Der Brexit kommt Rolls-Royce teuer zu stehen
Britischer Turbinenbauer meldet Rekordverlust – Friedrichshafener Motorentochter schneidet besser ab
- Der britische Turbinenbauer Rolls-Royce (RR) hat 2016 einen Rekordverlust von vier Milliarden Pfund (4,8 Milliarden Euro) ausgewiesen, sieht aber mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Zwar verzeichneten sämtliche Sparten des Weltkonzerns erhebliche Gewinnrückgänge, die hohe Verlustsumme geht aber auf zwei einmalige Ereignisse zurück: Das Pfund sackte nach dem Brexit-Votum im vergangenen Juni gegenüber dem US-Dollar um rund ein Viertel ab, was eine Abschreibung bei Währungsgeschäften im Volumen von 4,4 Milliarden Pfund zur Folge hatte. Zudem mußte Rolls-Royce in einem zurückliegenden Schmiergeldskandal einer Strafzahlung von 671 Millionen Pfund zustimmen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch 84 Millionen Pfund Gewinn gemacht.
Hintergrund des Schmiergeldskandals waren illegale Zahlungen an Mittelsmänner, um in Indonesien, Thailand, China und Russland an lukrative Aufträge zu kommen. Die gewaltige Strafzahlung wurde zwar für 2016 bilanziert, wird aber über die nächsten Jahre in Tranchen fällig. Die Vereinbarung mit den Strafverfolgungsbehörden in Großbritannien, den USA und Brasilien beinhaltet ausdrücklich die Möglichkeit zukünftiger Verfahren gegen einzelne Mitarbeiter.
„Grundsätzlich gute Lage“
Warren East, der Chef von RollsRoyce, erklärte, dass der ausgewiesene Verlust nicht die grundsätzlich gute Lage des Kerngeschäfts widerspiegelt. Der seit knapp zwei Jahren amtierende Vorstandschef hatte dem Unternehmen einen schmerzhaften Umbauprozess verordnet, dabei Hierarchien abgebaut und Fixkosten reduziert. Gleichzeitig hat Rolls-Royce seine Kapazitäten besonders im Flugzeug-Turbinenbau deutlich erweitert. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Manager eine „geringfügige Verbesserung“der Bilanz.
Das Tochterunternehmen RollsRoyce Power Systems (RRPS) aus Friedrichshafen trug 2,67 Milliarden Pfund zum Gesamtkonzernumsatz von 13,8 Milliarden Pfund bei. Unter Herausrechnung von Währungseffekten entspricht das einem leichten Minus von einem Prozent. Der Gewinn des Motorenbauers sank – um Währungseffekte bereinigt – um 14 Prozent auf 191 Millionen Pfund, die Gewinnmarge schrumpfte von 8,1 auf 7,2 Prozent. Das Londoner Management bezeichnete das Ergebnis von RRPS als „solide“.