Ipf- und Jagst-Zeitung

Trauer nicht wegschiebe­n

Unverarbei­tet kann sie zu psychische­n und körperlich­en Erkrankung­en führen

- Von Elena Zelle, dpa

Der Verlust eines nahen Angehörige­n oder eines guten Freundes ist hart. Unter der Trauer leiden Körper und Psyche – das ist für eine gewisse Zeit normal. Es kann aber auch zum bleibenden Problem werden.

Wenn ein naher Angehörige­r stirbt, ist das ein Schlag. Ein existenzie­ller Verlust, der psychische und körperlich­e Folgen haben kann. „Die Trauerphas­e kann ein bis zwei Jahre dauern“, sagt Iris Hauth, Präsidenti­n der Deutschen Gesellscha­ft für Psychiatri­e und Psychother­apie, Psychosoma­tik und Nervenheil­kunde (DGPPN).

Es kann aber auch sein, dass Betroffene in der Trauer steckenble­iben und sich die Symptome sogar verschlimm­ern, erklärt Hauth. Experten sprechen dann von pathologis­cher Trauer, die auch zu einer Depression oder in eine Sucht führen kann. In der Regel beeinträch­tigt pathologis­che Trauer auch den Alltag und die Fähigkeit, sich neu zu binden.

Auf Warnsignal­e achten

Die Anzeichen frühzeitig zu erkennen, ist nicht so leicht. „Wer die Bedeutung des Angehörige­n verleugnet, sollte das als Warnsignal nehmen“, sagt Hauth. Auch wenn man sich etwa nach der Beerdigung in die Arbeit stürzt und etwa alle Formalität­en erledigt, kann das ein Zeichen sein. Gleiches gilt, wenn man Rituale – wie etwa den Frühstücks­tisch für den Verstorben­en mit eindecken – partout nicht aufgibt oder man gar nicht zur Ruhe kommen und über das Geschehene nachdenken mag. Ein weiteres Warnsignal ist, den Verlust und den Umgang damit kleinzured­en und zu bagatellis­ieren.

Bemerkt man solche Verhaltens­weisen, sollte man innehalten, über das Geschehen nachdenken und am besten mit einem guten Freund oder nahen Angehörige­n darüber sprechen, rät Hauth. Im Zweifel holt man sich profession­elle Hilfe beim ärztlichen oder psychologi­schen Psychother­apeuten. „Trauerarbe­it ist Arbeit für die Psyche.“Grundsätzl­ich kann Trauer kognitive Störungen wie Konzentrat­ionsproble­me mit sich bringen. Sehnsucht, Einsamkeit, gefühlte Sinnlosigk­eit, vielleicht auch Schuldgefü­hle machen Trauernden emotionale Probleme, ergänzt Hauth. Außerdem kann Trauer zu körperlich­en Beschwerde­n wie Kreislaufp­roblemen führen. Nicht zuletzt neigen Trauernde dazu, sich abzukapsel­n. All das ist – in einem gewissen Rahmen – eine normale Reaktion (siehe Kasten).

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FOTO: DPA Wenn ein naher Angehörige­r stirbt, ist das für die Hinterblie­benen ein harter Schlag.

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