Luther als Randfigur
Die Ketzerbraut (Sat.1, Di.,
20.15 Uhr) – Immerhin: Martin Luther darf seine erste These von der Freiheit eines Christenmenschen noch zitieren. Aber für die zweite These von der Verantwortung des Christenmenschen bleibt in diesem finsteren Historiendrama schon keine Zeit mehr. Denn der Reformator ist hier nur eine blasse Randfigur. Im Zentrum steht publikumswirksam die aufgeweckte Kaufmannstochter Veva Leibert (passgenau für diese Rolle: Ruby O. Fee), die gut katholisch und behütet aufgewachsen ist. Doch Luthers Reformgedanken erreichen 1518 auch ihre Heimatstadt München. Der hinterhältige Priester Johann von Perlach (Paulus Manker) führt dort ein Schreckensregiment. Seine Schergen morden als Ketzer verkleidet, um das Volk gegen die Reformatoren aufzubringen. Bei diesen blutigen Auseinandersetzungen verliert Veva Vater, Bruder, Besitz und Ehre. Sie vermutet Lutheraner hinter den Verbrechen, bis Ehemann Ernst Rickinger (Christoph Letkowski) ihr die Augen öffnet.
Ungerechtigkeit und Leid, Verfolgung und Folter in spätmittelalterlicher Kulisse – Hansjörg Thun, der schon die „Wanderhure“des Autorenduos Iny Klocke und Elmar Wohlrath erfolgreich verfilmt hat, bereitet diese Mixtur zum ebenso perfekten wie schauerlichen Spektakel auf. Eine ernsthafte und vor allem historisch korrekte Auseinandersetzung mit der Reformation darf man nicht erwarten.