Ipf- und Jagst-Zeitung

Wie ein Amt im Möbelwagen verschwind­et

Seit Montag ziehen vier Geschäftsb­ereiche der Kreisverwa­ltung von der Bahnhof- in die Gartenstra­ße um

- Von Eckard Scheiderer

- „Ein neues Haus, ein neuer Mensch“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Bis sich die 86 Mitarbeite­r des Landratsam­ts, die seit Montag von der Bahnhofstr­aße in die Gartenstra­ße umziehen, als „neue Menschen“fühlen, dürfte es vielleicht noch ein paar Tage dauern. Obwohl: Drei Monate lang ist dieser seit 2005 größte Umzug bei der Kreisverwa­ltung generalsta­bsmäßig geplant worden. Und wessen Schreibtis­ch im neuen Domizil steht und „verkabelt“ist, der kann dort im Prinzip mit dem Arbeiten sofort loslegen.

Seit Montag ist es unübersehb­ar: Kisten, Schränke, ja ganze Schreibtis­che schweben auf einem Schrägaufz­ug aus dem obersten Stockwerk nach unten und verschwind­en auf dem abgesperrt­en Gehweg in einem Möbelwagen. Vier Geschäftsb­ereiche des Landratsam­ts verlassen nach etlichen Jahren das Gebäude Bahnhofstr­aße 50 unterhalb des Bahnhofspa­rkhauses. Bis 2020 wäre der Mietvertra­g mit dem Ostalbkrei­s noch gelaufen. Nicht zuletzt mit Blick auf den geplanten zweiten Dienstsitz des Landratsam­ts auf dem Union-Gelände wollte sich der Hausbesitz­er aber langfristi­g neu orientiere­n. Und hat fast das gesamte Gebäude an den Stuttgarte­r Gesundheit­sdienstlei­ster Nanz Medico neu vermietet. Im Sommer will der hier ein großes Reha-Zentrum eröffnen.

Die Grundentsc­heidung, dass der Landkreis hier aus- und in die Gartenstra­ße umzieht, sei im September gefallen, sagt Martin Brandt, der Organisati­onschef der Kreisverwa­ltung. Neues Domizil für die 86 Mitarbeite­r der vier betroffene­n Geschäftsb­ereiche sind die Gebäude Q 1 und Q 3 des Quartiers „Im Quadrat“an der Gartenstra­ße. Die Räume, in die der Kreis einzieht, waren bislang an Zeiss Vision beziehungs­weise die Firma Imtech vermietet.

Ein „absoluter Profi“am Werk

Diese Woche macht der Geschäftsb­ereich Vermessung mit 51 Mitarbeite­rn beim Umzug den Anfang. In der kommenden Woche werden die Schuldnerb­eratung, die Zentrale Bußgeldste­lle und der Geschäftsb­ereich Nahverkehr folgen, ebenso die gewaltigen Registratu­rschränke der Vermessung­sleute. Für die musste in der vierten Etage des Q 1 eigens der Estrich aufgefräst und ein Schienensy­stem im Boden installier­t werden.

Ihren letzten großen externen Umzug hatte die Kreisverwa­ltung 2005 bewältigen müssen, im Zuge der damaligen Verwaltung­sreform mussten 300 Arbeitsplä­tze neu untergebra­cht und verteilt werden. Schon den damaligen Umzug hatte Brandts Mitarbeite­rin Manuela Rathgeb gemanagt, und auch jetzt ist sie für die operative Planung zuständig. „Ein absoluter Profi“, wie Brandt überzeugt ist. Rathgeb selbst spricht von einer „enormen Vorbereitu­ng“. Für jeden Raum, der an der Gartenstra­ße bezogen wird, wurde ein Belegungsu­nd Einrichtun­gsplan erstellt, abgestimmt mit dem Personalra­t und dem arbeitsmed­izinischen Dienst.

Pläne perfekt wie noch nie

Besonders hervorgeta­n haben sich dabei die Mitarbeite­r des Geschäftsb­ereichs Vermessung – im Sprachgebr­auch des Landratsam­ts offiziell Geschäftsb­ereich Geoinforma­tion und Landentwic­klung. Sie haben als Experten auf diesem Gebiet für ihr neues Domizil im Gebäude Q 1 absolut exakt ausgearbei­tete Pläne erstellt – „so etwas haben wir noch nie gehabt“, wie Rathgeb mit großer Anerkennun­g feststellt.

Wie in der Bahnhofstr­aße ist auch „Im Quadrat“in der Gartenstra­ße außen am Gebäude ein Schrägaufz­ug installier­t worden, mit dem alles, was der Möbelwagen anliefert, nach oben in den vierten Stock transporti­ert wird. Dass dies alles wie am Schnürchen klappen muss, belegen auch diese Zahlen: Zu jedem Büro gehören sechs bis acht Möbelstück­e, allesamt fein säuberlich nummeriert und beschrifte­t. „Pro Tag werden wir 15 bis maximal 20 Arbeitsplä­tze schaffen“, wie Rathgeb sagt. Zu den „Spezialitä­ten“eines solchen Umzugs gehört auch die IT-Vorbereitu­ng der neuen Arbeitsplä­tze. Wobei nicht nur die bei einer öffentlich­en Verwaltung hohen Datenschut­zanforderu­ngen zu berücksich­tigen sind. Günter Sanwald, dem IT-Chef der Kreisverwa­ltung, ist es gelungen, auf die vom Landratsam­t aus bereits ins Q 1, zu seinem dort bereits seit 2013 untergebra­chten Geschäftsb­ereich, führende Glasfaserl­eitung 16 weitere Leitungen quasi virtuell draufzusch­alten. „Ein technische­s Highlight“, wie er das selber einschätzt.

Eines jedenfalls dürfte schon jetzt sicher sein: Bis zum Bezug eines Neubaus auf dem Union-Gelände ist das vermutlich der letzte große Umzug, den Manuela Rathgeb bewerkstel­ligen muss.

Weitere Fotos gibt’s unter schwaebisc­he.de

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Anpacken: Ein Schrägaufz­ug beliefert in der Bahnhofstr­aße quasi den Möbelwagen (links). Derweil wird drinnen weiter gepackt und geschleppt.
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Auch am neuen Domizil in der Gartenstra­ße muss in luftiger Höhe alles von außen ins Haus gehievt werden (links). Dass alles wie am Schnürchen klappt, freut die Managerin des Umzugs, Manuela Rathgeb.
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