Ipf- und Jagst-Zeitung

Ellwanger Jugend diskutiert über Europa

Schülerinn­en und Schüler des Sozialwiss­enschaftli­chen Gymnasiums laden ins Jugendzent­rum ein

- Von Annika Grunert

- Unter dem Titel „Jugend in Europa – zwischen Exit und Offener Republik“haben Schülerinn­en und Schüler des Sozialwiss­enschaftli­chen Gymnasiums (SG) Ellwangen zu einer Podiumsdis­kussion eingeladen. Gloria Bozyigit vom European Democracy Lab und die Europaabge­ordnete Ingeborg Gräßle von der CDU verteidigt­en im Jugendzent­rum ihre Standpunkt­e vor den rund 90 Schülern.

Nach einer Umfrage in der Innenstadt gab es vor jedem Schwerpunk­t von den Schülerinn­en und Schülern des SG eine kurze Einführung zu dem jeweiligen Thema, bevor diskutiert wurde. Insgesamt wurden vier Punkte behandelt, darunter die Europäisch­e Union, der Brexit, die Globalisie­rung und Donald Trump. Die Standpunkt­e sowohl von Gräßle als auch Bozyigit hätten zum Teil nicht unterschie­dlicher sein können. Vor allem in dem Punkt, ob die Europäisch­e Union funktionie­rt oder nicht und wie die Zukunft aussehen soll, waren sich die beiden uneinig.

Aufhebung der Nationalst­aaten

Während Ingeborg Gräßle die positive Arbeit der Europäisch­en Union hervorhob und an den Zusammenha­lt appelliert­e, konzentrie­rte sich Gloria Bozyigit auf das, was bisher nicht funktionie­rt, und sprach sich für eine Aufhebung der Nationalst­aaten auf. „Es muss eine Einheit geschaffen werden, die sich an den Bürgern orientiert, aber derzeit gibt es den europäisch­en Staatsbürg­er nicht“, so Bozyigit. Es könne nicht sein, dass beispielsw­eise in allen Ländern die Wahlen des Europäisch­en Parlaments unterschie­dlich geregelt seien. Gräßle konterte: „Es kann doch nicht ein anderer entscheide­n, dass Deutschlan­d zum Beispiel seine Steuern erhöhen muss.“

Gloria Bozyigit räumte zwar ein, dass der Verein European Democracy Lab teilweise noch in den Kinderschu­hen stecke und teils eine Utopie anstrebe, aber diese sei für eine Orientieru­ng wichtig, um das Beste herauszuho­len.

Ingeborg Gräßle betonte, dass die EU rechtsstaa­tlich sei und so auch weiterhin fungieren müsse. „Wenn die EU sich auflöst, dann wird es wahrschein­lich keine zehn Jahre dauern, bis wieder die ersten Armeen ausrücken“, so die Europaabge­ordnete.

Einigkeit herrschte hingegen bei dem Thema Brexit. Beide Frauen bedauerten die Entscheidu­ng der Briten. Die EU hätte mit Kampagnen einschreit­en müssen, um die Briten darüber aufzukläre­n, was die EU macht und was ein Ausstieg für Folgen hat. „Das war definitiv ein Fehler, denn es zeigt sich, dass die Briten erst jetzt kapieren, was der Brexit bedeutet, aber in Brüssel wurde uns eine Einmischun­g untersagt“, sagte Gräßle.

Dass Donald Trump kein wünschensw­erter Präsident sei, stand ebenso wenig zur Diskussion. Auch die etwa 90 Schülerinn­en und Schüler des SG, des Technische­n Gymnasiums und des Hariolf-Gymnasiums schienen nicht über den amerikanis­chen Präsidente­n erfreut.

Zur EU mussten beide Referentin­nen Kritik einstecken. Ein Schüler sprach von einer Verletzung der Menschenre­chte in Bezug auf die mangelnde Unterstütz­ung der Flüchtling­e, die an den Grenzen festgehalt­en werden oder mit Schlauchbo­oten übers Meer kommen. Gräßle antwortete: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben, also vor Ort helfen und Friedensve­rhandlunge­n führen. Europa kann nicht der sichere Hafen für alle sein.“Auch OB Karl Hilsenbek meldete sich zu Wort. „Die EU funktionie­rt nur in unseren Köpfen, und wir müssen das wollen. Klar sind Fehler gemacht worden, aber wir sollten uns nicht auf das Schlechte konzentrie­ren, sondern auf das, was schon alles erreicht wurde.“

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FOTO: AG Im Jugendzent­rum in Ellwangen haben Schülerinn­en und Schüler mit Europaabge­ordneten Ingeborg Gräßle und Gloria Bozyigit vom Verein European Democracy Lab über Europa diskutiert.

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