Durch Lippach ziehen Wassergeister
Neue Maskengruppe aus Lippach – Premiere am 19. Februar
WESTHAUSEN (ij) - Das hat es in Lippach noch nie gegeben: Seit der aktuellen Faschingssaison ist die Ortschaft um eine traditionelle Maskengruppe reicher – die Frosch Weiher Hiadr. Beim Fasnachtsumzug in Lauchheim am 19. Februar zeigen sie sich das erste Mal.
WESTHAUSEN-LIPPACH - Das hat es in Lippach noch nie gegeben: Seit der aktuellen Faschingssaison ist die Ortschaft um eine traditionelle Maskengruppe reicher – die Frosch Weiher Hiadr. Beim Fastnachtsumzug in Lauchheim am 19. Februar zeigen sich die Hästräger erstmals der Öffentlichkeit.
„Mit dem Gedanken, eine eigene Maskengruppe zu gründen, haben wir schon sehr lange gespielt“, erzählt Steffen Schiele, der seit rund zehn Jahren Teil der Lippacher Nachtruagala ist. Als langjähriges Mitglied der Kostümgruppe des SV Lippach ist er ein echter Faschingsnarr, doch mit der Zeit wuchs in ihm und weiteren Mitgliedern immer mehr der Wunsch etwas Nachhaltiges mit Tradition auf die Beine zu stellen. Eine Gruppe von Hästrägern, deren Geschichte an die Ortschaft angelehnt ist. Und selbst für die nächste Generation noch einen Mehrwert hat.
Zudem hat so ein Hästräger einen großen Vorteil gegenüber einem Kostümierten: „Das Schminken nimmt jedes Mal viel Zeit in Anspruch und ist mit viel Aufwand verbunden. Als Hästräger ist man in fünf Minuten fertig für den Umzug. Maske auf und los geht’s“, sagt Schiele schmunzelnd. Einigen Mitgliedern der zweiten Lippacher Kostümgruppe, den Fröschen, ging es ähnlich.
Aus wilden Hexen werden froschgrüne Masken
Zehn Frauen und Männer hatten sich schließlich gefunden, um etwas ganz Neues für Lippach zu planen. Mit der ersten Idee, eine Maskengruppe aus wilden Hexen zu gründen, gingen sie im Herbst 2015 zu Markus Thor in Killingen.
Seit 1999 ist der Maskenschnitzer für viele Narren aus der Region und darüber hinaus die erste Anlaufstelle, wenn es um Holzmasken geht. Mehr als 30 Gruppen haben sich bereits von ihm eine Maske gestalten lassen, mehrere hundert Stück hat er schon geschnitzt. „Ein Häs nimmt mehr Zeit in Anspruch, als man denkt“, sagt Thor.
Auch die Gruppe von Steffen Schiele kam eher blauäugig zu ihm: „Hexen haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erfahren. In der Szene sind sie aber meist nicht sonderlich beliebt, denn es gibt oft keinen historischen Hintergrund. Eine traditionelle Maskengruppe macht aber genau das aus“, erklärt Thor.
Von ihrem Wunsch, in der Faschingssaison 2016 erstmals als Lippacher Maskengruppe aufzutreten, hat sich die Gruppe um Schiele daher schnell verabschiedet. Denn es stand erst einmal Bücher wälzen auf dem Programm, um mehr über die Vergangenheit von Lippach zu erfahren. Ob man die Ge- einer Fasnachtsfigur aus einer Sage Hiadr: „Wir sind Wassergeister, die oder der Chronik des Ortes spinnt, die Lippacher Frösche vor einem bösen, sei dabei nicht wichtig, sondern nur, ortsansässigen Gutsherren beschützen“, dass wirklich etwas dahinter steckt, fasst Schiele den historischen meint Thor. In Lippach wurden Hintergrund kurz zusammen. Schiele und Co. Das Thema Frösche ist zentral, ist schließlich fündig es doch der Spitzname der Lippacher und he- raus – ein Alleinstellungsmerkmal, das es kamen die zu würdigen gilt: „Nicht jeder kann Frosch Weiher sich so bezeichnen. Es hat einen Hintergrund“, sagt Thor, „und damit spielt die Gruppe in einer anderen Liga.“Mehr noch: Den Gutsherren gab es in Lippach wirklich. Man wisse, wo das Grundstück war und eine zeitliche Eingrenzung sei ebenfalls
möglich, so Thor.
Wassergeister schützen Lippacher
Mit dieser historischen Basis ging es dann ans Werk. Zunächst fertigte Thor Zeichnungen an, um die vielen Vorstellungen von ihm und Schieles Gruppe zu vereinen. „Ohne dass etwas aufgezeichnet ist, passiert am Holz nichts“, sagt Thor. Über zwei Wochen tüftelte und werkelte er an der Maske, ließ sich dabei von Reptilien und anderen Wassergestalten inspirieren. Bis die finale farbliche Gestaltung feststand, war Thor nochmals zwei Tage beschäftigt. „Die Farbe kann den Charakter der Maske komplett verändern“, so Thor. Ein besonderes Highlight: Die Augen der Frosch Weiher Hiadr leuchten dank Spezialfarbe in der Nacht. „Markus hat uns damit total überrascht, aber wir haben es dankend angenommen“, sagt Schiele. Das Häs wurde parallel zur Maske von einer Schneiderin aus Unterschneidheim genäht. Auch hier war das leitende Kreativ-Thema Wasser. Der Weg zur eigenen Maskengruppe war lang, doch für Schiele und seine Gruppe hat sich die monatelange Arbeit gelohnt: Am 19. Februar zeigen die Lippacher Frosch Weiher Hiadr in Lauchheim zum ersten Mal ihr komplettes Häs der Öffentlichkeit.