Essstörung nicht nur ein Problem von jungen Mädchen
Mehr als 300 Schüler und viele Eltern bei den Vorträgen von Ex-Model Kera Rachel Cook
(uz) - Ex Model Kera Rachel Cook ist auf Einladung der AOK Ostwürttemberg und verschiedener Partner diese Woche gleich drei Mal in die Mensa beim Schulzentrum Neresheim gekommen, um über ihre Erfahrungen zum Thema Essstörung zu berichten. Das Ex-Model hält mittlerweile Vorträge an Schulen zum Thema Essstörung, Schönheitswahn und medialer Übersexualisierung der Frau. Mit ihren Vorträgen und den Büchern, die sie schreibt, möchte sie vor allem jungen Frauen helfen, sich selbst mehr zu schätzen, erklärt sie.
Mehr als 300 Schüler der Klassen sieben bis zehn lauschten am Nachmittag des 7. und 9. Februar den Ausführungen von Kera Rachel Cook. Die sympathische 27-jährige, 186 Zentimeter große, junge Frau aus Böblingen erzählte ganz privat den Schülern von ihrem Erlebnis mit dem übertriebenen Schönheitswahn und der damit resultierenden Essstörung. Die junge Schwäbin war eine der Kandidatinnen der fünften Staffel von „Germany´s next Topmodel“(GNTM).
Gut eine Stunde, bevor im Fernsehen Heidi Klum am Donnerstagabend zum zwölften Mal bei Tausenden von jungen Frauen einen Traum zerplatzen lässt, sitzen in Neresheim in der Mensa Eltern, junge Erwachsene und Lehrer und lassen sich über die Machenschaften der Modebranche von Kera Rachel Cook aufklären. Große Mädchen, wie sie eines sei, hätten es nicht leicht und würden eher Außenseiter sein. Um liebenswert zu sein, müsse man schön sein und schön sei man nur, wenn man schlank sei. Das zumindest habe sie lange gedacht, wie sie versichert.
Im Alter von 15 Jahren litt Kera Rachel Cook zum ersten Mal unter einer Essstörung, die dann professionell behandelt wurde. Auslöser sei eine Bemerkung einer Agentur in München bezüglich ihrer Figur gewesen. Mit 22 Jahren bewarb sie sich bei GNTM. Damals wog sie 66 Kilo bei einer Größe von 1,86 Metern. In der dritten Sendung schied sie als 19. Teilnehmerin aus – und dies, ohne alle die von ihr gesteckten Ziele erreicht zu haben. Heidi Klum verabschiedete sie Aalener Nachrichten Ipf- und Jagst-Zeitung Vortrag damals mit den Worten: „Du bist spannend, aber das alleine reicht leider nicht“.
Bewusste Entscheidung gegen die Model-Industrie
Sie fühlte sich als Versagerin und begann erneut mit dem Abnehmen, was aber mit Fressanfällen einherging. Erst eine Freundin brachte sie auf die Idee, als Plus-Size-Model oder Curvy-Model, zu deutsch Übergrößenmodel, zu arbeiten. Denn bereits ein Model mit Kleidergröße 38 zählt in der Branche als Plus-Size-Model. Mehrere Jahre war sie als Übergrößenmodel sehr erfolgreich, bis sie sich 2015 entschloss, nicht mehr länger ein Teil einer Industrie zu sein, die krankhafte Schönheitsideale verkaufe. Heute fühle sie sich auch nicht immer perfekt, habe aber gelernt, damit umzugehen.
Josef Bühler, Geschäftsführer der AOK Ostwürttemberg, weiß, dass dieses interessante, aber auch wichtige Thema nicht nur heranwachsende Mädchen, sondern auch erwachsene Frauen sowie mittlerweile Männer betreffe.
Das Thema Essstörung beschäftige die AOK Ostwürttemberg schon sehr lange, berichtet Bühler. Seit zehn Jahren gebe es einen bundesweit einmaligen Versorgungsvertrag zur ambulanten Behandlung von Patienten mit Essstörungen. Damit würden großartige und einmalige Erfolge erzielt, so Bühler. Die AOK bietet über das Essstörungen Ostalbkreis (neo) Hilfe an. Informationen dazu gibt es unter www.mein-neo.de