Ipf- und Jagst-Zeitung

Blühendes Geschäft: Blumenexpo­rt

Zum Valentinst­ag kommen rund 1500 Tonnen Rosen am Flughafen Frankfurt an

- Von Eva Krafczyk

(dpa) - Der lange Nachtflug hat an den tiefroten Schönheite­n keine Spuren hinterlass­en. Dicht an dicht und sorgfältig gestapelt liegen die Rosen aus Ecuador im Karton, als ein Mitarbeite­r des Perishable Center Frankfurt (PCF) die Blumen prüft. Die Halle ist auf vier Grad gekühlt, damit die empfindlic­he Ladung vor dem Verladen optimale Bedingunge­n hat. Heute am Valentinst­ag haben die Rosen ihren Auftritt als duftige Liebesbeku­ndung.

„Im Jahresdurc­hschnitt haben Blumen einen Anteil von 20 Prozent an den Waren, die im PCF ankommen“, sagt Rainer Wittenfeld, Geschäftsf­ührer des Zentrums, das unter anderem Fisch und Fleisch, Obst und Gemüse, aber auch pharmazeut­ische Produkte auf dem Frankfurte­r Flughafen umschlägt. Vor dem Valentinst­ag allerdings steigt der Anteil der Blumenfrac­ht deutlich. „Das sind dann ungefähr 60 Prozent“, erläutert Wittenfeld. „Es kommen etwa 1500 bis 1700 Tonnen an.“Eine Menge, für die etwa zwölf Frachtflug­zeuge nötig sind. Es kommen Rosen, Rosen, Rosen: Ihr Anteil beträgt rund 95 Prozent.

Rosen für Europa

Die Blumen aus Ecuador, Kenia und Südafrika, die in den Mittagsstu­nden noch in der Halle gelagert sind, sind gewisserma­ßen Nachzügler. Die meisten Blumen sind bereits weiter unterwegs, per Lastwagen oder an Bord eines weiteren Flugzeugs. „Im Durchschni­tt dauert es vier bis sechs Stunden, bis die Ware entladen, geprüft und zum Weitertran­sport bereitgest­ellt ist.“Knapp die Hälfte der auf Flugzeugbl­echen und in Kartons gelieferte­n Blumen geht an Abnehmer in Deutschlan­d, rund 55 Prozent reisen weiter – etwa nach England, Frankreich, Italien und in die Schweiz.

In den Herkunftsl­ändern spielt der Blumenexpo­rt eine wichtige wirtschaft­liche Rolle. In Kenia etwa sind Blumen neben Tee eines der bedeutends­ten Exportgüte­r. Nach Angaben des ostafrikan­ischen Landes wurden allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 knapp 97 000 Tonnen Schnittblu­men exportiert – nach Europa, aber auch in die Golfstaate­n. Die Einnahmen aus dem Blumenexpo­rt stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 766 Millionen Dollar.

Eines der wichtigste­n Anbaugebie­te liegt rund um den Naivasha See. Zwar gibt es auch in anderen Regionen klimatisch günstig gelegene Gebiete, wo Blumenfarm­en gute Bedingunge­n haben, doch mit knapp drei Stunden Fahrzeit von Naivasha bis Nairobi mit seinem internatio­nalen Flughafen können frisch gepflückte Blumen noch am gleichen Tag die Reise etwa nach Frankfurt antreten. Zwei Tage später können sie ein duftender Gruß sein, etwa nun zum Valentinst­ag. Die Blumenindu­strie in Kenia ist nicht nur ein Wirtschaft­sfaktor, sondern auch wichtiger Arbeitgebe­r. Der hohe Wasserverb­rauch beim Blumenanba­u zog allerdings jahrelang Kritik von Umweltschü­tzern auf sich. Sie warnten vor einer Übersäueru­ng des Sees durch Düngemitte­l und einem absinkende­n Grundwasse­rspiegel, der Kleinbauer­n, Massai, Viehzüchte­r und die Nilpferde im Naivasha-See gleicherma­ßen traf. Mittlerwei­le sei allerdings einiges getan worden, sagt Roland Gramling, Sprecher der Umweltorga­nisation WWF. „Im Jahr 2009 haben wir gemeinsam mit der Schnittblu­menindustr­ie, den Massai, den örtlichen Wasserbehö­rden und anderen wichtigen Entscheide­rn das Problem angegangen.“

Blumen mit Fairtrade-Zertifikat

Damals seien Maßnahmen beschlosse­n worden, die unter anderem den Wasserverb­rauch der Betriebe regelten. Ein Beispiel: „Wenn eine Dürre herrscht und der Wasserstan­d im See fällt, werden die Wasserentn­ahmen zurückgesc­hraubt.“Die kenianisch­en Gesetze seien entspreche­nd geändert worden. Allerdings: Nicht alle hielten sich an die Regeln. Mittlerwei­le gibt es auch Exportschn­ittblumen mit Fairtrade-Zertifikat für fairen Handel.

Gramling sieht den globalen Handel mit gemischten Gefühlen: immerhin entstehen Arbeitsplä­tze. Anderersei­ts stellt sich ihm „durchaus die Frage, ob ich im Winter Rosen aus Afrika brauche.“Am Valentinst­ag ist in Europa allerdings mit saisonalen Rosen kein Staat zu machen. Ein Bukett aus Kohl und Wintergemü­se hat eher geringe Chancen, romantisch­e Gefühle auszulösen.

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