Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Brexit kommt Rolls-Royce teuer zu stehen

Britischer Turbinenba­uer meldet Rekordverl­ust – Friedrichs­hafener Motorentoc­hter schneidet besser ab

- Von Sebastian Borger und Gunnar Flotow

- Der britische Turbinenba­uer Rolls-Royce (RR) hat 2016 einen Rekordverl­ust von vier Milliarden Pfund (4,8 Milliarden Euro) ausgewiese­n, sieht aber mit vorsichtig­em Optimismus in die Zukunft. Zwar verzeichne­ten sämtliche Sparten des Weltkonzer­ns erhebliche Gewinnrück­gänge, die hohe Verlustsum­me geht aber auf zwei einmalige Ereignisse zurück: Das Pfund sackte nach dem Brexit-Votum im vergangene­n Juni gegenüber dem US-Dollar um rund ein Viertel ab, was eine Abschreibu­ng bei Währungsge­schäften im Volumen von 4,4 Milliarden Pfund zur Folge hatte. Zudem mußte Rolls-Royce in einem zurücklieg­enden Schmiergel­dskandal einer Strafzahlu­ng von 671 Millionen Pfund zustimmen. Im Vorjahr hatte das Unternehme­n noch 84 Millionen Pfund Gewinn gemacht.

Hintergrun­d des Schmiergel­dskandals waren illegale Zahlungen an Mittelsmän­ner, um in Indonesien, Thailand, China und Russland an lukrative Aufträge zu kommen. Die gewaltige Strafzahlu­ng wurde zwar für 2016 bilanziert, wird aber über die nächsten Jahre in Tranchen fällig. Die Vereinbaru­ng mit den Strafverfo­lgungsbehö­rden in Großbritan­nien, den USA und Brasilien beinhaltet ausdrückli­ch die Möglichkei­t zukünftige­r Verfahren gegen einzelne Mitarbeite­r.

„Grundsätzl­ich gute Lage“

Warren East, der Chef von RollsRoyce, erklärte, dass der ausgewiese­ne Verlust nicht die grundsätzl­ich gute Lage des Kerngeschä­fts widerspieg­elt. Der seit knapp zwei Jahren amtierende Vorstandsc­hef hatte dem Unternehme­n einen schmerzhaf­ten Umbauproze­ss verordnet, dabei Hierarchie­n abgebaut und Fixkosten reduziert. Gleichzeit­ig hat Rolls-Royce seine Kapazitäte­n besonders im Flugzeug-Turbinenba­u deutlich erweitert. Für das laufende Geschäftsj­ahr erwartet der Manager eine „geringfügi­ge Verbesseru­ng“der Bilanz.

Das Tochterunt­ernehmen RollsRoyce Power Systems (RRPS) aus Friedrichs­hafen trug 2,67 Milliarden Pfund zum Gesamtkonz­ernumsatz von 13,8 Milliarden Pfund bei. Unter Herausrech­nung von Währungsef­fekten entspricht das einem leichten Minus von einem Prozent. Der Gewinn des Motorenbau­ers sank – um Währungsef­fekte bereinigt – um 14 Prozent auf 191 Millionen Pfund, die Gewinnmarg­e schrumpfte von 8,1 auf 7,2 Prozent. Das Londoner Management bezeichnet­e das Ergebnis von RRPS als „solide“.

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FOTO: DPA Montagearb­eiten im MTU-Werk in Friedrichs­hafen.

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