Mitgestalten in veränderter sportlicher Landschaft
Elisabeth Strobel aus Wain und Andreas Schmid aus Meckenbeuren kandidieren heute für das WLSB-Präsidentenamt
Mehr als 5700 Sportvereine sind im Württembergischen Landessportbund (WLSB) organisiert, der Dachverband auch für Württembergs 52 Sportfachverbände ist. Somit vertritt der WLSB die Belange von derzeit etwa 2,04 Millionen zumeist sporttreibenden, zumindest sportaffinen Menschen. An seiner Spitze steht der Präsident. Zum Jahreswechsel hat Klaus Tappeser dieses (Ehren-)Amt aus beruflichen Gründen niedergelegt, heute Abend entscheiden WLSB-Präsidium und -Vorstand in Stuttgart über die Nachfolge. Der Wahl stellen sich neben Andreas Felchle (Maulbronn), WLSB-Vizepräsident Finanzen, zwei Bewerber aus dem Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“: Elisabeth Strobel (Wain), Präsidentin des Sportkreises Biberach, und Andreas Schmid (Meckenbeuren), WLSB-Vizepräsident Jugend. Über ihre sportlichen Aktivitäten, über die hierzulande gängige Sicht von Funktionärsarbeit und Dringliches auf der WLSBAgenda hat Joachim Lindinger mit beiden gesprochen.
Ein künftiger WLSB-Präsident/eine künftige WLSB-Präsidentin sollte ja auch so seine/ihre praktischen Erfahrungen haben. Treiben Sie aktiv Sport? Regelmäßig?
Andreas Schmid: Aktuell bin ich Mitglied im Tennisclub vor Ort und versuche, zumindest einige Male im Jahr dort aktiv zu sein. Seit meiner Kindheit bin ich durchgehend Vereinsmitglied und habe in der Zeit vor allem Volleyball und Handball auf verschiedenen Leistungsebenen gespielt. Elisabeth Strobel: Sport zu treiben ist für mich ein wichtiges Element in meinem Lebensalltag. Ich walke, jogge, wandere, laufe Ski und mache Gymnastik. Als Ausgleich oder auch als „Ruhepol“ist das eine tragende Säule in meinem Leben
Nichtfunktionäre stellen sich Funktionärsarbeit gerne unspektakulär bis langweilig vor. Was würden Sie dieser Einschätzung entgegenhalten?
Andreas Schmid: Ich habe bisher bereits sehr viele Ebenen des Sportfunktionärs kennenlernen dürfen. Alle waren auf ihre Art reizvoll, da man die Möglichkeit hat, die Zukunft eines der gesellschaftlich wichtigsten Felder zu gestalten; dies gilt von der Kommune bis zur Bundesebene. Das Spektrum reicht von der Organisation eines Jugendturniers vor Ort bis zur Diskussion über Spitzensportförderung auf Bundesebene. Man muss dazu die positive Auseinandersetzung mit Menschen mögen, ich genieße diese bereits seit vielen Jahren. Elisabeth Strobel: Da wir hier über die Funktionärstätigkeit im Sport sprechen, will und muss ich hier für mich konsequent widersprechen. Die Begegnungen mit den SportlerInnen, den Vereinen und Verbänden ist eine große Bereicherung. Hierbei die Freude am Miteinander erlebbar zu machen, ist meine Aufgabe.
Die Amtsperiode des/der am Dienstag Gewählten dauert bis zum Landessportbundtag 2020. Was sind die größten Herausforderungen für den WLSB in dieser Zeit?
Andreas Schmid: Aktuell gibt es etliche Anzeichen, dass die Politik auf den verschiedenen Ebenen dem Sport nicht mehr die hohe Bedeutung zuschreibt, die er tatsächlich hat. Dies zieht sich von der aktuell nicht akzeptablen Sportlehrer- und Sportlehrerinnenausbildung bis zu den momentan geführten Diskussionen über die Förderung des Sports in unseren Vereinen in vielen Städten und Gemeinden, welche zumeist eine Reduktion der Unterstützung vorsehen. Hier müssen wir dringend aktiv sein. Elisabeth Strobel: In den letzten Jahren hat sich die sportliche Landschaft verändert. Wir haben mit Themen wie Demografie, Landflucht, Inklusion, gesellschaftliche Mobilität und Unabhängigkeit zu tun. In der jüngsten Zeit kam das Thema Integration dazu. Diese Themen werden uns auch weiterhin begleiten. Und hier müssen wir partnerschaftlich für unsere Vereine praktische Lösungen anbieten und unterstützen
Was würden Sie im Falle Ihrer Wahl als Erstes angehen?
Andreas Schmid: Wenn wir als Sport erfolgreich sein wollen, müssen wir uns mit allen Einheiten des Sports gemeinsam aufstellen. Deshalb gilt es, ohne Eitelkeit und Egoismen, sich auf gemeinsame Prioritäten und strategische Vorgehensweisen im Sinne des Sportes zu einigen. Elisabeth Strobel: Bei meiner Wahl zur WLSB-Präsidentin würde ich als Erstes ein gemeinsames Gespräch mit allen Vorstandsmitgliedern führen. Meine Freude am sportlichen Ehrenamt und meine offene Kommunikation will ich hier gerne als Basis definieren. Und dann würde ich mich sofort bei meinen SportlerInnen im WLSB vorstellen.
Muss man als WLSB-Präsident/in dicke Bretter bohren (können)?
Andreas Schmid: Die Sportorganisation bietet alle Bretterdicken; sicherlich auch die für nachhaltiges Bohren. Dazu gehört aus meiner Sicht insbesondere die konsequente Anpassung unserer Strukturen und Inhalte an die Bedürfnisse der Menschen und Vereine vor Ort. Elisabeth Strobel: Ich denke, dass wir in der heutigen Zeit, aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen, viel Engagement und Energie benötigen. Ich als Sportlerin und Mensch habe dieses Engagement und die Energie, um für unsere Ziele mit Freude und Humor zu kämpfen. Hierbei werde ich – wenn nötig – auch dicke Bretter bohren.
Gibt es ein Themenfeld, ein Projekt, das Ihnen Herzensangelegenheit ist?
Andreas Schmid: Ja, dies ist die besondere Chance des Sports, für unsere gesellschaftlichen Herausforderungen eine Lösung zu sein. Wir müssen weiterhin im Sport und mit dem Sport Themen wie zum Beispiel „Integration von Flüchtlingen“, „Inklusion“oder „Gewinnung von Ehrenamtlichen“aktiv angehen und unseren großen Beitrag zu einem harmonischen Miteinander in der Gesellschaft leisten. Dies alles natürlich, ohne die anderen Aspekte des Sports aus den Augen zu verlieren, welche dieser so einmalig in sich trägt. Elisabeth Strobel: Wer mich kennt, weiß, dass es mir ein Herzensanliegen ist, dass unsere Ehrenamtlichen und auch unsere SportlerInnen viel Freude und Bestätigung in ihrem Ehrenamt erfahren. Und dass unsere Gesellschaft immer wieder erfährt, welch großer Schatz in unseren Sportvereinen steckt. Hierbei sollen die Vereine alle Unterstützung aus der übergeordneten Organisationseinheit WLSB erhalten, die möglich ist.