„Gewalt gegen Frauen auch bei uns bittere Realität“
Landrat Klaus Pavel: Frauenhaus in Gmünd ist oft genug Rettungsanker – Rabiate Frauen und Gewalt gegen Männer selten
- Seit es im Ostalbkreis ein Frauenhaus gibt, also seit Oktober 1990, haben dort 1025 Frauen und mehr als 1300 Kinder Schutz und Zuflucht gefunden. Das haben am Dienstag Julia Urtel und Renate Rauberger-Kopp in einer gemeinsamen Sitzung des Sozial- und des Jugendhilfeausschusses des Kreistags mitgeteilt.
Für Landrat Klaus Pavel machen diese Zahlen deutlich: „Gewalt gegen Frauen und Kinder ist auch im Ostalbkreis bittere Realität. Sie hinterlässt tiefe Verletzungen, die oft ein ganzes Leben lang nicht vernarben oder ausheilen. Deshalb brauchen wir diese Einrichtung, die oft genug zum Rettungsanker geworden sind.“
Zur ganzen Wahrheit gehört jedoch, dass es auch rabiate Frauen gibt, die ihre Männer malträtieren, räumte Rauberger-Kopp vom Geschäftsbereich Soziales auf Nachfrage von Regina Gloning (CDU) ein. Bei Frauen komme Gewalt aber selten vor, etwa in fünf Prozent der Fälle. Die betroffenen Männer müssten dann selbst für eine Lösung sorgen.
Julia Urtel, die Leiterin des Geschäftsbereichs Soziales, berichtete, dass im Frauenhaus in Gmünd maximal fünf Frauen mit elf Kindern aufgenommen werden können. In Ellwangen ist für zwei weitere Frauen Platz. Betreut werden sie von drei in Teilzeit beschäftigten Sozialarbeiterinnen, einer Erzieherin und Ehrenamtlichen.
Die Kosten übernehmen die Frauen oder das Jobcenter
Für die Kosten kommen entweder die Betroffenen selbst oder das Jobcenter auf. Es gibt auch Zuschüsse und Erstattungen, 54 000 Euro hat der Kreis 2016 aus dem Sozialhaushalt beigesteuert. Das Haus ist zu nahezu 100 Prozent ausgelastet.
Die Frauen – die größte Gruppe ist zwischen 20 und 30 Jahre alt – bleiben im Schnitt etwa 50 bis 60 Tage. Ein Drittel kehrt danach in die gewohnte Umgebung zurück, ein Drittel sucht sich eine Wohnung, ein Drittel findet eine andere Lösung.
Zuflucht suchen hauptsächlich Frauen aus dem Kreis, aber auch Frauen aus ganz Baden-Württemberg und sogar aus ganz Deutschland. Julia Urtel erklärte dies damit, dass manche Frauen aus Sicherheitsgründen in größerer Entfernung vom Wohnort untergebracht werden müssen. Die Frauenhäuser sind vernetzt und wissen, wo es freie Unterkünfte gibt.
Es sei traurig, dass man über solch einen Bericht überhaupt reden müsse, meldete sich Bernhard Ritter (Freie Wähler) zu Wort. Gewalt brauche man eigentlich nicht in einer zivilisierten Gesellschaft. Daher müsse in den Schulen Respekt und Konfliktbewältigung gelehrt und an der sozialen Kompetenz gearbeitet werden. Ritter: „Das Ziel muss sein, dass es nie wieder einen solchen Bericht gibt!“
Pavel kündigte an, dass das Frauenhaus möglichst noch in diesem Jahr aufgemöbelt werden soll.
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