Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Kapitän geht von Bord

Bayern schlägt Wolfsburg im Achtelfina­le 1:0 – Philipp Lahm kündigt sein Karriereen­de an

- Von Filippo Cataldo

– Philipp Lahm wärmte sich mit seinen Kollegen vom FC Bayern München gerade noch ein letztes Mal vor dem DFB-Pokalspiel gegen Wolfsburg auf, als die Meldung, da noch als Gerücht, auf der Pressetrib­üne der Allianz Arena die Runde machte. Die Schlagwort­e, die dieses souveräne 1:0 (1:0) der Bayern im Achtelfina­le ein wenig zur Randnotiz machten, lauteten: „Philipp Lahm“, „macht Schluss“, „ganz“und „Sport Bild“.

Das Magazion titelt in seiner Mittwochsa­usgabe, dass der Kapitän der Bayern diesen Sommer trotz laufenden Vertrags bis 2018 seine aktive Karriere beenden werde. So weit, so erwartbar. Allerdings, und jetzt kommt’s: Danach soll Lahm demnach seinem Verein auch nicht als Sportdirek­tor erhalten bleiben. Der Posten war Lahm zuletzt schmackhaf­t gemacht worden von den Clubverant­wortlichen. Doch Lahm, der sein 501. Spiel im Bayerntrik­ot absolviert­e, soll das Amt abgelehnt haben – weil er nur als Sportvorst­and weiter Verantwort­ung übernehmen wolle. Er wolle auf Augenhöhe mit den Verantwort­lichen diskutiere­n und seine Ideen umsetzen können..

Nach dem Spiel bestätigte Lahm den Bericht - vollumfäng­lich. „Ich höre zum Ende der Saison auf“, sagte er. Und außerdem: Ich habe beschlosse­n, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, nach der Saison einzusteig­en.“Bereits vor dem Spiel war Lahm von Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge mit einem Blumenstra­u0ß geehrt worden – für sein 500. Spiel für Bayern, das er letzten Samstag absolviert hatte. So bekam der Strauß eine doppelte Bedeutung – auch wenn es den Bayern-Verantwort­luichen gar nicht so recht gewesen sein soll, dass die Geschichte von Lahms Rücktritt jetzt schon publik wurde. So hatte Präsident Uli Hoeneß nur erklärt, es werde ab dem 1. Juli einen Sportdirek­tor geben bei Bayern.

Bayern strukturie­rter als zuletzt

Ziemlich genau, als sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, nahm Lahm auf dem Rasen im Sechzehner der Wolfsburge­r einen Ball auf, den Arjen Robben nach einem Pass Robert Lewandowsk­is im Dribbling beinahe verloren hatte, Lahm passte scharf in die Mitte, wo wieder Lewandowsk­i versuchte, ihn mit der Hacke ins Tor zu befördern (10.). Auch wenn er scheiterte: das ließ sich schon mal ganz gut an für die Münchner, die insgesamt den Eindruck machten, in diesem Spiel wesentlich strukturie­rter ans Werk gehen zu wollen als zuletzt beim 1:1 gegen Schalke.

Auch das 1:0 acht Minuten später sah nicht übel aus, obgleich auch ein wenig Glück im Spiel war. Douglas Costas Schuss aus mehr als 20 Metern wurde vom Ex-Bayern Luiz Gustavo abgefälsch­t. Koen Casteels im Tor der Wolfsburge­r hatte so keine Abwehrchan­ce mehr.

Nach dem Führungstr­effer passierte auf dem Rasen zunächst nicht mehr allzu viel. Den in der Bundesliga beständig vor sich hinkriseln­den Wolfsburge­rn fehlte anscheinen­d der Mut, nach vorne zu spielen, die Bayern verwaltete­n in recht bedächtige­m Tempo die Partie und schienen vor allem darauf bedacht, ihr Positionss­piel zu verbessern im Vergleich zu den letzten Spielen. Das klappte insofern ganz gut, als dass keine Lücken groß wie Lewandowsk­is Torhunger zwischen den Mannschaft­steilen klafften und ihre Ballbesitz­und Passquoten in gefühlt exorbitant­e Quoten schnellten. Doch Ballbesitz, gelungene Pässe und ordentlich­es Positionss­piel allein macht eben noch keine Torchancen, geschweige denn Tore.

Dennoch: Das Weiterkomm­en ins Viertelfin­ale schien nie wirklich gefährdet, auch nicht, als der VfL ExBayernst­ürmer Mario Gomez einwechsel­te. Erst in der 83. Minute musste Keeper Manuel Neuer bei einer Chance Luiz Gustavos ernsthaft eingreifen. Und dann wieder in der 85. Minute bei einem Schuss von Ricardo Rodriguez.

Irgendwann hatte sich das womöglich absehbare Karriereen­de Lahms auch internatio­nal herumgespr­ochen, auch in den USA erschienen verneigend­e Artikel. Das Statistikp­ortal „Squawka“zählte auf, dass Lahm, dessen größtes Markenzeic­hen als Fußballer schon immer seine Beinahe-Fehlerlosi­gkeit war, 21 wichtige Titel in seiner Karriere gewonnen und noch nie eine rote Karte erhalten habe. Was „Squawka“nicht erwähnte: Lahm, dem das Fußballspi­elen nie so viel Spaß gemacht hat wie in den drei Jahren unter Pep Guardiola, machte auch gegen Wolfsburg keine Fehler. Er rannte die rechte Außenbahn hoch und runter, versuchte immer wieder, Robben und Lewandowsk­i in Szene zu setzen. Was übrigens noch wahrschein­licher sein dürfte als Lahms Karriereen­de im Sommer: Bei 21 Titeln dürfte seine Laufbahn nicht enden.

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FOTO: IMAGO Kleiner Mann ganz groß: Philipp Lahm gewinnt das Kopfballdu­ell gegen Paul-Georges Ntep.

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