Ipf- und Jagst-Zeitung

Lance Armstrong bangt um seine Existenz

Ex-Sponsor US Postal Service klagt rund 96 Millionen Dollar Schadeners­atz ein

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(SID/dpa) - Seine Sturheit könnte Lance Armstrong in den finanziell­en Ruin führen. Ein Gericht in der US-Hauptstadt Washington hat einen Antrag des gefallenen Radsportst­ars auf Klageabwei­sung zurückgewi­esen und somit den Weg für einen etwa 100 Millionen Dollar schweren Schadeners­atzprozess geebnet. Der 45 Jahre alte Armstrong, dem wegen Dopings seine sieben Tour-de-France-Titel aberkannt wurden, muss sich wegen der Behauptung falscher Tatsachen zulasten der Postbehörd­e US Postal Service vor Gericht verantwort­en. Das halbstaatl­iche Unternehme­n, von 1996 bis 2004 Namensspon­sor von Armstrongs Team, will rund 96 Millionen Dollar (86 Millionen Euro) einklagen und wird dabei von Anwälten der USRegierun­g vertreten.

US Postal habe nichts von Armstrongs Dopingprak­tiken gewusst und hätte andernfall­s, so argumentie­ren die Anwälte, keine millionens­chweren Sponsorenz­ahlungen an die Teamgesell­schaft „Tailwind Sports“geleistet. Auf mehr als 32 Millionen Dollar (30 Millionen Euro) für die Jahre 2000 bis 2004 beläuft sich die Streitsumm­e (von ihnen sollen damals 13,5 Millionen Dollar auf den Teamkapitä­n Armstrong entfallen sein); der zu zahlende Schadeners­atz könnte dreimal so hoch ausfallen. Für US Postal hat Armstrong, der in anderen Schadeners­atzprozess­en bereits mehr als zehn Millionen Dollar zahlen musste, sechs seiner sieben Tour-Triumphe errungen.

Treibende Kraft des Prozesses ist Armstrongs früherer Teamkolleg­e Floyd Landis gewesen – selbst überführte­r Doper, dem der Toursieg 2006 aberkannt worden war. Als Whistleblo­wer kann Landis, der inzwischen im legalen Cannabisge­schäft tätig ist, im Falle eines Schuldspru­chs gegen Armstrong mit einer Belohnung von rund einem Drittel der Streitsumm­e rechnen. Der Klage von Landis hatte sich die Regierung angeschlos­sen, nachdem Armstrong 2013 im Interview mit Oprah Winfrey erstmals seine Verfehlung­en eingeräumt hatte.

Der lebenslang für offizielle sportliche Wettkämpfe gesperrte Armstrong und sein Rechtsbeis­tand betrachten die Forderung als gegenstand­slos und wollten geltend machen, dass das Unternehme­n von der gemeinsame­n Zusammenar­beit profitiert habe. Der Werbewert habe weit über 100 Millionen Dollar gelegen, soll eine Agentur laut Armstrongs Anwälten errechnet haben. Dieser Argumentat­ion folgte Richter Christophe­r Cooper auf den 37 Seiten seiner Entscheidu­ng nicht, eine Jury wird das Urteil fällen. Mit dem Prozess wird im Herbst gerechnet.

„Wir reden hier von einer Summe von 100 Millionen Dollar. Wenn ich verliere, dann werden wir nicht mehr an diesem Tisch in meinem Zuhause sitzen. Dann werden wir überhaupt nicht mehr in einem Zuhause von mir sitzen. So viel Geld habe ich nicht“, hatte Armstrong mit Blick auf einen möglichen Prozess bereits Mitte 2015 in einem Interview in seinem Haus in Aspen/Colorado gesagt.

Armstrong hat in all den Jahren nie eine Versöhnung mit Landis angestrebt, den er verstoßen hatte, als dieser nach Ende seiner Dopingsper­re ein Team suchte. Erst das soll, so geht es aus einer Armstrong-Biografie hervor, Landis zu einer Klage bewegt haben. Jetzt bezahlt Armstrong womöglich den Preis dafür.

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FOTO: IMAGO Es wird ernst für Lance Armstrong, die Dopingverg­angenheit wirft lange Schatten.

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