Gar kein komischer Kauz
Waldkauz ist der Vogel des Jahres 2017 – Steinkauz soll auf die Ostalb zurückkehren
- „Huu, hu, huhuhuhuuu“– „Wenn es in alten Hitchcock-Filmen düster und neblig ist, hört man den Waldkauz“, sagt Stefan Schwenninger. Der Eulen-Kenner hat den Ruf des Nachtvogels nicht nur als Handy-Klingelton. Auch in seiner Eulen- und Greifvogelpflegestation in Schloßberg hatte Schwenninger schon häufig verletzte oder geschwächte Waldkäuze zu Gast.
Dass Naturschutzverbände den Waldkauz zum Vogel des Jahres 2017 gekürt haben, sei geschehen, um das Interesse allgemein auf Eulenvögel zu lenken, glaubt Schwenninger. Denn der bis zu 40 Zentimeter große Waldkauz mit seinem runden Kopf, der in allen größeren Waldgebieten, aber auch auf Friedhöfen, in Parks und Gärten auf der Ostalb und im Ries vorkommt, ist in seinem Bestand nicht gefährdet. Er ist die häufigste Eulenart in unserer Region.
Ab Ende Februar, Anfang März, ist der nachtaktive Jäger mit dem braunen, grauen oder rostroten Gefieder aktiv. Wer ihn hören oder gar erspähen möchte, sollte sich in der Abend- oder Morgendämmerung auf die Lauer legen. „Zwischen elf Uhr abends und morgens um drei ist dagegen auch bei den Eulen Ruhe“, betont Schwenninger.
Der Waldkauz brütet in Baumhöhlen, aber auch auf Dachböden, in Kirchtürmen, Scheunen und Ruinen. Ab Mitte März legt das Weibchen drei bis sechs Eier. Sind die Jungen geschlüpft, so beginnt eine 30-tägige Nestlingszeit, in der sie sich nicht aus dem Nest bewegen. Es folgt die sogenannte Ästlingszeit, während der sie noch nicht fliegen können, aber im Baum herum klettern. Schließlich kommt die Führungszeit, während welcher die Jungvögel unter Aufsicht der Altvögel fliegen, bis sie diese im Herbst verlassen.
Abgestürzte Jungvögel wieder in den Baum setzen
Gerade während der Ästlingszeit bergen Spaziergänger häufig vom Baum gefallene Jungvögel, um sie in Schwenningers Station abzugeben. Das sei nicht immer optimal – besonders dann, wenn sich die Finder den Fundort nicht genau gemerkt haben und die Tiere nicht an ihren Heimatort zurückgesetzt werden können. Schwenninger empfiehlt, heruntergefallene Ästlinge einfach wieder auf einen höheren Punkt im Baum zu setzen, wo sie vor Katzen und Hunden geschützt sind und zurück zum Nest kommen.
Geschwächte und verletzte Tiere päppelt Schwenninger auf, bis sie flugfähig sind, bringt sie zum Tierarzt oder in die Tierklinik. Seien Vögel so schlimm verletzt, dass sie dauerhaft Schmerzen empfinden, müssten sie mitunter eingeschläfert werden: „Auch wenn es sehr schwer fällt.“
Waldkäuze jagen Mäuse und Ratten aber auch Eichhörnchen und kleine Vögel. Selbst stehen sie auf dem Speiseplan von Uhu, Habicht und Baummarder, Jungtiere können auch Beute für Katze, Fuchs und Mäusebussard werden.
Weitere Eulenarten, die auf der Ostalb und im Ries anzutreffen sind, sind Waldohreule, Sperlingskauz, Raufußkauz, Uhu und Schleiereule. Der nur 20 Zentimeter große Steinkauz hingegen ist seit den 80er-Jahren nicht mehr anzutreffen. Anders im Kreis Ludwigsburg, wo Herbert Keil von der Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen bereits 600 junge Steinkäuze beringt hat. Am 24. Februar hält Keil einen Vortrag in Bopfingen.
Wie in Ludwigsburg, wo Nisthilfen und Schutzmaßnahmen den Bestand seit den 80er-Jahren wachsen ließen, will Schwenninger rund um Bopfingen den Steinkauz ansiedeln. So sollen Lebensräume, so genannte Trittbretter, dafür sorgen, dass sich das Tier jedes Jahr rund 20 bis 30 Kilometer weiter ausbreitet. Kinder der Jagsttalschule Westhausen haben bereits Steinkauz-Nistkästen gebastelt, andere Schulen und Einrichtungen können sich anschließen.
Besonders die Streuobstwiesen rund um Kirchheim sind laut Schwenninger für den Vogel attraktiv. Im Gegensatz zum Waldkauz bevorzugt der Steinkauz zum Nisten alte Obst-, Kopf-, und Alleebäume und Scheunen in offenen Wiesenlandschaften, in denen er auf die Jagd nach seiner bevorzugten Beute – den Regenwürmern – geht. Sollte der Steinkauz in den kommenden Jahren nicht von alleine auftreten, so sei es auch denkbar, einige Exemplare aus Auffangstationen in unserer Region auszusetzen. Der „Der Steinkauz – Chancen und Möglichkeiten zur Wiederansiedlung“von Herbert Keil findet am Freitag, 24. Februar, um 19 Uhr in der Schranne Bopfingen statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.