Sofortiger Abgang für Daimlers Lastwagen-Chef
Wolfgang Bernhard wollte seinen Vertrag nicht verlängern – Zetsche übernimmt Geschäftsfeld übergangsweise
(dpa) - Daimlers Lastwagen-Chef Wolfgang Bernhard muss den Konzern verlassen. Der Vorstand werde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freigestellt, teilte der Konzern am Freitag mit. Zuvor hatte Bernhard erklärt, dass er seinen bis Februar 2018 laufenden Vertrag überraschend nicht verlängern will. Bernhard scheide auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen aus, hieß es in der Pressemitteilung. Übergangsweise werde Konzernchef Dieter Zetsche die Leitung des Geschäftsfelds übernehmen.
Schon am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass Bernhard nicht weitermachen will. Laut „Spiegel Online“erklärte der 56-Jährige, dass er künftig selbstständig arbeiten wolle, möglicherweise als Investor. Selbst unter Aufsichtsräten war von Bernhards Plänen nichts bekannt gewesen. Das Kontrollgremium tagte erst am Freitag.
Als potenzielle Nachfolger Bernhards werden die Namen von Volker Mornhinweg, Chef der Transporter-Sparte, und Stefan Buchner, Chef der Lastwagenmarke Mercedes-Benz und verantwortlich für das Europageschäft, ins Spiel gebracht. Chancen werden auch dem Produktionschef der Pkw-Sparte, Markus Schäfer (51), eingeräumt. Er bringe die Technikaffinität mit, die für das Lastwagengeschäft notwendig sei, heißt es im Umfeld des Konzerns.
Bernhards Abgang trifft den Autobauer zu keinem glücklichen Zeitpunkt. Das Lastwagengeschäft läuft derzeit nicht rund, weil wichtige Märkte wie Nordamerika schwächeln. 2016 verkauften die Stuttgarter mit 415 100 Einheiten knapp 90 000 weniger als im Vorjahr. Wichtige Märkte wie Nordamerika, Brasilien und Indonesien schwächelten. Dabei schaffte es Bernhard trotz der Schwäche die Gewinnmarge hoch zu halten.
Bernhard, der aus Böhen im schwäbischen Landkreis Unterallgäu stammt, war 1994 zu dem Konzern gekommen und hatte sich im Alter von 42 Jahren in die Vorstandsetage des US-Autobauers Chrysler hochgearbeitet. Nach einem Streit mit dem Betriebsrat und dem damaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp musste er 2004 gehen und landete bei Volkswagen. Nach seiner Rückkehr zu Daimler 2009 wurde er als Nachfolger von Zetsche gehandelt.
Inzwischen gilt aber der deutlich jüngere Entwicklungsvorstand Ola Källenius als Kronprinz. Dessen Vertrag verlängerte der Aufsichtsrat nun turnusmäßig um weitere fünf Jahre.