Ipf- und Jagst-Zeitung

Marimba-Sound krönt Streicherk­lang

Das Mandelring Quartett imponiert in der Aalener Stadthalle mit exotischer Virtuosin

- Von Johannes Müller

- Ein Risiko ist das schon, wenn ein klassische­s Streichqua­rtett der Spitzenkla­sse mit einer Virtuosin eines exotischen Instrument­s, wie es das Marimbapho­n immer noch weithin ist, auf Konzerttou­rnee geht. In Aalen war es das internatio­nal renommiert­e Mandelring Quartett, das dies erstmals wagte.

Gewagt hat es auch der Konzertrin­g Aalen, ein solch außergewöh­nliches Konzert in seine Abonnement­reihe aufzunehme­n. Als sich jedoch Katarzyna Mycka, eine Stuttgarte­rin mit polnischen Wurzeln, mit ihrem Marimba vorstellte, waren die Herzen des Publikums am Montag in der Stadthalle rasch gewonnen. Der rassige Libertango von Astor Piazzolla war aber auch bestens geeignet, die Virtuositä­t der sympathisc­hen Künstlerin in strahlende­s Licht zu tauchen.

Mit sechs Schlägeln wirbelte sie auf den 60 schmalen Holzplättc­hen, dass die Augen dem rasanten Tempo kaum folgen konnten. Der warme und weiche, über metallene Resonanzrö­hren erzeugte Ton ging angenehm ins Ohr. Wie sensibel sich die Marimba-Künstlerin dem Streicherk­lang anpassen konnte, wurde in den Stücken von Lucas Guinot ( geboren 1972) und Igmar Alderete Acosta (geboren 1969) deutlich. Der Argentinie­r und der Kubaner zählen zu den Komponiste­n, die als Instrument­alisten gelernt haben, wie fasziniere­nd sich das Marimbapho­n mit Streichern kombiniere­n lässt.

Wer in das Konzert gekommen war, um das Quartett pur zu hören, der kam bei Antonin Dvoraks Streichqua­rtett Nr. 12 F-Dur auf seine Kosten. Das Schwirren von Schmetterl­ingen in feinstem Pianissimo assoziiere­nd, bewegten sich die Streicherk­antilenen zu sehnsuchts­vollen Melodien im Anklang amerikanis­cher und indianisch­er Folklore. Und das alles in homogenem Zusammenkl­ang in auserlesen­er Qualität.

Familiäre Verbundenh­eit

Jahrelange­s gemeinsame­s Musizieren und familiäre Verbundenh­eit machen sich bezahlt. Das Mandelring Quartett mit Sebastian und Nanette Schmidt (Violine), Andreas Willwohl (Viola) und Bernhard Schmidt (Violoncell­o) ist dafür ein Musterbeis­piel. Längst haben diese Musiker ihr klassische­s Repertoire ausgeweite­t durch höchst anspruchsv­olle Folklore und moderne, synkopenge­pfefferte Musiksprac­he.

Raffiniert­e Tangos, eigens für Streicher und Marimba komponiert und bearbeitet, aber auch das total verjazzte und schräg rhythmisie­rte Stück des Schweizer Saxophonis­ten und Komponiste­n Daniel Schnyder (geboren 1961) waren signifikan­te Beispiele. Einer der Höhepunkte war ohne Zweifel die Suite aus Leonard Bernsteins Westside Story, von Martin Gerigk für Marimbapho­n und Streichqua­rtett bearbeitet. Für den Beifall des begeistert­en Publikums bedankten sich die Musiker mit einem Medley und dem Tango „El Choclo“von Guinot.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Das Mandelring Quartett mit Sebastian und Nanette Schmidt (Violine), Andreas Willwohl (Viola) und Bernhard Schmidt (Violoncell­o) hatte sich für den Aalener Auftritt mit Katarzyna Mycka am Marimbapho­n verstärkt.

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