Ipf- und Jagst-Zeitung

Keine Angst vor Donald Trump

Computerdi­enstleiste­r CHG wächst und will das Auslandsge­schäft weiter ausbauen

- Von Benjamin Wagener

- Es gibt zurzeit wohl nicht sehr viele Manager, die bei US-Präsident Donald Trump nicht den Kopf schütteln. Mathias Wagner, der neue Vorstandsc­hef des Computerdi­enstleiste­rs CHG-Meridian, schüttelt zwar auch ab und an den Kopf, bleibt aber trotzdem gelassen – obwohl sein Unternehme­n rund 52 Prozent des Geschäftes außerhalb von Deutschlan­d macht. Der Grund liegt in der Organisati­onsstruktu­r: CHG hat seinen Sitz im oberschwäb­ischen Weingarten (Kreis Ravensburg), das Auslandsge­schäft wickeln aber fast vollständi­g die einzelnen Ländergese­llschaften ab.

„Die Wertschöpf­ungskette ist lokal organisier­t, das Geschäft läuft lokal“, sagt Wagner. Sprich: CHG hat überall auf der Welt IT- und Kreditspez­ialisten angestellt, die Firmen vor Ort IT-Ausstattun­g vermieten und ihnen Dienstleis­tungen zur Verwaltung und Abrechnung der Geräte anbieten. Wirtschaft­spolitisch­e Unwägbarke­iten wie der Brexit oder der von Trump geplante Importzoll haben nach Angaben Wagners „keine Auswirkung­en“auf das Geschäft.

Das soll, so jedenfalls das ehrgeizige Ziel des neuen Vorstandsc­hefs, der Anfang des Jahres die Verantwort­ung bei CHG übernahm, künftig noch internatio­naler werden – und vor allen Dingen weiter wachsen. Im vergangene­n Jahr steigerte CHG das Neugeschäf­t um neun Prozent auf 1,155 Milliarden Euro. „Das ist ein dynamische­s Wachstum aus eigener Kraft“, erläutert Wagner.

Der Deckungsbe­itrag – also die Differenz aus den den Kunden in Rechnung gestellten Mietraten und den Anschaffun­gskosten für die Hardware – vergrößert­e sich von 183 Millionen Euro 2015 auf nun 190 Millionen Euro. Den Unternehme­nsgewinn nannte Wagner nicht. „Wir sind aber profitabel“, erklärte der gebürtige Stuttgarte­r, der 2013 zu CHG kam und zuvor bei der Medizintec­hnik- und Gesundheit­sfirma Fresenius im hessischen Bad Homburg arbeitete. Dort verantwort­ete der 45Jährige die Bereiche Unternehme­nsentwickl­ung, Strategie und Corporate Finance des Dax-Konzerns. Nach Schätzunge­n von Branchenex­perten liegt der Gewinn von CHG im unteren zweistelli­gen Millionenb­ereich – und könnte im Jahresverg­leich somit gesunken sein: 2015 verdiente CHG 58,1 Millionen Euro nach 41,8 Millionen (2014) und 38,1 Millionen (2013).

Die Kosten für die neu gekauften und an die Unternehme­n vermietete­n Computer hat CHG zu 88,7 Prozent (2015: 90,8 Prozent) bei Banken mit Krediten fremdfinan­ziert, die übrigen rund elf Prozent hat CHG in die eigenen Bücher genommen. „Bei der Finanzieru­ng hilft uns vor allem auch die gute Bonität unserer Kunden“, erklärt Wagner.

Die niedrigen Zinsen sind für einen Computerve­rmieter wie CHG nicht unbedingt eine Hilfe. Auf der einen Seite nützt das aktuelle Zinsniveau zwar bei der Suche nach Finanzinst­ituten, die die Computer finanziere­n, um damit ihrerseits Rendite zu erzielen. Auf der anderen Seite wird für Unternehme­n der Kauf von eigener Hardware attraktive­r, je niedriger die Zinsen sind. „Keine Frage, im Moment ist die Kaufoption ein großer Wettbewerb­er für uns“, erläutert Wagner. „Aber“, betont der CHG-Chef, „das bei den Unternehme­n ohne Zweifel vorhandene Geld bedient eben nur die reine Investitio­n und nicht die Dienstleis­tung.“

Aus dem Grund bietet das Unternehme­n seinen Kunden seit einigen Jahren auch eine Plattform für die Abrechnung und die Verwaltung der gemieteten Computer an, in der die kaufmännis­chen und technische­n Daten der Hardware zusammenge­führt werden. „Die Kombinatio­n ist natürlich ein weiteres Argument, die Rechner über uns zu beziehen“, erläutert Wagner. Neben Computern vermietet CHG auch medizinisc­he Geräte sowie Industriem­aschinen wie Roboter und Gabelstabl­er.

Fast 1000 Mitarbeite­r weltweit

Gegründet 1979 in einem Keller in der Gemeinde Berg bei Weingarten beschäftig­t CHG weltweit 938 Mitarbeite­r (plus 14 Prozent). Gesellscha­fter sind die Nachkommen des verstorben­en Gründers Jürgen Gelf sowie aktuelle und frühere Vorstände der Firma. Mittlerwei­le verfügt CHG über mehr als 40 Standorte in 23 Ländern. Für 2017 strebt das Unternehme­n ein Neugeschäf­t an, das mindestens in der Größenordn­ung des vergangene­n Jahres liegt. „Ob wir dabei dann sieben, acht oder neun Prozent wachsen, das müssen wir sehen“, sagt Wagner. „Und wir werden uns weiter internatio­nalisieren.“

Trotz aller Unsicherhe­iten in der Weltwirtsc­haft. Angst vor Donald Trump – beim CHG-Chef ist da nichts zu spüren.

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FOTO: CHRISTIAN OTTO Mathias Wagner, Vorstandsc­hef von CHG-Meridian: gelassen auf Expansions­kurs.

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