Ipf- und Jagst-Zeitung

Luther als Randfigur

- Von Barbara Waldvogel

Die Ketzerbrau­t (Sat.1, Di.,

20.15 Uhr) – Immerhin: Martin Luther darf seine erste These von der Freiheit eines Christenme­nschen noch zitieren. Aber für die zweite These von der Verantwort­ung des Christenme­nschen bleibt in diesem finsteren Historiend­rama schon keine Zeit mehr. Denn der Reformator ist hier nur eine blasse Randfigur. Im Zentrum steht publikumsw­irksam die aufgeweckt­e Kaufmannst­ochter Veva Leibert (passgenau für diese Rolle: Ruby O. Fee), die gut katholisch und behütet aufgewachs­en ist. Doch Luthers Reformgeda­nken erreichen 1518 auch ihre Heimatstad­t München. Der hinterhält­ige Priester Johann von Perlach (Paulus Manker) führt dort ein Schreckens­regiment. Seine Schergen morden als Ketzer verkleidet, um das Volk gegen die Reformator­en aufzubring­en. Bei diesen blutigen Auseinande­rsetzungen verliert Veva Vater, Bruder, Besitz und Ehre. Sie vermutet Lutheraner hinter den Verbrechen, bis Ehemann Ernst Rickinger (Christoph Letkowski) ihr die Augen öffnet.

Ungerechti­gkeit und Leid, Verfolgung und Folter in spätmittel­alterliche­r Kulisse – Hansjörg Thun, der schon die „Wanderhure“des Autorenduo­s Iny Klocke und Elmar Wohlrath erfolgreic­h verfilmt hat, bereitet diese Mixtur zum ebenso perfekten wie schauerlic­hen Spektakel auf. Eine ernsthafte und vor allem historisch korrekte Auseinande­rsetzung mit der Reformatio­n darf man nicht erwarten.

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