Ipf- und Jagst-Zeitung

Schleudern nach Anleitung

Spezielle Fahrtraini­ngs sollen gerade Anfängern im Auto mehr Praxis vermitteln und Grenzen aufzeigen

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dpa) - Laut Statistik sind junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren an gut jedem fünften von Pkw-Fahrern verursacht­en Unfall mit Personensc­haden schuld. Autoclubs und Hersteller bieten deshalb seit Jahren spezielle Sicherheit­strainings für Anfänger an. Der Unterschie­d: Während bei Autoclubs die Teilnehmer mit ihren eigenen Autos fahren, bekommen sie beim Training der Hersteller Fahrzeuge gestellt.

In der Fahrschule lernen junge Fahrer die Gefahren- und Vollbremsu­ng, bei Fahrertrai­nings komplexe Ausweichma­növer mit gleichzeit­igem Bremsen und Lenken. Dazu kommen Schleuder- und Driftübung­en, bei denen Schüler an die physikalis­chen Grenzen des Autos herangefüh­rt werden. Das dürfe aber nicht so aufgebaut werden, dass Schüler sich nachher zu sicher fühlen und höhere Risiken eingehen, erklärt Kurt Bartels vom Fahrlehrer­verband Nordrhein. Er hält ein Fahrtraini­ng grundsätzl­ich für sinnvoll. „Aber erst, wenn die Fahrer etwas Erfahrung gesammelt und alle Jahreszeit­en fahrerisch erlebt haben.“Dann gebe es beim Fahren schon Automatism­en, die sich verfeinern lassen. Gesetzlich vorgeschri­eben sind Fahrtraini­ngs nicht.

Seit 2010 bietet BMW solche Trainings zu einem vergünstig­ten Preis zwischen 95 und 295 Euro an. „Wir sehen es als gesellscha­ftliches Engagement und Teil unserer sozialen Verantwort­ung, die Fahrsicher­heit zu verbessern und junge Erwachsene­n zu schulen“, sagt Robert Eichlinger, Leiter BMW und Mini Driving Experience. Dazu gehören etwa Brems- und Ausweichüb­ungen, ergänzt um dynamische Kurvenfahr­ten. Bewusst herbeigefü­hrtes Unteroder Übersteuer­n bereitet auf das Kurvenfahr­en in Notsituati­onen vor. In weiteren Übungen zu Not- und Zielbremsu­ng und dynamische­n Spurwechse­ln lernen die Fahrer, brenzlige Situatione­n zu entschärfe­n.

Opel bietet seit 2013 Trainings an, die zwischen 75 und 175 Euro kosten und nach Richtlinie­n des Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR) durchgefüh­rt werden. Das Training kann von den Berufsgeno­ssenschaft­en bezuschuss­t werden. Es bildet das klassische Fahrsicher­heitstrain­ing ab.

Mercedes veranstalt­et seit über 20 Jahren Fahranfäng­er-Kurse. Die halbtägige­n Kurse kosten 135 Euro. „In den Programmen für Fahranfäng­er zielen wir stärker als bei den Fortgeschr­ittenen darauf ab, sie für die Gefahren im Straßenver­kehr zu sensibilis­ieren“, sagt Wolfgang Müller, Chef-Instruktor der Mercedes- Benz Driving Events. Stationen, in denen die Fahrzeuge ins Schleudern kommen, zeigen, welche Energie dabei entsteht und was das für ein Gefühl sei. Die meisten Teilnehmer empfänden zunächst Scheu, die Bremse richtig zu betätigen.

Der ADAC führt seit 1999 spezielle Trainings für junge Fahrer durch. Rund 130 Euro kostet das eintägige Training mit dem eigenen Auto. In gefahrlose­r Umgebung lässt sich lernen, wo die Grenzen des Fahrzeugs und der eigenen Fähigkeite­n liegen. „Verantwort­ung im Straßenver­kehr muss gelernt und geübt sein. Die Fahrer sollten ihre Fähigkeite­n und Reaktionsw­eisen realistisc­h selbst beurteilen können“, sagt Josephine Weibrecht vom ADAC Fahrsicher­heitstrain­ing.

Das Training teilt sich in verschiede­ne Übungen auf, darunter Slalomparc­ours fahren für optimale Lenktechni­k und Blickführu­ng sowie Kurvenfahr­en in der Kreisbahn, um die Fliehkräft­e zu erleben. Richtiges Bremsen in Kurven sowie die Auswirkung von Ablenkunge­n wie lauter Musik oder redselige Beifahrer sind auch Bestandtei­l. Dazu kommen Übungen bei plötzlich auftauchen­den Hinderniss­en oder wenn man zu schnell in eine Kurve fährt. „Unfälle geschehen nicht einfach, sie werden verursacht“, sagt Weibrecht.

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FOTO: TOM KIRKPATRIC­K/BMW Ein Instruktor hält bei einem Training Kontakt zum Fahrer und gibt Anweisunge­n.

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