Schall und Tor
Es könnte der 50 000. Treffer der Bundesliga erzielt werden – je nach Zählweise
- Den kommenden Spieltag dürfen Sie alle nicht verpassen, es wird vermutlich Geschichte geschrieben. Der Countdown läuft bis zum 50 000. Tor seit der Gründung der Bundesliga. 49 977 Tore sind bisher gefallen. Zumindest offiziell, denn – wen wundert es in diesen Tagen – es gibt durchaus alternative Fakten zu denen, die von der Bundesliga und ihrem beauftragten Datenunternehmen „Opta“verlautet werden. Es könnten auch ein paar mehr sein. Oder weniger. Ganz klären lässt sich das nicht, weil niemand für die Klärung zuständig ist. Womit wiederum die folgenden alternativen Fakten allesamt zulässig sind.
Es sind in Wahrheit 49 978 Tore gefallen bisher. Zu diesem Ergebnis kommt, wer alle Tore zählt, die den Spielern angerechnet wurden plus der offiziell 989 Eigentore – und weiß, was nur absolute Experten mit entsprechender Lebenserfahrung wissen: Es gibt ein Phantomtor in den Statistiken! Im düsteren November 1976 wurde ein Spiel abgebrochen. Nach dem Wurf von drei kleinen Schnapsflaschen wurde die Partie Kaiserslauterns gegen Düsseldorf abgebrochen. Düsseldorf führte mit 1:0. Es kam zur Verhandlung vor dem Sportgericht, das das Spiel 0:2 wertete. Das zweite Tor hat somit sozusagen der DFB erzielt. Dass dieses Tor von den jungen Kollegen heute nicht mitgezählt wird, kann man verstehen. Andererseits war es stets in den Berechnungen früherer Jubiläumstore enthalten.
Es sind bisher nur 49 968 Tore gefallen. Macht sich jemand die Mühe, alle Tore aller offiziellen Endergebnisse zu addieren,
Alternative 1: Alternative 2:
kommt er auf obige Zahl – und somit neun Treffer weniger als nun verlautet. Wie das? Horst Heese und Giovanni Trapattoni sind schuld. Die beiden Trainer begingen in den 1990er Jahren drollige Wechselfehler, weshalb ihre zufällig gleichlautenden Auswärtssiege (5:2) mit Frankfurt in Uerdingen (1993) und Bayern in Frankfurt (1995) am Grünen Tisch in 0:2-Niederlagen umgewandelt wurden. Doch: Die Sportpresse unter Anführung des „kicker“einigte sich darauf, den Schützen die Tore nicht wegzunehmen. In der persönlichen Bilanz blieben sie, nur in der Tabelle zählten sie nicht.
Es sind nur 49 927 (oder 49 928 mit dem DFB-Tor 1976) Treffer. Die Anhänger dieser These sind garantiert keine Fans von Arminia Bielefeld. Reiten sie doch darauf herum, dass die Ostwestfalen 1971/72 als Strafe für ihre Mauscheleien im Abstiegskampf 70/71 (Stichwort: Bundesligaskandal) eine Nullrunde spielen mussten. Punkt- und torlos wurden sie ans Tabellenende gesetzt.
Alternative 3:
Spielen mussten sie trotzdem, die Ergebnisse zählten in der Tabelle nur für den Gegner. Schon deshalb kann man die 41 Arminen-Treffer eigentlich nicht abziehen.
Was nun wirklich richtig ist? Vielleicht schafft ja ein Tweet aus dem Weißen Haus Klarheit … Gewiss ist: Nimmt man die allseits kolportierten 49 977 bislang erzielten Tore zum Maßstab, hat statistisch ein Spieler des SC Freiburg beste Chancen, das 50 000. Tor zu erzielen. Bis zum 20. Spieltag fielen in dieser Saison pro Partie 2,68 Tore – sollte sich dieser Schnitt fortsetzen, würde der geschichtsträchtige Treffer am Sonntag (17.30/Sky) im Spiel der Freiburger gegen den 1. FC Köln gefeiert. Oder er fällt gar erst am 21. Spieltag.