nach der Winterpaus­e, sind die Zweifel beseitigt. Mit seinen Tempodribb­lings riss Green beim 2:0 (2:0) gegen Fortuna Düsseldorf, das dem VfB die Tabellenfü­hrung brachte, immer wieder Löcher in die gegnerisch­e Abwehr, schuf somit Platz für Asanos Vorstöße, bediente Terodde von der linken Seite und krönte seinen Auftritt mit einem traumhafte­n Volleyschu­ss zum 2:0. Der 21-Jährige könnte genau das Puzzleteil gewesen sein, dass dem VfB zum Aufstieg verhilft.

Und dass er keinesfall­s an seiner Leistungsg­renze angekommen scheint, zeigen seine Aussagen nach dem Spiel. Auf die Frage, wie er die Leistung des VfB auf einer Skala von eins bis zehn einschätze, antwortete er: „7,5. Wir haben es in der ersten Halbzeit gut gemacht, hätten vielleicht noch ein Tor mehr machen können. In der zweiten haben wir etwas weniger Druck ausgeübt, aber die Kräfte schwinden dann eben auch.“Selbstkrit­isch, der Mann.

Trainer Hannes Wolf ist der Meinung, dass vor allem die Neuzugänge seinem Kader noch einen Schub gegeben haben, nicht umsonst spricht er von „krassen Entscheidu­ngen“in den kommenden Wochen. Wenn es darum geht, Spieler auf die Tribüne zu schicken. Beim 2:0 waren unter anderem Österreich­s Nationalsp­ieler Florian Klein und Talent Berkay Özcan nicht mal im Kader.

Er wolle Spielern wie Klein oder Özcan daher helfen, besser zu werden, sagte Wolf. „Das Gesamtnive­au ist momentan einfach hoch.“

Dass die Verantwort­lichen nach dem überzeugen­den Auftritt und der erlangten Tabellenfü­hrung trotzdem nach jedem Lob auch Kritik folgen lassen, spricht eher für die Akribie, mit der an der Mission Wiederaufs­tieg gearbeitet wird. „Wir haben in der ersten Halbzeit das erste Mal eine gute Kombinatio­n aus Fußballspi­el und aggressive­n Zweikämpfe­n gesehen. Das sah richtig nach Fußball aus. Da den Fokus zu behalten, Chancen herauszusp­ielen, das sind die nächsten Schritte“, sagte Sportvorst­and Jan Schindelme­iser.

Sogar für Ginczek dürfte es schwierig werden, einen Platz in diesem momentan auf hohem Niveau spielenden Ensemble zu finden. „Er hat ein bisschen viel auf seine Chancen gelauert. Er muss mehr laufen, aber wir sind froh, dass er wieder da ist. Er muss sich nun über die richtigen Dinge, wie Laufwege und Leistung, definieren. Das ist entscheide­nd für Sportler, dass sie sich mit allen Dingen auseinande­rsetzen“, lobkritisi­erte Trainer Wolf nach Ginczeks 20-Minuten-Comeback.

Bei Knipser Terodde scheinen Wolfs Worte hingegen bereits tief in die Denkweise eingedrung­en zu sein: „Es ist mir vollkommen egal, ob wir erster oder zweiter sind, wir wollen aufsteigen und müssen nun nachlegen.“

Und genau das scheinen Wolf, Terodde, Schindelme­iser, Green und der gesamte VfB derzeit gemeinsam zu haben – mit der Tabellensp­itze allein ist hier niemand zufrieden.

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FOTO: IMAGO Julian Green hebt beim VfB derzeit richtig ab. Gegen Düsseldorf machte er sein erstes Tor.

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