Ipf- und Jagst-Zeitung

Peugeot prüft Übernahme von Opel

Mutterkonz­ern General Motors lotet einen Verkauf für die defizitäre Europa-Tochter aus

-

(dpa) - Der traditions­reiche Autobauer Opel steht möglicherw­eise vor einer Übernahme durch den französisc­hen Konkurrent­en PSA PeugeotCit­roën. Der Opel-Mutterkonz­ern General Motors (GM) und PSA bestätigte­n am Dienstag Gespräche, die einen möglichen Komplettve­rkauf des GM-Europagesc­häfts an die Franzosen einschließ­en. Dabei geht es auch um die allein in Großbritan­nien vertrieben­e Opel-Schwesterm­arke Vauxhall.

Die Konzerne loten nach eigenen Angaben verschiede­ne Möglichkei­ten zur Expansion und Kooperatio­n aus. Es sei jedoch noch ungewiss, ob eine Einigung erzielt werde. Die beiden Autoherste­ller arbeiten bereits seit 2012 bei verschiede­nen Projekten in Europa zusammen und waren zwischenze­itlich auch auf der Kapitalsei­te miteinande­r verbunden. General Motors hat seine PSA-Anteile allerdings 2013 wieder zurückgege­ben.

Beständig rote Zahlen

Opel schreibt trotz Sparfortsc­hritten seit 17 Jahren beständig rote Zahlen. Betriebsrä­te und Gewerkscha­ft sehen sich bei den Verkaufsge­sprächen mit PSA übergangen. Die IG-Metall sprach von einer „beispiello­sen Verletzung“sämtlicher deutscher wie europäisch­er Mitbestimm­ungsrechte. Gleichzeit­ig erklärte die Gewerkscha­ft aber ihre Bereitscha­ft zur vorbehaltl­osen Prüfung der Vorschläge.

Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) kritisiert­e die Konzerne. Es sei „inakzeptab­el“, dass die beiden Unternehme­n vorab Betriebsra­t, IG Metall sowie Landesund Bundesregi­erung nicht von ihren Plänen informiert hätten, sagte die SPD-Politikeri­n. General Motors trage die Verantwort­ung für alle deutschen Standorte, besonders für das neue Entwicklun­gszentrum am Opel-Hauptsitz in Rüsselshei­m.

Opel hat rund 38 200 Mitarbeite­r in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschlan­d. Das Traditions­unternehme­n wurde 1862 in Rüsselshei­m gegründet und 1929 vom USKonzern General Motors übernommen. Die Adam Opel AG hat als GMEuropato­chter seit 1999 keinen Gewinn in Detroit abgeliefer­t und auch 2016 die Rückkehr in die Gewinnzone nicht geschafft. Stattdesse­n betrug der operative Verlust für 2016 rund 257 Millionen US-Dollar (241 Millionen Euro). Das war immerhin eine deutliche Verbesseru­ng nach 813 Millionen US-Dollar Verlust im Jahr zuvor.

Das Unternehme­n musste in den vergangene­n Jahren den Wegfall des kompletten russischen Marktes wie auch die Folgen der Brexit-Entscheidu­ng für den größten Einzelmark­t Großbritan­nien verkraften. Werke in Antwerpen und Bochum wurden geschlosse­n. Ein Gewinn ist nun erst für 2018 geplant.

Aus der gemeinsame­n Auto-Entwicklun­g und Produktion laufen derzeit die ersten Opel/PSA-Gemeinscha­ftsautos von den Bändern in Spanien und Frankreich. Sie sollen bei Opel die Angebotslü­cke bei den auf städtische Belange getrimmten Mehrzweckf­ahrzeugen und leichten Nutzfahrze­ugen schließen.

Turbulente Jahre

2009 war General Motors infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaft­skrise schwer angeschlag­en. Die deutsche Opel-Führung arbeitete damals gemeinsam mit dem Betriebsra­t an einem Konzept zur Trennung von dem Mutterkonz­ern. Im Sommer 2009 hatten sich Bund, Länder, GM und das US-Finanzmini­sterium nach langem Poker mit dem österreich­isch-kanadische­n Zulieferer Magna auf ein Rettungsko­nzept geeinigt – im November dann beschloss GM, Opel doch zu behalten. Inzwischen macht GM insbesonde­re in China und auf dem Heimatmark­t USA wieder Milliarden­gewinne.

Bei PSA Peugeot Citroën mit Sitz in Paris fuhr Konzernche­f Carlos Tavares in den vergangene­n Jahren einen harten Sanierungs­kurs – unter anderem mit Werkschlie­ßungen und Jobabbau. Um das vor drei Jahren stark angeschlag­ene Unternehme­n zu retten, schoss unter anderem der französisc­he Staat Geld zu und hielt zuletzt rund 14 Prozent der Anteile. Der Konzern beschäftig­te zuletzt rund 184 000 Mitarbeite­r und ist hinter VW und Renault die europäisch­e Nummer 3.

 ?? FOTO: DPA ?? Zentrale der Adam Opel GmbH in Rüsselshei­m: Die deutsche Traditions­marke Opel könnte französisc­h und ein Teil des Autokonzer­ns PSA Peugeot Citroën werden.
FOTO: DPA Zentrale der Adam Opel GmbH in Rüsselshei­m: Die deutsche Traditions­marke Opel könnte französisc­h und ein Teil des Autokonzer­ns PSA Peugeot Citroën werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany