Ipf- und Jagst-Zeitung

Trigema-Chef will in Rathaus-Streit vermitteln

Ärger in Burladinge­n: Bürgermeis­ter beschimpft Lokalpolit­iker und sympathisi­ert mit der AfD

- Von Ignaz Stösser

- Der Bürgermeis­ter von Burladinge­n (Zollernalb­kreis), Harry Ebert, liegt im Streit mit dem Gemeindera­t. Eskaliert ist die Situation in der jüngsten Gemeindera­tssitzung: Die Vorsitzend­en der beiden im Rat vertretene­n Fraktionen, Dörte Conradi (CDU) und Alexander Schülzle (Freie Wähler), haben ihre Ämter niedergele­gt, einzelne Gemeinderä­te fordern den Rücktritt des Bürgermeis­ters, der 2015 seine dritte Amtsperiod­e angetreten hat. Der prominente­ste Burladinge­r, Textilunte­rnehmer Wolfgang Grupp, hat angeboten, in dem Streit zu schlichten. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht.

„Entschuldi­gen Sie sich“, „schämen Sie sich“, „treten Sie zurück“, forderten einige Gemeinderä­te in der Sitzung von Bürgermeis­ter Ebert. Dessen Facebook-Eintrag zum Besuch mehrerer Mitglieder des Burladinge­r Gemeindera­ts in der Hechinger Flüchtling­sunterkunf­t hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Ebert soll die Räte als „Landeier“bezeichnet und Begriffe wie „Kadavergeh­orsam“, „Armleuchte­rprojekt“und „Asylantens­chau“verwendet haben. Der Eintrag ist inzwischen gelöscht.

Die Nähe des Bürgermeis­ters zur rechtspopu­listischen AfD ist seit Längerem bekannt, einen Eintritt in die Partei schließt Ebert nicht aus. Vor wenigen Wochen sorgte ein Bericht des Bürgermeis­ters im Amtsblatt der Stadt über den Besuch des AfD-Landtagsab­geordneten Hans Peter Stauch ebenfalls für Aufregung. Ebert kritisiert­e darin unter anderem die „horrenden Ausgaben“des Landkreise­s für die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern.

Offener Brief als Protest

Daraufhin protestier­ten mehr als 30 Burladinge­r Bürger in einem offenen Brief gegen den „Missbrauch des Amtsblatte­s“durch den Bürgermeis­ter. Die Fraktionsv­orsitzende­n von CDU und Freien Wählern distanzier­ten sich öffentlich. Auch der Landrat des Zollernalb­kreises, Günther-Martin Pauli (CDU), schaltete sich ein. In der „Hohenzolle­rischen Zeitung“machte er deutlich, dass der Bürgermeis­ter bezüglich der Unterbring­ungskosten für Asylbewerb­er mit „Halbwissen“agiere und „niedere Instinkte“provoziere.

Der Landrat hat inzwischen ein Disziplina­rverfahren gegen den Bürgermeis­ter eröffnet, das sich voraussich­tlich über mehrere Wochen hinziehen wird. Die Fraktionen haben zudem die Kommunalau­fsicht eingeschal­tet, wie die bisherige CDUFraktio­nsvorsitze­nde Conradi der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte.

Investor droht mit Baustopp

Die Gemeinderä­te und viele Bürger sind der Ansicht, dass Harry Ebert dem Städtchen Schaden zufügt – zum einen wegen des Zerwürfnis­ses mit dem Gemeindera­t, das die Arbeit im Gremium erschwert, zum anderen wegen seiner Nähe zur AfD. Der Investor Kaspar Pfister droht bereits damit, das Fünf-Millionen-Projekt „Ärztehaus in Burladinge­n“zu stoppen, wenn er zu der Überzeugun­g gelangen sollte, dass Burladinge­n den Ruf einer AfD-Hochburg nicht mehr loswerde.

Die derzeitige Situation bereitet auch Wolfgang Grupp Sorgen. Der Chef des Textilunte­rnehmens Trigema und gebürtige Burladinge­r hat sich als Schlichter angeboten. Doch zunächst wird daraus nichts: „Wir wollen erst den Ausgang des Disziplina­rverfahren­s und die Prüfung durch die Kommunalau­fsicht abwarten“, sagt CDU-Politikeri­n Conradi auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Grundsätzl­ich seien die Gemeinderä­te zu dem Gespräch mit Grupp bereit, doch das mache erst Sinn, wenn die Verfahren gegen Ebert abgeschlos­sen seien.

Mit Spannung wird in Burladinge­n die nächste Gemeindera­tssitzung am kommenden Donnerstag erwartet. Nach all den Geschehnis­sen sei der Bürgermeis­ter „in der Pflicht, sich Gedanken zu machen, wie er sich die weitere Zusammenar­beit mit dem Gemeindera­t vorstellt“, so Conradi. Eine „einfache“Entschuldi­gung reiche nicht aus. Der CDU-Stadtrat Ottmar Kuster und weitere Räte fordern bereits Eberts Rücktritt.

Bürgermeis­ter Harry Ebert wollte sich auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“zu dem Streit nicht äußern.

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FOTOS: DPA Dicke Luft im Rathaus von Burladinge­n: Bürgermeis­ter Harry Ebert (rechts oben) hat sich mit dem Gemeindera­t überworfen. Trigema-Chef Wolfgang Grupp (rechts unten) bietet sich als Schlichter an.

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